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Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Titel: Die Suche nach dem Drachenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Scheufler
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verschwunden war, summte der Digitalisierer leise. Gleichzeitig entstand ein gelber Feuerring um Phil und Leo, doch anstelle von Wärme verströmte er eine eisige Kälte.
    Kaum hatte der Feuerring die Höhe ihrer Köpfe erreicht, verspürte Phil ein unheimliches Ziehen an seinen Füßen. Mit atemberaubender Geschwindigkeit wurde er in einen schwarzen Tunnel gesogen. Für einen Moment glitt Phil durch die Dunkelheit, dann wurde es wieder heller. Er fiel in ein weißes Licht und landete auf etwas Weichem. Der Tunnel hatte ihn ausgespuckt.

Reise in die Ungewissheit
    Der ganze Vorgang hatte nur wenige Sekunden gedauert.
    Phil blieb eine Weile regungslos liegen. Als er endlich in der Lage war, die Augen zu öffnen, sah er als Erstes einen Zaun. Noch leicht benommen wollte er sich aufsetzen, doch etwas Schweres hinderte ihn daran. Argwöhnisch schielte Phil auf seinen Bauch, aber dort lag nur der Digitalisierer. Er schaltete das Gerät aus und stellte es neben sich. Anschließend zog er das Drachenamulett heraus, legte die Kette wieder um und erhob sich.
    Er befand sich unmittelbar vor der Eiche mit den zwei Stämmen. Es war ein beeindruckender Baum. Die beiden Stämme standen am Boden so weit auseinander, dass ein erwachsener Mensch bequem hindurchpasste. Unter der gewaltigen Baumkrone waren die Baumstämme zusammengewachsen. Die Eiche bildete das Tor zu einem dichten Wald. Hinter dem Zaun lag das Kohlfeld. Aber wo steckte Leo?
    „Leo?", rief Phil leise und starrte in den Wald, der finster zurückstarrte. Zunächst konnte Phil sich nicht erklären, was ihm Unbehagen bereitete, doch dann begriff er. Es war die vollkommene Stille. Er hörte weder Insekten summen noch Vögel zwitschern, nicht einmal ein Windhauch war zu spüren.
    Phil rief noch einmal, diesmal etwas lauter. Die Antwort war ein unheimliches Schweigen. Hatte Leo beim zweiten Versuch den Digitalisierer überhaupt berührt? Es war alles so schnell gegangen. Vielleicht war er an einer ganz anderen Stelle in dieser Welt gelandet oder er war gar nicht mitgekommen und stand noch in Phils Zimmer! Mit geschlossenen Augen versuchte er sich zu erinnern. Nein, er hatte Leos Lockenkopf innerhalb des Feuerrings gesehen, ehe er in den Tunnel gezogen wurde. Leo musste hier irgendwo sein.
    Phil beschloss, zunächst die unmittelbare Umgebung abzusuchen. Bei seinem ersten Schritt stieß er mit dem Fuß gegen etwas Hartes – es war der Digitalisierer. Mitnehmen wollte er das schwere Gerät nicht, aber es durfte auf keinen Fall verloren gehen.
    Hinter der Eiche entdeckte Phil eine kleine Tanne, die ihm als Versteck geeignet schien. Bevor er den Digitalisierer unter ihre Zweige schob, vergewisserte er sich, dass ihn niemand beobachtete. Dann wandte er sich nach rechts und lief tiefer in den Wald hinein. Immer wieder rief er Leos Namen.
    Nach einer ganzen Weile kehrte Phil zu der Eiche mit den zwei Stämmen zurück, froh darüber, dass er sie wiedergefunden und sich nicht verlaufen hatte. Erschöpft ließ er sich auf den weichen Grasboden fallen und überdachte seine Lage: Erstens war er bei der Suche nach seinen Eltern auf sich allein gestellt. Zweitens musste er zusätzlich Leo wiederfinden, er konnte ihn unmöglich zurücklassen.
    Du bist mir schon eine echte Hilfe, Leo! Vielen Dank auch!, dachte Phil verbittert.
    Im Augenblick hatte er keine Vorstellung, wo er beginnen sollte. Zwar hatte er einige Landschaften des Spiels auf dem Bildschirm gesehen, aber er wusste weder, wie groß die digitale Welt wirklich war, noch, was ihn erwartete. Was war mit dem Drachen und der Schlange? Wie gefährlich konnten sie ihm werden? Existierten noch andere Wesen?
    Während Phil grübelte, beschlich ihn das Gefühl, nicht allein zu sein. Mit einem Satz war er auf den Beinen, doch es war nicht Leo, der plötzlich vor ihm stand, sondern ein drahtig wirkender Mann, der sich auf einen gewaltigen Speer stützte. Das graue, verfilzte Haar hatte er zu einem Zopf gebunden, sein Bart war mindestens genauso lang und nicht minder verfilzt. Über dem zerschlissenen Pullover trug der Mann einen Bogen sowie einen Köcher mit Pfeilen. Seine Hose, die aussah, als könnte sie auch ohne ihren Besitzer stehen, wurde von einem breiten Gürtel zusammengehalten, an dem ein riesiges Messer, ein Bumerang und ein aufgewickeltes Seil baumelten. Die Füße des Mannes hatten die Farbe des Waldbodens angenommen. Nur seine Augen blitzen ungewöhnlich hell.
    „Was machst du hier für einen Lärm? Verjagst mir noch das

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