Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin
Öffentlichkeit ist er mein Herr und Gebieter, doch in seinem Hause führe ich das Regiment, bis … Die einzige Ausnahme war jener Abend, an dem du zum ersten Mal zu Besuch kamst. Es war das allererste Mal, dass er meinem Wort nicht trauen mochte. Er ließ sich nicht davon überzeugen, dass du kein Mann bist. Doch vielleicht war das ganz gut so? Seitdem er weiß, dass ich ihn auch in diesem Falle nicht betrogen habe, vertraut er mir noch tiefer.«
Gabriela pfiff leise durch die Zähne. »Was muss es heißen, dich zur Feindin zu haben, Halime!«
Die Gözde bedachte sie mit einem eigenartigen Blick. »Diese Sorge wirst du niemals in deinem Herzen tragen müssen.«
»Im Licht deiner Ehrenhaftigkeit stehe ich besudelt von Schande?«
Halime zog verwundert die Brauen zusammen. Ihr Gesicht wirkte plötzlich fast abweisend. »Sei nicht zu streng mit dir! Doch meide in Zukunft die Nähe höfischer Ränkeschmiede. Dein Charakter ist zu geradlinig. Du magst eine geborene Kämpferin sein, und ich bewundere deinen Mut und deine Waffentaten, doch auf den Schlachtfeldern der Diplomatie bist du verloren wie ein unschuldiges Kind.«
Gabriela nickte. »Ich werde deinen Rat beherzigen. Morgen schon werde ich die Stadt verlassen und zu meinem Regiment zurückkehren. Es ist nun an der Zeit, einander Lebewohl zu sagen.«
»Dann will ich dir ein Abschiedsgeschenk für den Geheimen Rat mit auf den Weg geben.«
Gabriela starrte die Gözde ungläubig an. »Du willst was … «
»Keine Sorge, teure Freundin. Erinnerst du dich daran, dass ich dir bei deinem ersten Besuch geschworen habe, dich niemals zu belügen? Vertraue mir! Der Resmi Pascha ist in Wien, um sich ein Bild davon zu machen, wie stark Österreich und die Allianz sind. In Konstantinopel aber steht in Diensten des Königs von Preußen der Geheime Kommerzienrat von Rexin in steten Verhandlungen mit dem Großwesir. Er wendet reichlich Mittel auf, um hochrangige Berater des Sultans zu beschenken. Die Gaben eines Königs, der jeden Groschen in seine Armee steckt, sind freilich mehr als bescheiden. Es dürfte deinen Landsleuten nicht schwerfallen, seine Bemühungen zu überbieten.«
»Warum sagst du mir das?«
»Weil der Großwesir allen Geschenken zum Trotz die richtige Entscheidung im Sinne des Sultans fällen wird. Versuchen Preußen und Österreicher sich aber gegenseitig zu überbieten, so kann dies letzten Endes nur zum Vorteil meines Volkes gereichen.«
»Und was glaubst du, was für ein Geschenk den Sultan besonders geneigt stimmen könnte?«
Ein ironisches Lächeln spielte um die Lippen der Gözde. »Schickt ihm eine blonde Jungfrau von edler Geburt und mit makellos weißer Haut. Sollte sie zudem noch über Manieren verfügen, sich regelmäßig waschen und gar rasiert sein, so wird dies den Sultan gewiss mehr beeindrucken als ein ganzer Wagen voller Gold.«
»Das ist geschmacklos!«
»Und doch ist es die Wahrheit. Selbst die Berater des Sultans sind reicher als deine Kaiserin. Will man einen solchen Mann nachhaltig beeindrucken, so muss man ihm schon etwas bieten, das für Gold nur schwer zu bekommen ist. Sobald die Straßen einigermaßen gangbar sind, wird der Resmi Pascha Wien verlassen und nach Konstantinopel zurückkehren. Ich bin mir sicher, dass er dabei in Bukarest einen längeren Halt einlegen wird, um auf den dortigen Sklavenmärkten nach jungen Mädchen Ausschau zu halten, die eine Zierde für den Harem des Beherrschers aller Gläubigen sein könnten.«
Gabriela überlief ein Schauer. Niemals würde sie diese Orientalen verstehen. Sie ergriff die Hände der Gözde und drückte sie fest. »Ich fürchte, ich habe dir manche Lehre zu verdanken, teure Freundin. Möge Gott gnädig über dein Glück wachen. Lebe wohl, Halime.«
»Mein Herz sagt mir, dass ich dich wiedersehen werde!«
Gabriela lächelte. »Vielleicht im nächsten Winter, wenn ich Urlaub vom Regiment bekomme.«
Halime nickte. »Ja, vielleicht im Winter.«
Es war schon spät, als Gabriela ihren Bericht vor dem Geheimen Rat beendete. Die altersdunkle Holztäfelung in Schnitters Kammer wirkte im Zwielicht des Abends bedrückend. Nur eine einzige Kerze auf dem großen Schreibtisch erhellte das Zimmer. Der Geheime Rat beugte sich über die Aufzeichnungen, die er während Gabrielas Bericht gemacht hatte, und strich sich nachdenklich übers Kinn. »So, so … der Geheime Kommerzienrat von Rexin ist also in Konstantinopel. Eine gute Wahl … fähiger Mann.«
Die Husarin räusperte sich
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