Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Titel: Die Suche nach dem Drachenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Scheufler
Vom Netzwerk:
einer Schublade. Außerdem hatte er eine Chipkarte oder so was in der Hand. Was genau er damit gemacht hat, konnte ich nicht erkennen, weil er mit dem Rücken zu mir stand.
    ‚Nur zehn Minuten, versprochen', hat dein Vater gesagt. Danach hat er deine Mutter umarmt. Aus dem Boden ist ein Feuerring gewachsen, um deine Eltern rum. Das dauerte nur ein paar Sekunden, dann war das Feuer verschwunden, zusammen mit deinen Eltern." Mittlerweile versuchte Leo, seinen Pullover bis über die Knie zu ziehen. „Ich bin raus aus meinem Versteck und habe gewartet. Nach einer halben Stunde bin ich gegangen. Den Kasten habe ich mitgenommen, deine Eltern hatten ja einen anderen."
    Phil stellte den Digitalisierer auf den Tisch. „Und dann hast du Alarm geschlagen?"
    „Das wäre dumm gewesen mit dem Kasten im Rucksack. Ich bin lieber abgehauen."
    „Feigling!", brauste Phil auf. „Du als einziger Zeuge schleichst dich einfach davon."
    „Was hätte ich denn tun sollen? Meinst du, mir hätte jemand geglaubt? Außerdem ist da noch die Überwachungskamera im Büro. Sie muss alles gefilmt haben." Leo wurde kreidebleich. „Ich … ich bin ja auch auf dem Film. Warum hat mich noch niemand verhört?"
    Hektisch kramte er unter seinem Sessel herum. Phil klappte der Unterkiefer herunter, als Leo Strickzeug in die Hände nahm. Er kannte diesen Anblick von seiner Großmutter.
    Wie selbstverständlich schob Leo die Maschen eines roten Rechteckes zurecht und begann, mit unglaublicher Geschwindigkeit die Nadeln zu bewegen. Phil war so verdattert, dass seine Wut augenblicklich verflog. Eine Weile sah er Leo zu, dann fragte er: „Du strickst deine Pullover selber?"
    „Hast du was gesagt?" Leo klang, als hätte ihn jemand aus dem Tiefschlaf erweckt.
    „Was wird das?" Phil deutete auf die rote Wolle.
    „Eine Strickjacke. Ich stricke immer, wenn ich nervös bin. Das beruhigt."
    „Na, ich weiß ja nicht."
    Mit einem schiefen Lächeln vertiefte Leo sich wieder in seine Handarbeit.
    Es war zum Verzweifeln. Phil wusste nicht, was er von Leo halten sollte. Vielleicht log er, um sich wichtig zu machen. Falls er jedoch die Wahrheit sagte, war er wahrscheinlich der einzige Mensch, der ihm helfen konnte, seine Eltern zu retten. Warum ausgerechnet Leo?
    Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. „Weißt du, wie das Spiel heißt?"
    Leo zuckte zusammen. „Die ... Suche nach dem Drachenring."
    „Die Suche nach dem Drachenring", wiederholte Phil. Mit Die Suche hatte der Name der Datei begonnen, die der Mann in Uniform gelöscht hatte.
    „Du musst unbedingt der Polizei erzählen, was du gesehen hast. Und Herrn Sanders auch. Arne kann uns hinbringen, ich werde gleich mit ihm reden." Phil lief zur Tür.
    „Warte!", rief Leo. „Bitte sag meinen Eltern nicht, was ich getan habe. Vor allem darf niemand erfahren, dass ich den Digitalisierer geklaut habe." Er ließ den Metallkasten in dem Tresorfach verschwinden und strickte weiter.
    Unschlüssig stand Phil herum. Es ließ sich kaum vermeiden, dass Leo Ärger bekam. Einerseits tat er ihm fast ein bisschen leid, aber seine Eltern waren ihm wichtiger.
    Auf der Treppe waren Schritte zu hören. Hastig ließ Leo sein Strickzeug fallen und stieß es mit den Füßen unter den Sessel. Einen Augenblick später riss sein Vater die Tür auf.
    „Wie ich sehe, unterhalten sich die Herren blendend", sagte er belustigt.
    Stumm flehte Leo Phil an, ihn nicht zu verraten.
    „Herr Skibinski meint, es sei Zeit zu gehen." Das Bedauern in der Stimme von Herrn Kissing war nicht zu überhören. „Ich würde dich gern öfter in unserem Haus begrüßen, Phil. Vielleicht bringst du unser Pummelchen ja dazu, sich mehr zu bewegen. Er hätte es bitter nötig."
    Bei diesen Worten wechselte Leos Gesichtsfarbe in Sekundenschnelle von kreidebleich zu dunkelrot. Mit glasigen Augen starrte er auf den Boden.
    Phil versprach, sich zu melden, dann verließ er so schnell wie möglich die Villa.

Im Büro von Herrn Sanders
    „Ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich den Besuch beendet habe. Aber nachdem Frau und Herr Kissing ununterbrochen versucht haben, sich gegenseitig mit ihren größten Triumphen zu überbieten, hat mir der Schädel gebrummt. Als Frau Kissing mir dann noch etwas vorsingen wollte, sah ich mich gezwungen, die Flucht zu ergreifen", gestand Arne auf dem Heimweg. „Und wie war es bei Leo?"
    Phil berichtete, was Leo erlebt hatte, ohne den Digitalisierer zu erwähnen.
    „Das ist die haarsträubendste Geschichte, die ich jemals

Weitere Kostenlose Bücher