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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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etwas Wertvollem durch. Schließlich kam er wieder herein und stocherte mit seinem Stock unter dem Bett herum, fand jedoch nichts. »Keine Truhen?« fragte er. »Kein Silber? Keine alten Bücher?«
    »Ihr seid zu spät gekommen«, sagte ich. »Die Aasgeier haben den Leichnam saubergepickt.« Noch nie habe ich einen Menschen so erregt gesehen. Sein schmaler kleiner Mund wirkte noch blutloser als zuvor, und er verdrehte die Schweinsäuglein.
    »Er hatte etwas, was mir gehörte. Er hatte es… ausgeliehen. Es ist nicht da.«
    »Was Ihr seht, ist alles, was noch da ist. Vielleicht solltet Ihr seinen Gläubigern nachsetzen, denn die sind die beiden letzten Tage durch das Haus marschiert.«
    »Gläubiger – ja, das muß es sein«, brummte er.
    »Master Ludlow, sollen wir das Bett mitnehmen? Sie liegt noch drin«, sagte einer der Arbeiter, der die Möbel hinausgetragen hatte und jetzt zurückkam.
    »Das Bett auch«, sagte er mit kaltem, zornigem Blick.
    »Ich bin Wöchnerin«, sagte ich. »Könnt Ihr es mir nicht noch ein paar Tage lassen?« Ich blutete noch immer und hatte schmerzhafte Nachwehen.
    »Noch ein paar Tage, damit Ihr es verkaufen und mich um den Erlös betrügen könnt? Nein, es kommt mit.«
    »Aber es war das Brautbett meiner Mutter«, protestierte ich und fing unwillkürlich an zu weinen, was ich gar nicht gern vor so schlechten Menschen wie dem da tue. »Mein Vater und meine Mutter sind in diesem Bett gestorben.« Selbst die Arbeiter blickten betreten.
    »Schämt Ihr Euch denn gar nicht?« schrie Nan, die das Geschehen mit versteinerter Miene verfolgt hatte.
    »Tut mir leid, aber Ihr müßt das Bett räumen«, sagte der Arbeiter mit dem grauen Bart. Als Nan mir aus dem Bett half, sah ich, wie der andere Mann den Blick abwandte. Dann hockte ich mich am Kamin auf den Fußboden, und sie bauten das große geschnitzte Bett auseinander, warfen das Stroh zu Boden und nahmen auch die Bettvorhänge und das zweitbeste Federbett mit.
    »Vergeßt die Wiege nicht«, fauchte ich den Advokaten an, als er sich nach weiteren Wertgegenständen umsah. Ich merkte, wie es in seinen Augen beim Anblick der düsteren Wiege auffunkelte. Er zeigte sie dem jüngeren, rotbraun gekleideten Mann. Während der Arbeiter sie forttrug, wurde mir eigenartig leicht ums Herz, so als wäre mir eine geheime Last abgenommen. Ich lächelte, und der ältere Arbeiter blickte mich erstaunt an. »Auf der Wiege liegt ein Fluch«, sagte ich, »und den hat er jetzt mitgenommen. Ich wünsche ihm viel Freude daran. In die Wiege werden nur Ungeheuer gelegt.« Ich brach in fiebriges Gelächter aus, und er machte das Zeichen gegen den bösen Blick.
    Es hat etwas Befreiendes, wenn man alles verliert. Zunächst weint man, dann wird man ganz gefühllos, dann zählt man die Dinge auf, die man verloren hat, und überlegt, wie schlimm es wohl noch werden kann und daß man nie zurückbekommt, was man verloren hat. Danach wird einem sonderbar leicht zumute. Ohne die Dinge, die man seit langem besessen hat, ist man ein anderer Mensch, jeder Mensch, kein Mensch. Das ist ein wunderliches Gefühl und seltsam befreiend, so als wäre man betrunken und seiner Sinne nicht mächtig. Ich durchmaß das leere Zimmer mit wildem Haar und weichen Knien, und eine irre Heiterkeit packte mich. Am Fenster blieb ich stehen.
    »Oh, sieh mal. Da kommt ein alter Kerl in langem Gewand auf unsere Haustür zu. Ei, weißt du was? Das ist die Tracht der Maler-und-Färber-Zunft. Wenn das nicht der Büttel ist, der auch Geld holen will.« Ich lachte schon wieder schallend, und als ich merkte, wie erschrocken Nan blickte, da lachte ich noch schallender. Und ich lachte noch immer, als sich der Schuldeneintreiber ernst und gravitätisch die Treppe hochmühte und mir in unserem leeren kleinen Vorzimmer einen Kondolenzbesuch abstattete.
    »Ihr braucht mir gar nichts zu sagen«, lachte ich, »Master Dallet hat auch bei der Zunft geborgt.«
    »Fünf Pfund, Mistress Dallet, für Materialien und Blattgold.«
    »Dann nehmt die Wände mit, weiter ist hier nichts mehr zu holen.«
    »Aber unsere Brüder von der Zunft haben uns mitgeteilt, daß Ihr eine schöne Messinggedenktafel gravieren laßt…« O diese Zünfte, dachte ich. Sie stecken alle unter einer Decke. Mein Vater mußte außerhalb der Stadtmauer wohnen, damit sie ihm nichts tun konnten. Andernfalls schicken sie den Büttel und nehmen dem Ausländer die Arbeit weg und verbrennen sie. Natürlich nicht, wenn er einen hohen Gönner hat, der ihn

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