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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ihr egal. Sie schlägt ganz nach ihrem Vater, der mit Trenks Mordbrennern geritten ist, um … «
    »Genug!« Von Bretton schlug mit seinem Offiziersstock auf den Tisch. »Ich dulde nicht, dass er das Andenken an meinen Bruder in den Schmutz zieht!«
    Einen Moment lang wurde der Oberstzollmeister ein wenig blass, doch dann kehrte sein überhebliches Lächeln zurück. »Ich bin Beamter Ihrer Majestät der Kaiserin. Ich stehe unter ihrem Schutz! Der Haftbefehl und mein Recht als Ehemann erlauben mir, auf die sofortige Auslieferung meines Weibes zu bestehen. Und da Gabriela Plarenzi erwiesenermaßen gefährlich ist, verlange ich, dass Sie mir fünf Ihrer Füsiliere als Eskorte geben. Ich werde diese Mörderin höchstselbst nach Orschowa bringen. Dort steht schon ein Galgen für sie!«
    Von Bretton weigerte sich zu glauben, was dieser aufgeblasene Haufen Dreck von sich gab, und er vermochte nicht zu begreifen, was seinen Bruder dazu bewogen hatte, Gabriela mit einem solchen Mann zu verheiraten. Eins jedoch war ihm völlig klar. Da Gabriela offenbar tatsächlich steckbrieflich gesucht wurde, konnte er ihr unmöglich noch länger Unterschlupf gewähren.
    Der Oberstzollmeister nahm seinen Stock vom Tisch und richtete sich stöhnend auf. Obwohl der Mann noch keine dreißig Jahre alt sein mochte, brauchte er die Stütze, um noch gehen zu können. Er hinkte wie ein zusammengeschossener Grenadier.
    »Ich werde dafür Sorge tragen, dass er seine Eskorte bekommt«, murmelte Bretton. »Und ich danke ihm dafür, dass er mich über die Machenschaften meiner Nichte aufgeklärt hat.«
    »Aber ich bitte Sie, Herr General. Ich kenne die Heimtücke meines Weibes. Keinen Augenblick habe ich geglaubt, dass Sie darum gewusst haben, eine Mörderin unter Ihrem Dach aufzunehmen. Es ist sehr freundlich, dass Sie mir nun helfen wollen, diese Furie ihrem gerechten Schicksal zuzuführen. Ich wusste, dass ich mich darauf verlassen kann, dass wir als Diener Ihrer Majestät letztlich immer zusammenstehen werden.«
    Der General verließ die Wachstube und schloss sorgsam die Tür. Dann gab er dem Lieutenant eindeutige Anweisungen.
    Gabriela war blass vor Wut, als sie sich in der Empfangshalle unter die Gäste mischte. Einige Minuten nach ihr kam Gregorius die Treppe hinab, sodass niemand argwöhnen konnte, sie seien schon vorher zusammen gewesen. Die Nichte des Generals bedachte den Feuerwerker mit keinem Blick mehr. Wie hatte sie ihm nur vertrauen können! Alle Männer waren Schurken! Keiner, dem sie bisher begegnet war, hatte sich als ehrenhaft erwiesen. Nie wieder würde sie den Fehler begehen, sich einem Mannsbild anzuvertrauen!
    Der Fähnrich von Zeilitzheim kam auf sie zu. Er sah aus, als habe er sie gesucht. »Entschuldigung, Fräulein von Bretton. Ihr Onkel erwartet Sie im Kartenzimmer. Er wünscht Sie in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen.«
    »Worum geht es?« Es kostete sie große Mühe, sich ihren Zorn nicht anmerken zu lassen. Offenbar fühlte sich der junge Offizier dennoch angegriffen und zuckte ein wenig vor ihr zurück, ganz so, als sei sie eine giftige Schlange.
    »Das weiß ich nicht, Fräulein von Bretton. Der General hat mir nur aufgetragen, Sie zu ihm zu bringen.«
    »Das ist nicht notwendig. Ich finde den Weg zum Kartenzimmer schon allein.«
    »Aber … «
    »Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mich über den Wunsch meines Onkels unterrichtet haben, Herr Fähnrich. Sie dürfen nun gehen!« Halb war Gabriela über ihren Tonfall erschrocken. Sie klang jetzt fast wie jene Hofschranzen, die sie immer verachtet hatte. Konnte man sich so schnell ändern?
    Von Zeilitzheim zog sich umgehend zurück und machte ein Gesicht wie ein geprügelter Hund. Sie sollte sich später mit ein paar netten Worten an ihn wenden, um die Sache wieder aus der Welt zu schaffen. Schließlich hatte er nichts getan, außer sie in einem ungünstigen Augenblick anzusprechen. Als sie die Treppen wieder hochstieg, war sie dankbar, den lärmenden Gästen zu entkommen. Zu tanzen oder lächelnd mit irgendwelchen Unbekannten belanglose Floskeln auszutauschen, war das Letzte, wonach ihr jetzt zumute war.
    Als sie vor dem Kartenzimmer stand, ergriff sie eine seltsame Unruhe. Was um alles in der Welt mochte so wichtig sein, dass der General sich von dem Fest zurückgezogen hatte? Von oben ertönten Schritte und ein Geräusch, als würde etwas Schweres auf den Boden abgesetzt. Was ging dort vor sich? Ein Geschoss höher lag der Flur, an dem sich ihr Zimmer und auch

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