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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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den Kopf.

    Das Wasser hatte auch die schlafenden Wölfe und die Ringlords erreicht. Die meisten der Bestien wurden in einen abschüssigen Gang gespült. Die Übrigen wurden zusammen mit den Männern mitgerissen. Weder Aeneas’ noch Duncans Magie konnten verhindern, dass sie genau wie die Jugendlichen zuvor eine rasante Tauchpartie unternehmen mussten. Als Aeneas schon glaubte, seine Lungen würden bersten, wurde er von Duncan ergriffen, der sich auf einen Felsvorsprung hatte retten können. Duncan hatte ziemliche Mühe, dem reißenden Strom den Körper des Ringlords abzutrotzen, aber er schaffte es, nachdem Aeneas auch endlich Halt gefunden hatte und sich mit seiner Hilfe selbst aus dem Wasser ziehen konnte. Erschöpft blieben sie erst einmal liegen, und der Wasserstrom versiegte.
    Aeneas setzte sich auf und lehnte sich an die Wand. Neben ihm sah sein Kollege sich betroffen um. Jemand hatte seine Gänge geflutet! War Karon schon so nah? Er blickte auf seinen Begleiter. Der hatte den Kopf abgewandt und hielt sich den Bauch. Besorgt fragte er: »Sind Sie verletzt?«
    »Nein«, brachte der mit leisem Lachen hervor. »Willkommen im Club!« Er drehte sich um und grinste seinen erstaunten Begleiter an. »Sie sollten sich an solche Dinge möglichst schnell gewöhnen. So lebt es sich nämlich in der Nähe Ihres Sohnes.«
    »Das war Erik?«, fragte Duncan ungläubig.
    »Jede Wette!«, erwiderte der Gefragte und massierte seine schmerzende Schulter.
    Eine Weile sagte keiner ein Wort, dann lächelte der Ältere. »Aeneas, ich glaube, ich habe Ihnen nicht genug dafür gedankt, dass Sie meinen Sohn unter Ihren Schutz genommen haben. Ich wusste nicht, welcher Gefahr Sie sich damit ausgesetzt haben.«
    »Ich bin eben ein Gefühlsmensch«, kam die prompte Antwort.
    Duncan nickte. »Deswegen liebt mein Sohn Sie auch.« Die Stimme klang fast vorwurfsvoll.
    Aeneas sah seinen Begleiter an. »Er würde viel lieber Sie lieben und ist doch nur Ihretwegen hier.«
    »Er ist sehr tapfer. Meinen Sie nicht?« Reiner Vaterstolz sprach aus den Sätzen.
    »Ja, das ist er.«
    »Ich denke, Erik wird einmal ein großer Ringlord«, sinnierte der Vater weiter.
    Aeneas nickte, allerdings etwas zögernd. »Wenn er sich bis dahin so weit unter Kontrolle hat, dass er bei der Prüfung nicht ganz Rhandana zum Einsturz bringt. Seine magischen Kräfte sind gut entwickelt, aber seine Konzentrationsfähigkeit lässt noch schwer zu wünschen übrig.«
    Beide Männer sahen gedankenverloren vor sich hin.
    Dann murmelte Duncan: »Schade eigentlich, dass wir beide seinen Triumph wohl nicht mehr erleben werden.«
    »Ja«, stimmte sein Begleiter freundlich zu. »Schade eigentlich!«
    »Soll ich mich um Ihre Schulter kümmern?«, fragte Duncan hilfsbereit.
    »Danke, nicht nötig! Kümmern Sie sich lieber einmal um Ihren Sohn. Bevor der an seine Karriere denkt, wartet er noch auf ein nettes Wort von seinem Vater. Eine kleine Umarmung könnte auch nicht schaden. Er wird es bestimmt nicht weiter sagen, und Ihre Würde bliebe dadurch unangetastet.«
    Von Gandar fehlten die Worte, aber er musste zum Glück nichts erwidern, denn Erma kam in diesem Augenblick angelaufen, musterte beide kurz und atmete auf. »Den Göttern sei Dank! Sie sind auch unverletzt.«
    »Auch? Dann geht es unseren jungen Gefährten gut?«, fragte Aeneas.
    Sie lachte auf. »Sehr gut würde ich sagen. Sie bringen Lennart gerade mit ihren konfusen Beschreibungen der Ereignisse um den Verstand! Gerrit begriff irgendwann, dass es zu viel für ihn war, und alle krümmten vor Lachen, als er es aussprach.«
    »Das gönn ich ihm«, gab der Ringlord mit solcher Inbrunst zurück, dass sie erneut lachen musste.
    Duncan erhob sich mit einem leichten Frösteln. »Ich mach noch schnell einen Rundgang, um zu sehen, ob die Wölfe alle eingesammelt wurden, und Sie sollten zusehen, dass Sie was Trocknes zum Anziehen finden. Erma, könnten Sie Aeneas die Kleiderkammer zeigen, bevor er sich hier verläuft? Die letzten Gänge hat er ja nur unter Wasser kennen gelernt.«
    Sie nickte und machte sich zusammen mit dem Ringlord auf den Rückweg. »Die Jugendlichen wollen alle bleiben«, erklärte sie dabei. »Das hätte ich nie für möglich gehalten.«
    »Sie kennen sie eben nicht. Ich hatte das befürchtet.«
    »Werden Sie sie bleiben lassen?«
    »Wenn irgend möglich, nicht!«
    Die Assistentin sah ihn von der Seite an. »Das vermuten die jungen Leute auch. Aber Sie und von Gandar werden bleiben?«
    »Selbstverständlich!«

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