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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schicken, damit ich ihr das Wort Gottes wieder ins Gedächtnis rufen kann. Sie muss von ihrem Treiben ablassen oder sie läuft Gefahr, dass ihre unsterbliche Seele unwiderruflichen Schaden nehmen wird. Fast dünkt es mich, Satan selbst hat von ihr Besitz ergriffen, wenn sie der Wahn überkommt, dass sie ein Mann sei. Sollte sie jedoch keine Einsicht zeigen oder störrisch sein, so werde ich sie der heiligen Inquisition melden müssen. Euch aber rate ich, Eurer Nichte gegenüber eine größere Strenge an den Tag zu legen.«
    »Aber was soll ich denn tun? Sie hat mich in der Hand. Caspar kann nicht einfach so verschwinden.«
    »Nicht? Er ist doch nur ein Geschöpf, das der überheizten Fantasie eines Weibsbildes entsprungen ist. Dahinmorden sollte man den Kerl, damit Eure Nichte endlich wieder frei ist! Dieses Phänomen beweist ein weiteres Mal, dass Frauen nicht in der Lage sind, richtig zu denken. Erst vor wenigen Wochen habe ich ein gelehrtes Traktat darüber gelesen, dass Weibsbilder ein kleineres und ganz anders beschaffenes Hirn als Männer haben. Darin mögen sich die merkwürdigen Irrungen Eurer Nichte begründen. Wann hat man je von einem Mann gehört, der sich für ein Weibsbild hielt? Unser Geschlecht ist, dank Gottes Gnade, vor solchen Wahnvorstellungen gefeit! Auch wenn wir Männer genug andere Torheiten begehen. Doch bei den schlimmsten Verfehlungen ist meist auch eine Frau im Spiel. So scheint es fast, als habe sich die Welt in all den Jahrhunderten seit dem Sündenfall um keinen Deut gebessert. Doch ich schweife ab … Auch Ihr habt Euch vor Gott schuldig gemacht, indem Ihr Eurer Nichte nicht bei Zeiten Einhalt geboten habt. So tuet nun Buße und betet dreimal am Tage zehn Vaterunser und fastet eine Woche lang, um Eure Seele wieder reinzuwaschen. Auch ein Opfer für das Kloster mag wohl bedacht sein. Im neuen Jahr wünsche ich dann ein Gespräch mit Eurer Nichte zu führen, um herauszufinden, ob sie zum Gefäß teuflischer Besessenheit geworden ist oder ob nur ihr Verstand ein wenig durcheinandergeraten ist.«
    Mit einem Seufzer erhob sich von Bretton. Seine Knie waren wie taub, und einen Augenblick lang hatte er das Gefühl, ihm würden die Beine wegknicken. Er stützte sich gegen die Holztäfelung des Beichtstuhls. Es dauerte eine ganze Weile, bis das Gefühl in seine Beine zurückkehrte. Dann erst war er in der Lage, zum Hochaltar zu schreiten, um vor dem Bildnis des gekreuzigten Heilands erneut niederzuknien und seine Gebete zu murmeln.
    Er fühlte sich verwirrt. Und während seine Lippen das Vaterunser formten, kreisten seine Gedanken um Gabriela. Es wollte ihm einfach nicht gelingen, seine Nichte aus seinem Geist zu bannen! War es ein Fehler gewesen hierherzukommen? Hatte er sich am Ende gar in Anselmus getäuscht? Was war, wenn der Abt beschloss, den Fall seiner Nichte weiter zu melden und sie von einem Inquisitor befragen zu lassen? Ein einziges Mal in seinem Leben hatte er miterlebt, wie zwei Frauen auf einen Scheiterhaufen geführt worden waren. Ein grässliches Spektakel! Er war damals noch sehr jung gewesen, und doch waren die Bilder jenes Tages noch so lebendig in ihm, als sei es erst gestern gewesen. Deutlich konnte man den Weibsbildern ansehen, dass sie geschlagen worden waren. Der General schüttelte den Kopf. Es war töricht, daran zu denken! Er kannte den Abt der Jesuiten schon seit Jahren. Anselmus war ein vernünftiger Mann, der wohlüberlegt handeln würde!
    Er hustete. Die kalte Luft in der Kirche war nicht gut für ihn. Schon seit ein paar Tagen fühlte er sich nicht recht wohl. Es war an der Zeit, dass er an den warmen Kachelofen im Kartenraum zurückkehrte.

8. KAPITEL
    Mit Einbruch der Dunkelheit war der Frost noch grimmiger geworden, und es hatte begonnen zu schneien. Die steifen Hände tief in den Taschen ihres Mantels verborgen, stapfte Gabriela durch den Schnee, der schon fast knöchelhoch lag. Sie wusste, dass Hauptmann Birtok an diesem Abend keinen Dienst hatte, und war sich sicher gewesen, ihn in einer der Schenken zu finden. Doch drei Bierkeller hatte sie schon vergebens besucht, und in ihr wuchs der Verdacht, dass der hübsche Ungar trotz all seiner Beteuerungen eine heimliche Geliebte hatte, an deren Seite er jetzt liegen mochte.
    Der Gedanke ärgerte sie! Den ganzen Nachmittag hatte sie sich ausgemalt, wie sie ihn zur Rede stellen würde. Aber dazu musste sie ihn auch finden! Eine Schenke war gerade der richtige Ort für das, was sie vorhatte.
    Ihre Finger strichen

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