Die Suche nach dem Wind
hörte er Aeneas’ leise Stimme.
Er nickte erleichtert und suchte erneut fieberhaft nach einem fremden Zauber. Aber er hatte noch viel zu wenig Übung darin, und die nächsten Bestien kamen schon näher. Ihn überkam so etwas wie Hysterie, er zitterte und ächzte und fühlte Aeneas’ Hand auf seinem Arm. »Ganz ruhig, Erik! Atme durch, schließ die Augen und konzentriere dich!«
Er schloss die Augen, spürte die Energieströme und versuchte, sie zu fassen. Erneut wurde der Schild getroffen. Erik keuchte entsetzt auf. Das Magiegewebe war wieder weg.
»Es tut mir leid«, stammelte er.
»Versuch es noch einmal!« Aeneas’ Stimme war nur ein heiseres Krächzen.
Erik konzentrierte sich erneut. Himmel, wo waren die Energiestränge? Nichts konnte er spüren, einfach nichts! Erneut legte sich eine Hand auf seinen Arm, und plötzlich konnte er sie wieder fühlen.
»Du hast sie. Gut, und jetzt komm näher!«
Erik kroch ganz nah an seinen Ringlord heran. Der zog den Kopf des Jungen an seine Schulter. »Lass die Augen zu und hör einfach nicht mehr hin. Denk nur an den Schild. Du musst ihn halten. Ich kann wirklich nicht mehr. Wenn du ihn verlierst, dann lauf, so schnell du kannst zu den Höhlen.«
Erik zitterte am ganzen Körper. Die körperliche Nähe tat gut, auch wenn Aeneas’ Hand erschlaffte. Mit aller Kraft konzentrierte er sich auf die Magiestränge. Immer wieder wurde der Schild erschüttert. Erik ließ die Augen zu und drückte sich fest an den Ringlord. Toller Tipp, einfach nicht hinzuhören! Das Heulen der Bestien und die Schreie der Menschen konnte er nicht überhören, schon allein, weil es so oft sein Vater war, der schrie. Seit Stunden hatte er nur noch tiefe Furcht empfunden, vor Karon, um Aeneas und jetzt um seinen Vater, sich selbst, seine Freunde, ... um alles. Er konnte nicht mehr. Bleierne Müdigkeit legte sich wie ein Mantel über ihn, aber Explosionsgeräusche ließen ihn immer wieder zusammenzucken. Die Anstrengung, den Zauber zu halten, laugte ihn völlig aus. Erneut krachte etwas auf den Schild. Das Vibrieren des Schildes setzte sich schmerzhaft im Körper fort. Verzweifelt rüttelte er den Ringlord.
»Wach bitte auf«, schluchzte er am Ende seiner Kraft.
Aeneas’ Augen blieben geschlossen. Sein Gesicht war schweißnass und mit blutigen Kratzern übersät, die wohl Explosionsbröckchen verursacht hatten. Das Hemd klebte am Körper, Blut sickerte durch den notdürftigen Verband aus einem abgerissenen Ärmel in den Sand und beide Hände waren blutverschmiert. Erik blinzelte entschlossen eine Träne weg. Nimm dich gefälligst zusammen, forderte er sich selbst auf. Du darfst den Zauber nicht verlieren. Aeneas ist bewusstlos und wird unweigerlich getötet werden, wenn du den Schild nicht halten kannst. Bei jeder Erschütterung des Schildes lief ein Beben durch seinen Körper. Schweiß und Tränen liefen ihm über das Gesicht. Der Schild wurde brüchig. Alle Anfeuerung nützte nichts mehr. Seine letzten Kraftreserven waren verbraucht. Er spürte keine Energiestränge mehr. Haltsuchend krallte er seine Hände in den Körper des Ringlords und hörte undeutlich die Stimme seines Vaters. »Erik, es ist gut, lass los!« Müde hob er den Kopf.
»Es ist vorbei. Die restlichen Wölfe haben sich zurückgezogen. Das hast du sehr gut gemacht, mein Sohn. Ich bin stolz auf dich.« Auch Duncans Gesicht sah man die Erschöpfung an. Schweiß, Rauch und Blut vermischten sich.
Erik lächelte ihn verzerrt an und sackte wortlos zusammen.
Duncan beugte sich sofort über seinen Sohn und hob ihn auf.
Erma kam bereits mit einigen Rhan, um Aeneas abzuholen. Sie sah nicht besser aus als Duncan, und ihre Stimme klang heiser, als sie fragte: »Wie geht’s dem Jungen?«
»Er ist völlig fertig. Kaum zu fassen, dass er so lange durchgehalten hat. Er wird sicher einmal ein großer Magier.«
Erma nickte müde. »Wir haben viele Verwundete, einige Schwerverletzte. Warum haben die Seelenlosen nicht angegriffen?«
»Vielleicht fehlte ihnen der Befehl. Eigene Entscheidungen treffen können sie ja nicht. Wir sollten einfach froh sein, dass sie nicht eingegriffen haben. Ich habe auch so schon nicht mehr an unseren Erfolg geglaubt.« Duncan fühlte sich ausgebrannt und schlapp und sogar der relativ leichte Körper seines Sohnes wurde ihm fast zu schwer.
Erma stolperte immer wieder. Ihr sonst so leichtfüßiger Gang musste der Erschöpfung zum Opfer gefallen sein.
»Sie sind eine großartige Magierin«, lobte Duncan und
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