Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
dem Baron Geißler, der gegen eine Höhe anritt, auf der die Preußen eine neue Schützenlinie errichtet hatten. Salve auf Salve feuerten die Füsiliere zu ihnen hinunter. Sie hatten in drei Linien hintereinander Stellung bezogen. Auf ihren Musketen schimmerten silbern die Bajonette. Rings um Gabriela stürzten ihre Kameraden.
    Sie fluchte. Wann traf sie endlich eine Kugel? Schnaubend stampfte Nazli die Böschung hinauf. Die Steigung nahm ihrem Angriff die Wucht. Wieder krachte ihnen eine Salve entgegen. Eine leichte Brise trieb beißenden Pulverqualm den Hang hinab. Immer mehr Reiter rissen ihre Pferde herum und flohen.
    Die Füsiliere hatten Mut! Keinen Fußbreit wichen sie zurück. Wie ein stählerner Wall erwarteten ihre Bajonette die Reiter, die bis auf den Hügelrücken gelangten. Keine Lücke zeigte sich in der lebenden Mauer.
    Klirrend prallte eine Kugel an Gabrielas Säbel ab. Sie war so nah an den Preußen, dass sie das Weiße in den Augen der Feinde sehen konnte. Mit der Linken zog sie eine Pistole aus dem Sattelholster und feuerte auf einen Offizier.
    »Schießt auf mich, ihr Schurken!«
    Eine Kugel riss ihr den Kolpak vom Kopf.
    Sie war jetzt unmittelbar vor der Mauer aus Menschenleibern. Mit kalter Disziplin hielten die Preußen ihre Formation. Den Husaren, die es bis auf den Hügelrücken geschafft hatten, blieb nichts, als vor der Front der Schützen auf und ab zu reiten oder zu fliehen. Gabriela feuerte ihre zweite Pistole auf einen jungen Füsilier in der ersten Reihe. Die Kugel riss ihn zu Boden, doch sofort trat ein Soldat aus der nächsten Reihe in die Lücke.
    Eine neue Salve hüllte den Hügelkamm in Pulverdampf. Nazli wieherte und stieg. Die Stute war getroffen. Sie machte einen Satz nach vorn und strauchelte. Gabriela zog die Stiefel aus den Steigbügeln und stieß sich vom Sattel ab. Mit weit ausgebreiteten Armen fiel sie der Mauer von Bajonetten entgegen!
    Sir rollte sich über die Schulter ab und war mit einem Satz wieder auf den Beinen. Sein Brauner war gestürzt und schlug wild mit den Hufen um sich. Blut sprudelte aus seinem Hals. Er würde nicht mehr hoch kommen. Der Schotte fluchte, dann zog er sich sein Barett tiefer in die Stirn und griff nach der Pistole eines toten Husaren. Er hatte Gabriela für einen Moment aus den Augen verloren. Sie hatte zu den Ersten gehört, die diesen gottverdammten Hügel hinaufgeprescht waren. Er sollte an ihrer Seite sein und auf sie aufpassen! Diese Todesvisionen vom Nachmittag … So hatte er sie noch nie erlebt. Sie würde ihn brauchen. Keuchend rannte er zwischen den Reitern weiter die Böschung hinauf. Diese verfluchten Preußen. Sie hatten die Schlacht verloren! Warum konnten sie nicht endlich die Waffen strecken! Wie auf dem Exerzierplatz hielten sie die Schützenlinie. Rauch quoll aus ihren Musketen. Sir warf sich zu Boden. Kugeln zogen pfeifend über ihm hinweg.
    Als er sich erhob, sah er einen Reiter, dessen Pferd geradewegs einen Satz in die Reihe der Bajonette machte. Der Kerl warf sich mit ausgebreiteten Armen den Klingen entgegen! Teufel! Das war kein Kerl!
    »Gabriela!« Sein Schrei ging im Lärm einer neuen Salve unter. Dort wo sie gestürzt war, klaffte eine Lücke in der Formation. Reiter stießen nach.
    Er rannte, so schnell ihn die Beine trugen. Das durfte nicht wahr sein! Tränen rannen ihm über die Wangen. Gabriela! Sie durfte nicht tot sein.
    Als er endlich den Hügelrücken erreichte, war die Reihe der Preußen zerbrochen. Doch noch immer leisteten die Füsiliere verbissenen Widerstand. Ein Wachtmeister wollte ihm mit dem Gewehrkolben den Schädel einschlagen. Sir wich zurück und stieß dem Kerl seinen Säbel durch die Brust, bevor der Preuße erneut zuschlagen konnte.
    Rings herum waren Pferde. Wo war Gabriela gestürzt? Verzweifelt versuchte er, sich zu orientieren. Eine Kugel streifte seinen Arm. Er ließ die Pistole aus der Linken fallen und rannte weiter. Der Boden lag voller Toter und Verwundeter.
    »Gabriel!«, schrie er aus vollem Halse. »Gabriel!« Im Lärm der Schlacht gingen seine Rufe unter.
    Langsam wichen die Preußen zurück. Immer mehr Reiter kamen den Hügel hinauf. Hier war das Gefecht entschieden! Ein Stück weiter links sah er ein verwundetes Pferd, das versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, und strauchelte. Nazli! Dort musste Gabriela sein.
    Fluchend bahnte er sich seinen Weg durch die Reiter. Endlich erreichte er die Stute. Sie wieherte jämmerlich. Eine Musketenkugel hatte ihr den rechten Vorderlauf

Weitere Kostenlose Bücher