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Die Stunde des Verfuehrers

Die Stunde des Verfuehrers

Titel: Die Stunde des Verfuehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ABBY GREEN
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dem Spiel auf dem Feld aufgebaut worden war, senkte sich tödliche Stille. Unmittelbar daneben führte Alana ihre Interviews, die der Runde über einen Bildschirm eingespielt wurden.
    Pascals Miene wirkte wie zu Stein erstarrt.
    Als Alana spätabends endlich die Tür zu ihrem Cottage aufschloss, fühlte sie sich völlig erledigt. Zurück im Sender, war sie sofort in Rorys Büro zitiert und auf der Stelle gefeuert worden. Ihr Ausbruch war live im Fernsehen ausgestrahlt worden. Und dann war da noch Pascal. Während der Sendung hatte er sich zurückgehalten, im Anschluss jedoch hatte er sich um das Ansehen des Turniers besorgt gezeigt – natürlich auch im Hinblick auf das Image seiner Bank, immerhin einer der Hauptsponsoren, der ein sich rasch ausweitender Skandal alles andere als gut gefiel.
    Zumindest hatte Rory ihr das erzählt, als er ihren Vertrag zerriss.
    Alana sank auf ihre Couch und ließ die Ereignisse der letzten Stunden Revue passieren. Sie fühlte sich elend. Eine Woge der Übelkeit stieg in ihr auf. Sie schaffte es gerade noch bis ins Badezimmer.
    Erst jetzt fiel ihr der Test wieder ein. Sie holte ihn aus der Handtasche und ging zurück ins Bad.
    Schlimmer konnte der Tag ja nicht werden.
    Und dann wurde er es doch.
    Sie versuchte, sowohl die Türklingel als auch den Klopfer zu ignorieren, die beide mit ausdauernder Vehemenz betätigt wurden. Nur der Gedanke an die Nachbarn, die den Krach ja auch hören mussten, brachte sie dazu, vom Sofa aufzustehen und die Tür zu öffnen. Sie wusste auch so, wer der Besucher war.
    Pascal stürmte ins Haus und baute sich zornig vor ihr auf.
    „Was, zur Hölle, war das denn?“
    Alana taumelte zum Sessel hinüber. Wenn sie stehen blieb, befürchtete sie, sie würde ohnmächtig werden. „Das war ich, und ich habe endlich vor allen Leuten meine dreckige Wäsche gewaschen. Vor der gesamten Nation, um genau zu sein.“
    Pascal blickte zu ihr hinunter. „Und vor dem gesamten Publikum des Six NationsTurnier. Während wir hierso nett plaudern, wird die Nachricht auch in anderen Ländern ausgestrahlt.“
    Alana zuckte zusammen.
    „Also?“, fragte er und setzte sich aufs Sofa. „Willst du mir nicht erzählen, was passiert ist?“
    Schulterzuckend schaute sie ihn an, ohne ihn wirklich zu sehen. „Sean hat mich provoziert. Seit Monaten höre ich mir gehässige Kommentare an, wie grausam ich Ryan behandelt habe. In Wahrheit war alles genau so, wie ich gesagt habe.“
    Pascal fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Das ist doch verrückt. Was du gesagt hast …“
    „Ist wahr.“ Allmählich ließ der Schock nach, das Leben kehrte in sie zurück. Dieser Mann und seine Sorge um das Ansehen seiner blöden Bank waren der Grund, dass sie ihren Job verloren hatte.
    Sie stand auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin gerade nicht wirklich in der Stimmung, meine Vergangenheit mit dir zu diskutieren. Würdest du bitte gehen? Ich glaube, für einen Tag hast du genug angerichtet.“
    Auch Pascal erhob sich. „Ich?“ Er deutete auf seine Brust. „Ich bin nicht derjenige, der einer nationalen Trauergemeinde die rosarote Brille heruntergerissen hat. Was auch immer dein verstorbener Ehemann für ein Mensch gewesen sein mag, Alana, dir muss doch klar sein, dass es einen passenderen Zeitpunkt gegeben hätte, das zu verkünden.“
    „Glaubst du wirklich, meine kleine Ansprache war geplant? Es ist einfach passiert. Sean hat mich provoziert.“
    „Mag sein, aber du hast einen Sturm entfesselt!“
    In seinen Ohren hallten noch die Stimmen der anderen Bankvorstände nach, die wissen wollten, was, um alles in der Welt, sich auf der Grünen Insel ereignet hatte. Wieso, fragten sie, hatte ein einziges Interview ausgereicht, um ein berühmtes Rugbyturnier zu einer kümmerlichen Nebenvorstellung zu degradieren? Und was er eigentlich gegen die Auswirkungen zu tun gedenke, die jetzt schon auf dem Aktienmarkt sichtbar waren?
    Auf einmal fühlte Alana sich unendlich müde. „Die Lage wird sich schon wieder beruhigen. In nächster Zeit wird mich ohnehin niemand zu Gesicht bekommen. Der Sender hat mich gefeuert.“
    „Gefeuert?“
    Sie nickte. Plötzlich wurde ihr schwindelig. Rasch ließ sie sich in den Sessel sinken. Sofort kniete Pascal an ihrer Seite und legte seine Hände auf ihre Knie.
    „Was ist los?“, fragte er.
    „Nichts“, erwiderte sie und widerstand dem Drang, eine Hand auf ihren Bauch zu legen. „Abgesehen davon, dass ich keinen Job mehr habe und Ende des Monats

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