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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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konnte?
    Sie folgten der Straße, die in die Wälder führte. Hel hielt Ausschau nach den Wrauden, doch das Dickicht war zu verschlungen. Unauffällig schob sie die Augenklappe zur Seite.
Kleine Tiere bevölkerten den Wald. Nur einen Schritt neben der Straße schlief etwas, das dem Licht zufolge ein Igel oder vielleicht ein Waschbär sein konnte. Hinter einer Gruppe dichter Tannen grasten Rehe. Auch durch die Pflanzen pulsierte hier und da Lirium; die Zweige einer alten Weide wurden nicht etwa vom Wind bewegt, sondern von der Magie der Erde. Die Lichter von Schmetterlingen, Libellen und Käfern glitzerten wie Sternenstaub bis in die Ferne. Hel beobachtete das vielfarbige Leben und merkte erst nach einer Weile, wie beruhigend sie es fand. All die vielen, vielen Lebensfunken waren zwar an unterschiedliche Körper gebunden, doch sie bestanden aus demselben Licht, waren Teil eines Ganzen. Wenn ein Licht erlosch, würde es irgendwo anders neu aufleuchten. Es ging nichts verloren. Es konnte niemals etwas verloren gehen.
    Hel spürte, dass Nova zu ihr herüberspähte, und zog sich die Augenklappe hastig wieder zurecht. Hoffentlich hatte er nicht … aber er schien eher ängstlich als angewidert, also hatte er ihr Auge nicht gesehen. Sie gab ihm zu verstehen, dass es keinen Grund zur Sorge gab. Jedenfalls keinen, den sie mit der zweiten Sicht erkennen konnte.
    Die Wrauden, die Hel jeden Moment erwartete, kamen und kamen nicht. Allmählich dunkelte der Himmel hinter dem dichten Blätterdach. Hel fiel auf, wie spät es schon war, als sie eine Herberge am Wegrand passierten. Der Hof lag auf einer Lichtung und blinzelte aus erleuchteten Fenstern. Man hatte die Nachtlampen schon angezündet. Ein paar Gestalten standen unter den schwarzen Bäumen und tuschelten; es waren Isen, wahrscheinlich aus Pellinar. Bei dem Gedanken an ein Bett und Abendessen wurden Hel die Schritte schwer. Doch weder Kelda noch Olowain schenkten der Herberge Beachtung.

    Bald war das Licht hinter den Bäumen verschwunden. Der Weg verschwamm zusehends in Dunkelheit. Irgendwann ließ Olowain seinen Stab aufleuchten und auch Kelda machte seine Leuchtkugel an. An einer Stelle, wo nur Moos und Wurzeln den Wegrand säumten, traten sie in den Wald ein, und Olowain stellte seinen Stab ab. Sie ließen sich rings darum nieder, um zu rasten und zu Abend zu essen.
    »Also schlafen wir hier?«, fragte Hel, als sie ihr Mahl beendet hatten.
    Kelda schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, nein.«
    Hel wollte ihn schon auf die Wrauden ansprechen, als sie Laub knistern hörte. Sie drehte sich um und sah, wie die Katzenwesen angelaufen kamen. Wie sie sich so rasch und leise bewegten, kam Hel einfach nicht umhin, nervös zu werden. Es kostete sie einige Mühe, den Fluchtimpuls niederzuringen.
    Die Wrauden strichen um Kelda herum, ließen sich streicheln und kraulen. Dabei beobachtete Hel mit Herzklopfen, wie eine der Wrauden das Maul öffnete, um ihn abzuschlecken - und für einen kurzen Moment seinen ganzen Arm zwischen den Zähnen hatte.
    Dann suchten die Wrauden die anderen Gesandten auf. Sie kehrten zu denen zurück, die sie letzte Nacht getragen hatten - offenbar gehörten sie jetzt einander. Zögernd streckte Hel die Hand aus und strich ihrer Wraude über die weiche Schnauze. »Hallo«, murmelte sie. »Wo wart ihr den ganzen Tag?«
    Die Wraude warf mit einem tiefen Knurrlaut den Kopf nach hinten und Hel zog erschrocken die Hand zurück. Dann ließ das Tier sich nieder und erlaubte ihr, auf seinen Rücken zu klettern. Relis stieg hinter ihr auf und die Wraude erhob sich. Olowains Stab und die Leuchtkugel erloschen. Sie liefen los.

    In der Finsternis fielen Hel immer wieder die Augen zu und der Rhythmus der Sprünge ließ sie in einen angenehmen Dämmerzustand sinken. Blasse Träume zogen an ihr vorüber … die Wüste, ihr Ritt auf dem Lymaerus mit ihm … Wo er wohl gerade war? Irgendwo war er und schlief vielleicht, oder er ritt wie sie durch die Nacht, auf einem Lymaerus …
    Als die Morgendämmerung kam, schmerzten Hel die Augen vor Müdigkeit. Die Wrauden verlangsamten ihre Schritte, bis sie schließlich die Ader verließen und in den Wald liefen. Hinter einem Vorhang aus Fichten ließen sie sich nieder. Ohne sich abzusprechen glitten die Gefährten zu Boden, in ihre Umhänge gewickelt wie Raupen. Auch die Wrauden legten sich schlafen, ein Hügel aus grauem Fell und weichen Tatzen.
     
    Als Hel zu sich kam, waren die Wrauden fort. Olowain, Kelda und die Söldner waren

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