Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)
zurück. Einige sahen interessiert zu Leo hinüber.
„Ich hätte schon früher Werbung machen sollen", stellte Leo fest.
Phil beschäftigten andere Dinge. Einerseits brannte er darauf, seinen Vater zu finden, andererseits bedeutete das, Abschied von dieser Welt zu nehmen – von seinen neuen Freunden, aber vor allem von Elisa. Immer wieder versuchte Phil sich daran zu erinnern, dass sie nur ein digitales Wesen war, doch das half nicht, er vermisste sie jetzt schon. Höchstwahrscheinlich würde er sich nicht einmal von ihr verabschieden können. Es war sogar ungewiss, ob sie gegeneinander kämpfen würden.
Melanie holte Leo ab. Sie sah noch blasser aus als sonst, selbst ihre Sommersprossen hatten Farbe eingebüßt. Unter dem Vorwand, noch auf Paul warten zu wollen, ließ Phil die beiden allein zur Schule schlendern. Als er im Umkleideraum eintraf, herrschte dort bereits dichtes Gedränge.
Lukas tastete mit merkwürdigen Verrenkungen seinen Rücken ab. „War hier nicht irgendwo mal 'ne Kapuze?"
Der Zwilling neben ihm hielt den Kopf schief. „Ich glaube, die hat sich eingerollt, oder trägst du neuerdings einen Buckel?" Beide brachen in ein kurzes, hysterisches Lachen aus.
Sobald auch der letzte Schüler mit dem Umziehen fertig war, führte Herr Kinsky die Klasse zur Drachenburg.
Zum ersten Mal konnte Phil die Burg aus der Nähe betrachten. Sechs Türme bildeten die Ecken des wabenförmigen Gebäudes. Die dunkelgrauen Ziegelsteine der fensterlosen Mauern verliehen ihr ein düsteres Aussehen. Zwei steinerne Drachen, deren Schwanzenden über dem Eingangstor miteinander verschmolzen, säumten die breite Eingangstreppe.
Herr Kinsky ließ die Schüler in der vorgesehenen Startfolge auf einer steinernen Bank gegenüber der Treppe Platz nehmen und verteilte die K.o.-Stifte.
„Darf ich mal testen, ob meiner funktioniert?" Stefan zielte auf Leo, der sofort in Deckung ging.
„Unterlassen Sie diesen Unsinn!", ermahnte ihn Herr Kinsky.
„War doch nur Spaß!"
„Sie werden gleich Ihren Spaß haben. Ich bitte die Nummer eins, sich bereit zu machen!"
Olaf reckte das Kinn vor. „Wer hier die Nummer eins ist, wird sich noch zeigen. Der Drachenring gehört mir."
Phil blitzte ihn an. „Und wovon träumst du nachts?" Für das beifällige Murmeln der Klasse hatte Olaf nur einen verächtlichen Blick übrig.
Mit einem leichten Ziehen in der Magengegend ging Phil die Stufen hinauf. Vor dem eisenbeschlagenen Tor blieb er stehen. Von hier wirkte die Burg noch bedrohlicher. Phil atmete tief durch und berührte den silbernen Drachenkopf, der als Knauf diente. Die schweren Torflügel schwangen langsam nach innen und Phil betrat eine große, hell erleuchtete Halle mit vielen Ausgängen und einer schmalen Treppe.
Da er in diesem Raum keine Drachenpfeife vermutete, steuerte Phil auf die Treppe zu. Eine kreischende Fellkugel rollte sich ihm entgegen. Nachdem Phil einen Pfeil abgefeuert hatte, wurde es sofort wieder still.
Plötzlich gab der Boden unter ihm nach. Dicht neben seinen Füßen bohrten sich lange Krallen aus der weichen Erde. Bei seinem Sprung zur Seite stolperte Phil beinahe über einen Stachelbären, der wie ein Kugelblitz auf ihn zugeschossen kam. Er betäubte ihn und flüchtete auf die erste Treppenstufe.
Bevor er weiter nach oben lief, hörte er ein Geräusch, das ihn an einen springenden Basketball erinnerte. Phil dachte an die lederne Haut des Quaks im Unterricht und ging dem Geräusch nach. Unter der Treppe entdeckte er tatsächlich einen Quaks, der vor einem Ladegerät auf und ab hüpfte. Als das Tier den Eindringling bemerkte, hielt es inne. Für den Bruchteil einer Sekunde musterten sich beide, dann sprang das Tier – genau in Phils K.o.-Stift.
Der Quaks fiel auf den Rücken, sein Brustbeutel war leicht gewölbt. Phil steckte die Waffe in das Aufladegerät und drehte den Quaks zur Seite. Mit der rechten Hand packte er ihn am Genick, mit der linken durchsuchte er den Brustbeutel. Etwas piekte in seinen kleinen Finger, einen Augenblick später war die Hand gefühllos. Erschrocken zog Phil sie aus dem Beutel. Auf seinem Finger zeichnete sich der Abdruck eines winzigen Gebisses ab, der wahrscheinlich von einem Quaksjungen stammte.
Der Quaks begann zu zappeln. Phil drückte ihn mit aller Kraft auf den Boden. Sein K.o.-Stift war zu weit weg, außerdem hätte er ihn mit der linken Hand ohnehin nicht benutzen können. Phil spürte, wie sich der kräftige Schwanz um seine Fußgelenke wickelte. Begleitet von
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