Die Suche nach dem Regenbogen
sind, und für mich hört sich das nicht sehr lustvoll an.
Solche neidischen Klatschweiber stifteten natürlich Unheil und liefen schnurstracks zum Hexenjäger, der immer auf Geld aus ist und eine Kopfprämie bekommt, wenn er eine Hexe gefunden hat, selbst wenn die noch gar nicht wußte, daß sie eine ist. Und dann würde auch ich als Hexe angeklagt werden und unter der Folter gewiß alles gestehen, denn Schmerz kann ich überhaupt nicht ertragen. Und dann wären auch Nan und Mistress Hull und Goody Forster Hexen, weil sie mir geholfen hatten, und wer weiß, wer sonst noch mit hineingezogen würde, und so würde es immer weitergehen, bis der Hexenjäger genug Geld hätte, daß er die Stadt verlassen und anderswo Jagd auf Hexen machen könnte.
Jetzt logen wir zwar, aber ich würde noch viel mehr lügen, wenn ich dem Hexenjäger gestünde, ich hätte mich mit dem Teufel orgiastisch vergnügt, wo ich doch keinem anderen als Master Dallet beigelegen hatte, und das im Dunkeln und nur dreimal, so daß ich nicht einmal ihn gesehen hatte, und was die Lust anging: Fehlanzeige. Und obendrein wäre es praktisch Selbstmord, wenn ich mich auf diese Weise umbringen ließe, und das war im Sinne der Kirche die größte Sünde überhaupt, also ließ ich das lieber sein und blieb am Leben. Und zugegeben, hatte ich nicht eine wunderbar tragische Geschichte von dem nachgeborenen Sohn eines armen, liebenden, ermordeten Ehemannes zu erzählen, der mir ein großer Trost hätte sein sollen, doch aufgrund des furchtbaren Schrecks zu früh geboren wurde und seinem Vater in den Himmel folgte?
Kaum hatte das Ding meinen Körper verlassen, da fühlte ich mich munter wie ein Fisch im Wasser. Und Wasser floß in der Tat aus mir heraus, denn ich mußte so oft auf den Nachttopf, daß es an ein Wunder grenzte. Meine Finger sahen ganz schrumpelig aus, so rasch wurden sie wieder schlank. Von meinem Handgelenk konnte ich die Haut einfach so hochheben. Das sieht ja aus, als hätte sich die Haut abgelöst, dachte ich. Wirklich äußerst sonderbar. Ob ich von jetzt an wohl mit einer zu weiten Haut herumlaufen mußte wie ein alter Mann in gebrauchten Kleidern? Nan und die Hebamme verbrannten das blutige Stroh aus der Matratze, und die alte Frau nahm das tote Ding mit, das sie fest eingewickelt hatte, und ich schlief ein.
Es erwies sich, daß wir mit dem Leichenbegängnis meines Mannes in all seinem Pomp einen großen Fehler gemacht hatten. Master Dallet war so in die Grube gefahren, wie er gelebt hatte, nämlich über seine Verhältnisse, und jetzt spielte er mir einen letzten Streich, und dabei hatte ich ihn im Geist schon zu einem viel netteren Ehemann werden lassen. Noch ehe die Gedenktafel an der Wand von St. Vedast angebracht worden war, kamen seine Gläubiger zu dem Schluß, daß er am Ende doch wohlhabend gewesen sein mußte. Ich lag noch immer im Kindbett, als sich der erste einstellte, ein Apotheker, bei dem er seine Farben gekauft hatte. Den bezahlte ich mit dem Rest der drei Pfund, denn er war eine ehrliche Haut, und obendrein hatte er ein so trauriges Gesicht und zwölf Kinder und eine kranke Frau, wie er sagte.
Ihm folgten die Schankwirte, die Freudenhausbesitzer und die Spieler, die Art Menschen, die man wirklich nicht achten kann, weil sie andere mit den Versuchungen des Teufels locken und sie dazu bringen, zuviel auszugeben und arme Witwen wie mich ins Unglück zu stürzen. Die erbosten mich, und daher drohte ich ihnen mit dem Gesetz und machte eine kleine Anzahlung, damit sie Ruhe gaben. Es waren so furchtbar viele, und ich verlor die Geduld, obgleich eine Witwe lieber beten sollte, statt sich herumzuzanken. Und als dann der Goldschmied kam und einen unbezahlten Ring zurückforderte, schrie ich ihn an: »Holt ihn Euch gefälligst von seiner Hure, Mistress Pickering!«, und Nan rief hinter ihm her: »Ihr solltet Euch schämen, eine arme Witwe zu belästigen, die gerade ihr einziges Kind verloren hat«, während er die Treppe hinunterlief. Dann kam ein Schneider und wollte Geld für Kleidung, die ich nie gesehen hatte, und ein Mann vom Mietstall Geld für Ausfahrten, die ich nie gemacht hatte. Mittlerweile war alles Geld dahin, auch alles aus der Börse des schuldbewußten Kapitäns.
»Oje, oje, sie schwärmen wie die Fliegen«, sagte Mistress Hull, die sich nach meinem Ergehen erkundigen wollte. »Gerade habe ich einen Notar und einen Tuchhändler die Treppe herunterkommen sehen. Sind hier oben noch mehr?«
»Im Augenblick nicht«,
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