Die Stunde des Tors
Unterstützung nie wieder herausfinden.«
Es war nicht alles Seide. Einige der Gebäude protzten mit geschnittenem Stein oder Holz, und auch metallhandwerkliche Produkte waren zu sehen. Die Fenster bestanden aus bestem Glas, und es gab Anzeichen, daß Pflanzenmaterial für Sitzgelegenheiten und anderes Mobiliar verwendet wurde.
Obwohl die Weber keine flugfähigen Geschöpfe waren, ignorierte ihre Konstruktion die Bedingungen der Schwerkraft. Es war äußerst schwierig, unten und oben zu unterscheiden; die ganze Stadt war eine Übung in ästhetischer Anwendung von Geometrie.
Caz hatte recht, dachte Jon-Tom besorgt. Ohne Weberhilfe würden sie nie den Weg zurück zum Fluß finden.
Sie kletterten stetig. Wo immer sie vorüber kamen, wurde die Tagesarbeit unterbrochen, als die Bevölkerung verblüfft auf Wesen starrte, die sie nur aus Legenden kannte. Ananthos und seine beiden Begleiter zeigten denen, die versuchten, die Warmlander zu berühren, ein drohendes Gebaren. Die einzigen, die nicht beiseite geschoben wurden, waren die Horden neugieriger Spinnenknirpse, die die Beine der Besucher fasziniert umschwärmten. Die meisten dieser Kinder hatten einen Körperdurchmesser von etwa dreißig Zentimetern. Sie bildeten einen quirligen Farbenaufruhr um die Füße der Fremden; Rot, Gelb, Orange, Braunrot, Schwarz und anderes, sowohl in metallischen, als auch in matten oder irisierenden Abstufungen. Sie zeigten Streifen, Punkte und komplizierte Muster, aber auch schlichte Unifärbung.
Es war schwer, genaue Umrisse in dieser außergewöhnlichen Vielzahl von Farben und Formen zu erkennen, da der vorherrschende Eindruck war, durch einen flachen Teich voller Beine zu waten. Mit bemerkenswerter Beweglichkeit krabbelten die Jungspinnen zwischen den Füßen der Besucher umher, ohne daß je auf oder gegen eines der winzigen Beinchen getreten wurde.
Ihre größte Aufmerksamkeit richtete sich auf Talea, Flor und Jon-Tom. Bribbens und Clodsahamp wurden völlig von ihnen ignoriert. Und sie waren nicht im mindesten scheu: Ein Junges krabbelte energisch rechts an Jon-Tom hoch und zerrte dabei bedenkenlos an Hose und Cape, die glücklicherweise strapazierfähig waren. Dann ritt es wie eine Katze auf Jons rechter Schulter, um seinen weniger wagemutigen Freunden mit hauchigem Stimmchen etwas zuzuplaudern. Jon-Tom gab sich alle Mühe, sich einzubilden, die Jungspinne sei eine Katze.
Sie zeigte ein Bündel gemalter Linien, die von ihren Mandibeln zwischen den Augen hindurch zum Hinterkopf verliefen. Dieser Schmuck gab Jon-Tom allerdings keinen Hinweis auf das Geschlecht des Weberkindes. Er dachte daran, es herunterzuwischen, aber es geziemt sich für einen Besucher, sich für die Gastfreundschaft seiner Wirte dankbar zu zeigen. Also ließ er es in Ruhe und ignorierte entschlossen das gelegentliche reflexhafte Aufblitzen giftiger Fänge.
Das Spinnenjunge saß sicher auf seinem Platz und winkte mit seinen Beinen mißbilligend dreinblickenden Erwachsenen und neidischen Geschwistern zu. Eilig flüsterte es seinem zuvorkommenden Reittier zu: »Woher kommst du? Du bist warm, nicht kalt wie die Beute oder die Tiere aus dem Wald. Du bist sehr groß und dünn, und du hast dein Haar nur oben auf dem Kopf, und es ist sehr dicht.« Der nur teilweise bekleidete Unterkörper des Weberkindes rieb sich rhythmisch an Jon-Toms Nacken. Er vermutete, daß es sich um eine freundliche Geste handelte. Das Haarkleid an der Unterseite der Jungspinne war weich wie Mudges Fell.
»Ihr habt komische Münder, und eure Fänge sind versteckt. Darf ich sie sehen?«
Geduldig öffnete Jon-Tom den Mund und zog die Lippen zurück, um seine Zähne zu zeigen. Das Spinnenkind fuhr erschreckt zurück und kam dann wieder vorsichtig näher.
»So viele! Und sie sind weiß, nicht schwarz oder braun oder golden. Sie sind so flach, bis auf zwei. Wie kannst du mit ihnen saugen?«
»Ich benutze meine Fänge... meine Zähne... nicht, um Flüssigkeiten aufzusaugen«, erklärte Jon-Tom. »Was ich an Flüssigkeit aufnehme, schlucke ich direkt. Hauptsächlich esse ich feste Nahrung und benutze meine Zähne, um sie in kleine Stücke zu zerkauen.«
Die kleine Spinne erschauerte sichtlich. »Wie schrecklich, schauerlich! Du ißt tatsächlich festes, unverflüssigtes Fleisch? Deine Fänge sehen gar nicht so aus, als könnten sie das. Ich denke, sie würden abbrechen. Uh, uh!«
»Es kann manchmal ziemlich schlimm sein«, gab Jon-Tom zu und dachte an einige der weniger schmackhaften
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