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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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dritten Schlage nun auch die hellere Stundenglocke von Sankt Michael. Das war die Gelegenheit, den ungarischen Stutzer loszuwerden. Gabriela deutete einen Knicks an. »Ich bin untröstlich, Herr Hauptmann, Sie mitten in diesem interessanten Disput unterbrechen zu müssen. Doch ruft mich die Pflicht. Ich muss in die Küche, um bei der Vorbereitung des Mahls für meinen Onkel zu helfen.
    Duro schüttelte den Kopf. »Ich fasse nicht, wie der Herr Kommandant es dulden mag, dass so zarte Hände grobe Arbeiten verrichten müssen.«
    »Nun, vielleicht fragt Ihr ihn selbst einmal bei Gelegenheit nach dem Grunde. Doch nun entschuldigt mich.«
    Der Hauptmann griff noch einmal nach ihrem Arm. »Nur auf ein Wort noch! Achtet darauf, dass der Nürnberger nichts von unserem Verdacht ahnt. Auch wenn er sich wie ein Narr aufführt, mag er ein gefährlicher Mann sein. Wir sollten unsere Ahnungen zunächst für uns behalten.«
    »Eure Ahnungen, Herr Hauptmann.« Gabriela entwand sich seinem Griff und eilte davon. Als sie die Treppe zur Kommandantur hinaufstieg, blickte sie noch einmal zurück. Der Hauptmann stand noch immer im Eingang zum Pferdestall. Er sah ihr nach. Wie konnte er es wagen, sich herauszunehmen, so vertraut mit ihr zu verkehren? Ob ihr Onkel ihn wohl zu diesen Dreistigkeiten ermutigt hatte?
    Die Männer des Feuerwerkers hatten sich inzwischen um den vordersten Wagen geschart und warteten auf die Rückkehr ihres Anführers. Lautes Lachen ertönte aus der Gruppe. Sie alle waren in bunte Gewänder gekleidet, als seien sie Komödianten. Einer von ihnen trug sogar einen Rock. Gabriela lächelte. Die Feuerwerker würden ganz sicher frischen Wind in die miefige Garnison bringen. Das war nach ihrem Geschmack!
    Von Bretton winkte dem Soldaten an der Brücke zu. Der Mann salutierte und war schon im nächsten Augenblick im Morgendunst verschwunden. Ratternd überquerte die Kutsche die steinerne Brücke. Der Fluss sah in dem grauen Licht aus wie geschmolzenes Blei. Einzelne, mit Schnee bedeckte Eisschollen trieben auf dem träge dahinfließenden Wasser. So düster wie der Morgen war auch die Stimmung des Festungskommandanten.
    »Du kannst jetzt wieder hochkommen. Wir haben den letzten Posten passiert.«
    »Endlich!« Gabriela streckte sich und ließ sich dann auf der lederbezogenen Bank ihm gegenüber nieder.
    »Wie lange willst du dieses Spiel eigentlich noch treiben?«
    »Fällt Euch eine bessere Lösung ein, Herr Onkel?«, entgegnete sie spitz. Der General antwortete ihr darauf nicht. Er war nicht in der Laune, sich mit seiner Nichte zu streiten.
    Sie hatten den Wolfsjäger und Helden der Garnison vor fast drei Wochen nach Wien geschickt, weil er dort angeblich dringende Nachrichten für den Festungskommandanten einzuholen hatte. Doch nun war es an der Zeit, dass Caspar, wie Gabriela sich als Mann getauft hatte, wieder zurückkehrte. Auch wenn die Straßen verschneit waren und der Bote für die Dauer des Christfestes in einem Gasthaus eingekehrt sein mochte, würde es unglaubwürdig, wenn er nicht langsam in die Garnison heimkehrte. Von Bretton wusste, dass etliche seiner Soldaten den vermeintlichen Emporkömmling mit Eifersucht beobachteten. Schließlich war ihm aus zwingenden Gründen die Ehre zuteilgeworden, vom Rekruten zum Adjutanten des Kommandanten befördert zu werden. Viele fühlten sich dadurch verletzt und übergangen. Doch dieser Schritt war notwendig gewesen, damit Caspar ein Quartier direkt neben dem Zimmer des Kommandanten beziehen konnte. Nur so war sichergestellt, dass nicht herauskam, wer sich hinter dem Wolfsjäger verbarg.
    Schweigend starrte der General aus dem Fenster der Kutsche. Irgendwo im Morgendunst erklang das heisere Krächzen von Krähen. Ob sie sich wohl um Aas stritten? Gestern waren dem Kommandanten Gerüchte über einen weiteren Wolf zu Ohren gekommen. Angeblich war das Biest so groß wie ein Eber. Er schmunzelte. Diese Bauern! Wenn sie sich abends an ihren Öfen keine Schauermärchen erzählen konnten, dann waren sie wahrscheinlich nicht glücklich.
    Ob Gabriela wohl schon von den Gerüchten gehört hatte? Sie hatte sehr energisch darauf bestanden, ausgerechnet an diesem Morgen Olmütz zu verlassen.
    Von Bretton seufzte leise. Wie lange das alles wohl noch gut gehen mochte. Außer ihm wussten noch sein alter Kutscher und Branko von Gabrielas Geheimnis. Er musste einen Weg finden, sie zur Räson zu bringen. Ob Hauptmann Birtok der Richtige dafür war? Gabriela hatte recht abfällig von dem

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