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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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leise.
    Schnitter blickte sichtlich verärgert von seinen Notizen auf. »Ja?«
    »Darf ich mich nun zurückziehen? Ich bin zu meinem Regiment abkommandiert und muss noch meine Sachen packen.«
    »Sie haben hinter meinem Rücken versucht, gegen mich zu intrigieren, von Bretton. Dergleichen schätze ich nicht!«
    »Wie meinen … «
    »Stellen Sie sich nicht dümmer, als Sie sind, Herr Unterlieutenant!« Der Geheime Rat zog einen Brief aus einem Stapel von Papieren. »Sagen Sie mir nicht, Sie hätten von diesem Schreiben nichts gewusst! Der Herr Feldmarschall Nádasdy maßt sich darin an, mir befehlen zu wollen, Sie zu seinem Regiment nach Nachod zurückzuschicken. Ich empfange meine Ordres einzig und allein von Ihrer Majestät, der Kaiserin. Dass Sie sich an den Feldmarschall gewandt haben, empfinde ich als Vertrauensbruch, Herr von Bretton. Wien ist nicht der Platz für kühne Husarenstückchen! Dies ist meine Stadt. Nichts geschieht innerhalb ihrer Mauern, ohne dass ich darüber informiert bin! Wenn es Sie gelüstet, zu Ihrem Regiment zurückzukehren, Herr Unterlieutenant, dann wenden Sie sich das nächste Mal gefälligst an mich! In Anbetracht Ihrer Erfolge am heutigen Tage will ich davon absehen, Sie für diesen Vertrauensbruch zur Rechenschaft zu ziehen. Doch richten Sie sich darauf ein, dass Sie so lange in Wien bleiben werden, wie der türkische Gesandte in der Stadt weilt. Wollen doch mal sehen, ob Sie nicht noch in der Lage sind, die eine oder andere nützliche Information aufzutun. Und wenn es Sie noch einmal nach einer Versetzung gelüstet, dann wenden Sie sich das nächste Mal direkt an mich. Sie mögen zwar die Uniform eines Nádasdy-Husaren tragen, doch solange Sie hier in Wien sind, unterstehen Sie einzig und allein meinem Kommando! Geht das in Ihren Dickschädel?«
    »Jawohl!« Gabriela ballte die Fäuste. Sie wünschte, Schnitter würde ihr einmal allein in einer dunklen Gasse begegnen.
    »Sie dürfen nun gehen, von Bretton! Ihr griesgrämiges Gesicht stört mich beim Denken. Seien Sie mir dankbar. Nádasdy wollte Sie an die böhmische Grenze schicken, wo Ihnen jeden Tag auf einem Streifritt der Tod begegnen kann. Ich hingegen schicke Sie in das Bett einer der interessantesten Frauen, die Wien je gesehen hat. Denken Sie einmal darüber nach!«
    Gabriela schenkte sich eine Antwort. Knallend schloss sie die Tür hinter sich.

1 9. KAPITEL
    Das Jahr 1758 begann ungünstig für Österreich. Die Festungen Breslau und Schweidnitz waren wieder an die Preußen verloren, und mit einem überraschenden Vorstoß hatte der König den Feldmarschall Daun ausmanövriert. So standen die Preußen Anfang Mai mitten in Mähren unter den Mauern der Festung Olmütz. Während Maria Theresias Staatsminister der Kaiserin rieten, sich sicherheitshalber aus Wien zurückzuziehen, herrschte in der Hauptstadt ein heilloses Durcheinander.
    Mit fiebernder Ungeduld verfolgte Gabriela Tag für Tag die Nachrichten, die von Olmütz kamen. Doch vergingen noch einmal drei Wochen, bis die Gesandtschaft des Paschas die Stadt verließ, und Schnitter ihr endlich erlaubte, zu ihrem Regiment zurückzukehren.
    Nazli war nach dem endlosen Winter im Stall ebenso ungeduldig wie ihre Reiterin, und mit wilden Sprüngen wie eine Kuh, die man auf die Sommerweide treibt, eilte sie nach Norden, dem Schlachtfeld entgegen. Erst zu Beginn der zweiten Juniwoche erreichte sie ihr Regiment, das nun dem Armeecorps unter der Führung des Feldmarschall-Lieutenant Baron Laudon unterstand. Dort traf sie Sir bei bester Laune an, denn Laudon war der Spross einer schottischen Familie, die vor langem nach Livland ausgewandert war.
    Sir und der Baron verstanden sich gleich von ihrer ersten Begegnung an blendend. Nur wenige Tage nachdem Laudon das Kommando übernahm, ließ er Sir als Ordonnanz zum Generalstab abstellen und erlöste ihn damit von seinem Posten als Oberlieutenant ohne Truppe und ohne Aufgabe.
    Kaum dass Gabriela das Feldlager erreichte, wurde sie in das Zelt ihres Regimentskommandanten, des Obersten Graf von Sinzendorf, befohlen.
    Es war ein schwüler Sommernachmittag. Als Gabriela das große Offizierszelt betrat, fand sie den Kommandanten mit offenem Hemd, in Hose und Stiefeln auf seinem Feldbett liegen. Blanker Schweiß stand ihm auf der Stirn, und als er sie begrüßte, war seine Stimme noch leiser als sonst. »Willkommen beim Regiment, Oberlieutenant von Bretton. Ich gratuliere zur Beförderung … Es ist schön, … Sie wieder bei uns zu haben …

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