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Die Stunde des Wolfs

Die Stunde des Wolfs

Titel: Die Stunde des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Furst
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Ab, zurück ins Boot.«
    De Haan schüttelte den Kopf. »Können sich ebenso gut flachlegen lassen.«
    »Du da«, sagte Ratter in seinem brutalen Französisch. »Komm her.«
    Der Zuhälter trug einen smarten grünen Anzug. Er sprang eilig zu Ratter und De Haan herüber und sagte, »Sirs?«
    »Sind die Mädchen sauber?«, fragte Ratter. »Nicht krank?«
    »Es geht ihnen bestens, Sir. Sie waren am Montag beim Arzt. Dr. Stein.«
    Ratter starrte ihn mit einem kalten blauen Auge an. »Gott steh dir bei, wenn du lügst.«
    »Ich schwör's Ihnen, Sir. Sir?«
    »Ja?«
    »Darf man wohl um Erlaubnis bitten, eins Ihrer Rettungsboote zu benutzen? Unter den Persenningen?«
    »Nur zu«, sagte De Haan.
    Schnell bildete sich eine Traube um die Mädchen, die lächelten, Kusshände warfen und mit den Wimpern klimperten. Es war schon lange dunkel, als die letzten beiden Bumboote kamen. Die ersten Händler waren wieder zur Küste aufgebrochen, und die Besatzung war größtenteils auf dem Wohndeck beim Abendessen, zu dem die Hyperion-Lijn als Nachtisch Orangen vom Bumboot-Markt beigesteuert hatte.
    Der Bootsmann und Vollmatrose Scheldt war nach unten gegangen, während De Haan und Ratter warteten, bis die Männer in Dschellabas sich die Gangway hochkämpften. Es waren mindestens zwanzig, von denen einige Lattenkisten mit Seilgriffen trugen, die sie schließlich keuchend an Deck verfrachteten. Einer von ihnen schüttelte, nachdem er seine Last abgesetzt und sich langsam aufgerichtet hatte, den Kopf und verzog das dunkle Gesicht zu einer Grimasse, als wollte er sagen, wieso immer ich?
    »Ganz schönes Ende bis hier rauf«, sagte De Haan mitfühlend.
    Der Bumboot-Mann starrte ihn einen Moment lang an und nickte dann zur Bekräftigung. »Wie 'n verfluchter Tritt in die Eier«, sagte er.
    Überall Militärkommandos.
    Fünf in der Kajüte des Ersten Offiziers, Ratter und Kees zusammen mit dem Obermaschinisten auf ein dreistufiges Hochbett gepfercht, ein paar weitere in der Offiziersmesse, wo sie auf dem Boden schlafen mussten oder auf dem L-förmigen Bankett-Tisch, an dem die Offiziere aßen. Die Übrigen wurden hier und da verstaut, wobei Mr. Ali in den Funkraum verlegt wurde, um die Kajüte freizumachen, die er sich mit seinem Gehilfen teilte. In grauer Vorzeit, in jenem reichen, zukunftsträchtigen Jahr 1919, war die Noordendam auf der Van-Sluyt-Werft von Dordrecht so konzipiert worden, dass sie vier Erste-Klasse-Passagiere unterbringen konnte – Leute, die das Fernweh trieb, oder Kolonialbeamte –, nichts Ungewöhnliches für ein Handelsschiff der Zeit. Es ging das Gerücht, dass sie tatsächlich einmal einen mitgenommen habe, doch niemand wusste zu sagen, wen oder wohin seine Reise ging, und so blieb es am Ende bei der Mahagonivertäfelung und ein bisschen mehr Platz für die Schiffsoffiziere, die diese Kajüten bewohnten.
    Major Sims, der eine Einheit befehligte, schob zusammen mit De Haan Hundswache von Mitternacht bis vier. Klein und akkurat und, wie De Haan spürte, angespannt vor unterdrückter Aufregung, gehörte er zu den Männern, denen die Haut zu straff auf dem Gesicht spannte, mit leicht vorstehenden Augen, so dass er über das Leben entweder leicht irritiert oder erstaunt zu sein schien, was eine dicke Schicht dunkelbraune Tarnfarbe in diesem Moment noch unterstrich. »Die kann man abwaschen«, sagte er. »Mit Wasser und Seife.« Von Natur aus nicht sonderlich mitteilsam, verriet er De Haan aber doch in der vertraulichen Dunkelheit der Brücke, dass er und seine Männer aus ›einem guten Regiment‹ stammten, ›einem, das Ihnen bestimmt etwas sagt‹, und dass er ›schon lange um einen Sondereinsatz gebeten‹ hätte. Na ja, dachte De Haan, jetzt hast du ihn.
    Schwerer Seegang auf ihrem Weg nach Norden, so dass ihr Schiff sich schlingernd und stampfend seinen Weg durch die Dünung bahnte. De Haan stand lässig beim Steuermann, die Hände in instinktiver Seemannsmanier zur Balance hinter dem Rücken verschränkt, eine Haltung, die Sims auch bald für sich entdeckte. Einige der Kommandos würden sich nun schon ein wenig mulmig fühlen, dachte De Haan, und Schlimmeres stand zu befürchten, doch Major Sims schien allemal ein guter Seemann zu sein. Der Messejunge erschien, und De Haan bestellte zwei Becher Kaffee auf die Brücke.
    »Es bleibt bei der voraussichtlichen Ankunft, Sir, nicht wahr?«, fragte Sims.
    »Kommenden Montag, den zwölften, vor Tunesien – Cap Bon, kurz nach Einbruch der Nacht. Aller Voraussicht nach

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