Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
nicht den geringsten Eindruck auf mich. Im Übrigen ist mir Sein Name vertraut, weil ich Ihn für einen gefährlichen Spion halte. Zweimal habe ich dem Stadtkommandanten empfohlen, dem Oberstzollmeister den Prozess zu machen und ihn hinrichten zu lassen. Das erste Mal wurde mein Ersuchen abgelehnt, aber wie er weiß, hat Dresden einen neuen Kommandanten bekommen, und ich bin guter Hoffnung, dass meine Empfehlung diesmal nicht auf taube Ohren stoßen wird!«
    Janosch stand wie vom Schlage gerührt. Aber er war doch unschuldig! Was hatte er denn getan! Schluchzend warf er sich vor dem Offizier auf die Knie. »Bitte, Herr Hauptmann, bitte habt Gnade mit mir! Ich kann alles erklären! Ich bin den Nádasdy-Husaren nachgereist, um eine Verschwörung gegen den Banus von Kroatien aufzudecken. Niemals hatte ich im Sinn, in Preußen zu spionieren. Im Gegenteil, ich bin ein großer Bewunderer Eures Königs und … «
    »Spare Er sich seine Lobreden!« Der Hauptmann setze ihm die Stiefelspitze auf die Brust und stieß ihn zurück ins Stroh. »Mich vermag Er nicht zu blenden. Ich habe die Akten seiner Verhöre eingesehen. Er ist ein gewissenloser Verräter, der sich stets auf die Seite des Siegers stellt. Seine Schmeicheleien über den König entlarven ihn. Er erfüllt mich mit Ekel!« Der Preuße wandte sich nun den Männern zu, deren Namen er aufgerufen hatte. »Ihr wisst, dass ihr schwören müsst, auf Jahr und Tag keine Waffe gegen die Armeen des Königs von Preußen zu erheben. Nur dann werdet ihr in Freiheit entlassen werden. Ist einer unter euch, der nicht bereit ist, diesen Schwur zu leisten?«
    Schweigend blickten die Grenadiere zu Boden. Janosch konnte es nicht fassen. Diese Männer hatten gegen Preußen gekämpft! Sie hatten Soldaten des Königs getötet! Und ihn hielt man hier im Kerker, obwohl er in diesem Kriege nicht die geringste Rolle gespielt hatte.
    Die Gefangenen wurden aus der Kasematte geführt! Krachend schloss sich die schwere Tür hinter ihnen.
    Janosch kauerte sich in das Stroh und schlang sich die dünne Decke, die sein einziges Gut war, um die Schultern.
    »Hier stinkt’s!« Der große Ungar, der sein Lager neben ihm hatte, blickte verächtlich zu ihm hinüber.
    »Was?«
    »Borek hat recht. Hier stinkt’s nach Preußenfreund«, brummte ein Soldat auf der anderen Seite von Janoschs Lager.
    Der Zöllner raffte seine Decke zusammen und wollte sich ans andere Ende der Kasematte verdrücken, doch Borek packte ihn am Arm.
    »Schade, dass ich kein Bajonett mehr habe. Wüsste doch zu gern, ob so ein Verräterschwein wie ein Preuße quietscht, wenn man ihn aufspießt.«
    »Ich … Ich bin kein Verräter! Ich wollte den Banus vor einer Verschwörerin warnen, als man mich gefangen hat, und ich … «
    »Wir haben alle gehört, wie du dich bei dem Hauptmann angebiedert hast, Schwein! Red also nicht!«
    Jemand packte Janosch von hinten und drehte ihm die Arme auf den Rücken. »Um den Kerl quietschen zu lassen, brauchen wir keine Bajonette!«
    Nach dem Rückzug aus Schlesien bezogen die Nádasdy-Husaren nahe Nachod an der böhmischen Grenze ihr Winterquartier. Gabriela aber erhielt Befehl, mit einigen anderen jungen Offizieren den Banus nach Wien zu begleiten, wo der General vor der Kaiserin erscheinen sollte.
    Als die Reitergruppe an einem grauen Januarmorgen die Donau überquerte und in die Hauptstadt einritt, war Gabriela überrascht. Die Stadt der Kaiserin hatte sie sich anders vorgestellt. Nicht voller enger Gassen, an die sich schmutzige Fachwerkbauten reihten. Die meisten Straßen waren ungepflastert. Viele Bürger schütteten den Inhalt ihrer Nachttöpfe einfach aus dem Fenster, sodass das weiße Kleid, das der Winter in der Nacht über die Stadt gelegt hatte, von allerlei hässlichen Flecken durchsetzt war.
    Zwischen die hohen, schmalen Fassaden der Fachwerkbauten drängten sich hier und dort die Residenzen der großen Adelsfamilien. Doch in der Enge der Gassen war es unmöglich, die schön gegliederten Barockfronten zu würdigen, weil man nicht genug Abstand nehmen konnte, um einen Eindruck vom ganzen Bau zu erhalten. All die Pracht, mit der Familien wie die Esterházys, Harrachs, Starhembergs oder Windischgraetz prunkten, verblasste neben den düsteren Bürgerhäusern.
    Manche der Wege waren so eng, dass sich hoch über den Häuptern die Giebel der schiefen Fachwerkhäuser berührten. Nach all den Monaten im Felde fühlte Gabriela sich hier beinahe so eingesperrt wie einst in der Dachkammer ihres

Weitere Kostenlose Bücher