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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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wurde jetzt aus mir?
    »Master Ludlow, Master Ludlow.« Tom beugte sich über den Liegenden. »Nicht bewegen, wir tragen Euch in den Laden.«
    »Ich bin ein toter Mann, mein Junge. Ihr tragt nur meinen Leichnam. Sieben Jahre… ist es her… daß ich meine Seele verschrieben habe. Und jetzt… der Pakt ist abgelaufen. Hüte dich vor dem Hexenmeister, mein Junge… laß dich nicht verlocken… von falschen Versprechungen… Reichtum… oh, mein Gott, ich bin verloren…« Der gurgelnde Atem setzte aus. Die hohen, eng zusammenstehenden Häuser versperrten dem letzten Zwielicht den Weg in die Gasse, wir standen in völligem Dunkel. Doch in der angstvollen Stille hörte ich ein leises »hfff, pfff«, so als atmete ein gewichtiger Mann.

Kapitel 11
    M ord ist an sich schon schlimm genug, doch was danach kommt, ist noch schlimmer. Wenn man den Behörden mitgeteilt hat, daß man eine Leiche gefunden hat, wenn fromme Mönche, die sich um derlei kümmern, sie abgeholt haben, dann kann es sehr spät werden. Und je später es wurde, desto besorgter wurde ich. Wir konnten ja nicht erzählen, daß wir den Täter kannten, da Sir Septimus ein sehr angesehener Mann war und wir die Art Nichtswürdiger, die man foltert, damit sie Informationen preisgeben, falls man die bei uns vermutet hätte. Daher erzählten wir nur Master Ailwin davon, denn wir brauchten einen Plan, und wenn man in der Klemme sitzt, ist es allemal gescheiter, sich von einem älteren, erfahrenen Menschen leiten zu lassen. Master Ailwin blickte ein wenig in die Luft, dann sagte er, bloß nichts den Behörden erzählen, denn sie sind die Staatsmacht, und da alle irdische Macht in kurzer Zeit vergehen würde, sollte man sie nicht auch noch unterstützen. Nicht schlecht für einen Mann, dessen Hirn seit längerem herumtrieb wie ein nicht vertäutes Boot. Und dann kamen alle Brüder von der Gesellschaft zu ihrer Sitzung, ein recht abgerissen und erbärmlich aussehender Haufen, der zu Master Ailwin wie zu einem großem Philosophen aufblickte, da er noch wunderlicher war als sie. Aber alle sprachen mit uns über unser Problem, und irgendwie tat das gut.
    Zunächst schimpften sie, der Mord hätte ihnen den Abend verdorben, und dann sagte jemand, man könnte doch zur Abwechslung statt über den Himmel auch einmal über die Schlechtigkeit der irdischen Macht disputieren, und jemand anders antwortete, Sir Septimus könnte uns gesehen haben und wir schwebten daher in großer Gefahr. Und dann sprachen alle dem Ale zu und schrien durcheinander, scharrten mit den Füßen und stritten sich, was zu tun wäre. Am Ende beschlossen sie, daß sich Tom bei mir daheim verstecken solle, da ich unter Wolseys Schutz stand, und daß sie uns alle miteinander nach Haus bringen würden, denn es war sehr dunkel, und der Mond schien nicht. Also entzündeten sie Fackeln, umringten uns und zogen mit einem Trinklied auf den Lippen durch die Straßen, und das Lied hatte so gar nichts Frommes an sich, außer daß es von einem Abt von Cucany handelte, der zuviel trank. Leute öffneten die Fensterläden, schimpften und schütteten ihren Nachttopf über uns aus, dazu gesellten sich alte Schuhe und verfaultes Obst, und das war nicht nett, doch die Nachtwächter taten uns nichts, weil wir in der Überzahl waren.
    »Was ist denn das?« rief Mistress Hull.
    Und Nan sagte: »Nie wieder, nie wieder lasse ich dich allein ausgehen. Wir dachten schon, man hätte dich umgebracht«
    »Herein, herein, wer sind denn all die Leute mit den Fackeln?« fragte Mistress Hull.
    »Gute Christenmenschen, die Mistress Dalbert wohlbehalten heimbringen«, verkündete Master Ailwin, und Mistress Hull blickte sehr beeindruckt: Dies war ein Mann, der viele Freunde und obendrein einen ausnehmend langen weißen Bart hatte!
    »Wer, Susanna, sagst du, war der aufmerksame Mann? Master Ailwin?« fragte Mistress Hull, während sie die Tür hinter uns zuschlug und fest verriegelte. »Männer mit hellblauen Augen, wie er sie hat, gefallen mir. Man merkt ihnen an, daß sie tiefschürfende Denker sind.«
    »O ja«, sagte ich.
    »Und bleibt Tom heute wieder zum Abendessen?«
    »Er bleibt über Nacht. Wir haben mit angesehen, wie ein Mann ermordet wurde, und er muß sich jetzt bei uns verstecken, bis wir etwas Besseres gefunden haben.«
    »Nun, das trifft sich prächtig, endlich ein Mann im Haus«, sagte sie, und Tom sah auch gleich richtiggehend eingebildet aus und nicht mehr so niedergeschlagen.
    »Und jetzt erzählt ihr uns beim Essen, wo ihr

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