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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sich über sie erzählte.
    »Und einen grünen Jungen wie dich kann sie nicht gebrauchen, hörst du? Trink einen Wein auf meine Rechnung und dann mach dich auf in die Wälder zu deinen Wölfen, mein Kleiner!«
    Gabriela riss ihre Wollhandschuhe aus den Manteltaschen und schlug sie dem Hauptmann ins Gesicht. »Für die Art, wie Sie über mich und meine Angebetete sprechen, verlange ich Satisfaktion! Wenn Sie mehr als nur ein Maulheld sind, nennen Sie mir Ort und Zeit, um Ihren Mut unter Beweis zu stellen.«
    Es war plötzlich totenstill in der Schenke. Die Gäste bildeten einen weiten Kreis um sie und starrten sie neugierig an. Birtok machte einen Schritt zu dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte, und griff nach dem Offiziersdegen, den er über die Lehne gehängt hatte. »Kannst du mit dem Ding umgehen, das du dort an deiner Seite trägst, oder reicht es bei dir nur zum Wölfeschießen?«
    »Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass mir als Beleidigtem nach den Regeln des Duells die Wahl der Waffen zusteht. Doch stimme ich Ihrem Vorschlag zu. Wenn Sie jetzt noch den Ort, die Zeit und Ihre Sekundanten benennen würden, dann können wir … «
    »Ort und Zeit?« Der Hauptmann lachte laut und riss seinen Degen aus der Scheide. »Gleich hier werd ich dich zu den Engeln schicken, du … «
    »Meine Herren, bitte … « Von Zeilitzheim war zwischen sie getreten und hob in beschwörender Geste die Hände. Als er spürte, wie nun alle ihn anstarrten, räusperte sich der Fähnrich leise und wurde schließlich rot. »Ich bitte Sie! Sind ein paar unbedachte Worte, die beim Wein gesprochen wurden, ein Menschenleben wert?«
    Birtok gab ihm einen derben Stoß mit der Schulter. »Zur Seite mit dir, Hänfling! Misch dich nicht in ein Händel unter Männern ein. Du magst ein Held am Abakus sein, aber die Gesetze der Ehre sind dir so fremd wie meinem Pferd die Gesetze des Pythagoras.«
    Gabriela hatte inzwischen den Mantel abgelegt und ihren Säbel gezogen. Sorgsam wickelte sie die Troddel um ihr Handgelenk und musterte den Hauptmann kühl. Er hatte offenbar schon einiges getrunken. Aber es gab ja mindestens zwanzig Zeugen dafür, dass Birtok es gewesen war, der darauf bestanden hatte, sich gleich an Ort und Stelle zu duellieren.
    »Herr Hauptmann! Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, aber Sie sind nicht mehr nüchtern.« Von Zeilitzheim hatte sich wieder aufgerappelt, seine Brille gerade gerückt und war erneut zwischen sie getreten. Gabriela hätte ihn für diesen Einwand erschlagen können. Sie wollte den Birtok nicht umbringen. Es würde völlig genügen, ihm die Klinge durch den Arm zu stoßen. In längstens zwei Monaten hätte er sich davon erholt. Auf jeden Fall würde keiner mehr auf die Angebote ihres Onkels eingehen, wenn sich einmal herumsprach, dass Caspar der Wolfsjäger sich mit jedem duellieren würde, der seiner Angebeteten zu nahe trat. Sie lachte leise in sich hinein.
    Der Hauptmann machte linkisch einen Schritt nach vorne und tippte von Zeilitzheim mit der Spitze seines Degens auf die Brust. »Aus dem Weg, du Wicht, oder du bist gleich der Nächste, mit dem ich mich duelliere!«
    »Sie müssen die Regeln einhalten, meine Herren, oder es wird zu einem Prozess vor einem Militärgericht kommen. Jeder muss zwei Sekundanten stellen, und ein Arzt muss auch zugegen sein, damit … «
    »Ein Arzt ist hier«, ertönte es aus einer der Seitennischen der Bierstube. Der Kreis um die Kontrahenten öffnete sich, und ein alter Mann mit purpurner Nase trat vor. Straben, der Regimentschirurg! Er grinste und zeigte dabei seinen zahnlosen Kiefer. »Ich habe zwar mein Handwerkszeug nicht dabei, aber ein guter Medicus ist jeder Lage gewachsen. Ich bin sicher, der Herr Schankwirt kann uns etwas heißes Wasser, ein gutes Messer und ein paar Leintücher zur Verfügung stellen. Ich sag euch, nach der Schlacht bei Chotusitz habe ich unter noch wesentlich übleren Umständen in nur einer Nacht zwei Dutzend brandige Beine abgenommen. Die Herren können also auf meine Hilfe vertrauen, wenn sie ein Ehrenhändel austragen wollen.«
    »Und ich bin dein Sekundant, Birtok«, mischte sich der dürre Kerl ein, mit dem der Hauptmann gezecht hatte. »Milan, komm mach mit! Wir wollen uns diesen Spaß doch nicht entgehen lassen.« Er winkte einem bulligen Mann, der mit ihnen am Tisch gesessen hatte. Dieser nickte bestätigend.
    »Dann brauchen wir jetzt nur noch zwei Sekundanten für unseren wilden Wolf!« Birtok drehte sich langsam und blickte in die Runde.

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