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Die Stunde des Wolfs

Die Stunde des Wolfs

Titel: Die Stunde des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Furst
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britischen Truppen an der Front empfangen, und so erhob sich vom Kreuzer, von den beiden Zerstörern und den kleineren Schiffen ein Blizzard aus den Flugabwehrgeschützen. Oerlikon-Flaks, die – aus leicht nachzuladenden Sechzig-Schuss-Trommeln im Achtsekundentakt – fünfhundert Schuss pro Minute abfeuerten, und Bofors-Zwillingsflaks mit hundertzwanzig Schuss pro Minute, dafür aber schwereren Granaten. Bei jedem fünften Schuss kam aus beiden Waffen ein Leuchtspurgeschoss, ein spektakuläres Feuerwerk, bei dem sich dutzendweise rote Streifen über die Noordendam zogen und zeitgleich mit den Stukas niedergingen. De Haan stand wie versteinert, während die Leuchtspuren immer dichter über seinem Kopf zischten.
    Die Bomber flogen ihren Angriff in Dreierformation, der mittlere explodierte sofort, der zweite stürzte über den Bäumen an den unteren Hängen ab, so dass die harzhaltigen Pinien in Brand gerieten, während der dritte Pilot unter derart starkem Beschuss abdrehte, seine Bombe loswurde – die hinter der Stadt einen Stall in die Luft sprengte –, sich östlich der Schiffe auf die Seite legte, einen Moment lang Rauch hinter sich herzog, bevor er sich mehrfach überschlug und schließlich ins Wasser stürzte.
    Die zweite Formation ging geschickter zu Werke. Sie folgte der Biegung am Berg, um dann in scharfem Bogen zum Hafen abzuschwenken. Von einer Bombe erhob sich zwischen der Triton und der Maud McDowell eine riesige Fontäne, während eine zweite im Flakfeuer explodierte und hundert Fuß über der Noordendam ihr eigenes Flugzeug sprengte, so dass es brennende Metallteile auf das Schiffsdeck regnete, während die dritte – nun ja, niemand sah, was aus der dritten wurde.
    Wo steckt die Royal Air Force? Hier jedenfalls glänzte sie durch Abwesenheit. Wenn man von den beiden Hurricanes absah, die mit Stahlseilen an Deck der Noordendam  verankert waren. Ansonsten nur der nächste Stuka-Schwarm. Doch die Navy schlug sich tapfer mit einem unablässigen Trommelfeuer, auch wenn ein Teil davon die Häuser im Hafen traf und Putzbrocken von den Wänden sprengte.
    De Haan kletterte den Niedergang zur Brücke hoch, wo Kees und ein Vollmatrose das Schauspiel verfolgten. Dann lag er unversehens auf dem Rücken, der Matrose quer über seinen Beinen, während draußen ein Eisenhagel niederging, zuerst ein leichtes Prasseln, das bald in einen Platzregen überging. Als De Haan versuchte, sich unter dem Mann herauszuwinden, stellte er fest, dass er auf einem Ohr nichts mehr hörte, und er schüttelte den Kopf wie ein Hund. Es half nichts. Dann erschien Kees, dem Blut aus der Nase und beiden Mundwinkeln rann. Nachdem er De Haan auf die Beine geholfen hatte, hielt er sich die hohle Hand unters Kinn und spuckte den Stummel seiner Pfeife aus.
    Als De Haan sich umsah, merkte er, dass kein Glas mehr in den Fenstern war, was ihm eine bessere Sicht auf die Flammen bereitete, die vorn am Bug hellgelb aufblitzten. Sie hatten also Feuer gefangen. Schluss, aus. Er versuchte zu rennen, doch er war ziemlich wacklig auf den Beinen und torkelte wie betrunken auf die Nock hinaus. Jemand hatte den Feueralarm ausgelöst, und er konnte dunkle Gestalten erkennen, die einen Schlauch zum Bug hinüberschleppten. Ein Stück weiter vorn stieß er auf Van Dyck, der einen der Brandbekämpfungstrupps befehligte und mit einem Hochdruckschlauch einen dicken Wasserstrahl auf einen der Panzer richtete, der brannte und in Abständen aus einem Loch in seinem vorderen Deck Granaten in den Himmel schoss.
    »Die Maud McDowell«, brüllte Van Dyck.
    De Haan suchte nach dem Schiff, konnte es aber nirgends finden. Wohl sah er die Triton, aber nicht die Maud McDowell, denn sie war nicht da. Sie stand nicht in Flammen. Sie war nicht im Sinken begriffen. Sie war nicht mehr.
    30. Mai. Hafen von Tanger.
    Wilhelm machte mit einer schwungvollen Gebärde Tee, indem sie den Kessel hob und senkte, während der Wasserstrahl auf die Minzblätter am Boden eines Glases spritzte. »Mein Teeritual«, sagte sie. »Jeden Tag um diese Zeit.«
    Im Fenster ihres Studios ging die Sonne unter. Auf einem Diwan lag ihr Modell unbekleidet unter einer Decke mit winzigen, an Fäden hängenden Silberspiegeln, rauchte eine Zigarette und sah ihnen wie eine Katze zu.
    »Stimmt's, Leila?«, sagte Wilhelm auf Französisch. »Zeit für den Tee.«
    »Wird er immer so aufgegossen?«, fragte De Haan.
    »Das kühlt das Wasser ab«, sagte Leila. »Damit das Glas nicht platzt.«
    Sie war schön, auf

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