Die Suche nach dem Wind
erntete ein leises Lachen.
»Wir sind uns bewusst, dass wir alle toll waren, nur Sie nicht. Duncan, Sie waren unglaublich.«
Erik öffnete plötzlich die Augen, zuckte angstvoll zusammen und schmiegte sich dann erleichtert an die Schulter seines Vaters. »Wie geht’s Aeneas?«
Duncan sah liebevoll auf ihn herunter. »Ähnlich wie dir, würde ich sagen. So ein Faulpelz! Verschläft der glatt die Schlacht. Aber das hatte er mir ja vorher gesagt: Ich übernehme den einen Magier und du übernimmst den Rest.«
»Ist jetzt alles vorbei?«
»Das Schlimmste ist überstanden. Karon ist tot. Alles andere dürfte dagegen ein Kinderspiel sein, zumal kein Zeitdruck mehr besteht.«
Aeneas kam zu sich, spürte Hände an seinen schmerzenden Schultern und öffnete die Augen.
Erma strahlte ihn überglücklich. »Da bist du ja wieder. Es ist geschafft. Karon ist tot und der Angriff der Wölfe zurückgeschlagen.« Ihre Hand wanderte zum Gesicht und ihre Stimme wurde leise. »Ich glaubte dich verloren. Wie bist du aus dem Schacht herausgekommen?«
»Im Gegensatz zu Karon kannte ich den Schacht ja. Konnte mich an einer Kante, die die Abdeckung hielt, festhalten.«
»Der Kampf war so grauenhaft. Ich hatte furchtbare Angst um dich und hab die ganze Zeit geglaubt, du wolltest ihn gar nicht überleben.«
»Ich halte nichts von rührseligen Opferszenen und muss die Kinder noch in Sicherheit bringen. Hatte ich dir nicht gesagt, dass ich immer versuche, meiner Verantwortung gerecht zu werden?« Er schenkte ihr ein halbes Lächeln, weil er mehr nicht zustande brachte, sie sah ihn jedoch ernst an und fragte: »War es sehr schlimm?«
»Anstrengend«, erwiderte er. Karons Augen und Stimme sah und hörte er überdeutlich, aber, über den Kampf und sein Ende wollte er jetzt nicht nachdenken und konzentrierte sich auf die Gegenwart. Die war allerdings auch nicht viel erfreulicher. Führerlose Wölfe waren unterwegs, seine Schützlinge nicht alle in Sicherheit und trotz Ermas Fähigkeiten fühlte er sich scheußlich und meinte, jeden einzelnen seiner Muskeln auf ziemlich unangenehme Weise zu spüren. Trübe betrachtete er seine Handflächen. »Aufgeplatzte Blasen und Risse, als wäre ich bisher nur als Blumenpflücker unterwegs gewesen. So was hab ich seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen. Ich fass es nicht.«
»Das meinte ich nicht, Aeneas.«
Willst du wissen, wie man sich als Vatermörder fühlt, lag ihm auf der Zunge, doch er erwiderte nur: »Ich weiß, was du meintest. Es ist vorbei, also nicht mehr von Belang. Wo sind Erik und Duncan?«
»Du bist so gefühlsbetont, wenn es um andere geht, aber an dich selbst lässt du keinen ran, nicht wahr?« Erma massierte weiter und sah ihn dabei unverwandt an.
»Der Held ist wach«, erklang es munter von der Tür. »Das war mal ein feiner Kampf. Bei allem, was recht ist, ich bin froh, dich auf meiner Seite zu haben.« Duncan trat näher an das Lager und räusperte sich. »Wie fühlst du dich?«
»Wenn ich jetzt »gut« sage, hörst du dann auf, Erma?«, fragte Aeneas mit einem Blinzeln. Sie nickte stumm, und sein Lächeln wurde breiter. »Nicht besonders!«, lautete die Antwort.
Erma und Duncan sahen ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an, der ihn zunächst verwirrte. Dann begriff er schlagartig, schloss kurz die Augen und stieß die Luft aus. »Ach, das meinst du. ... Meine Güte! Was soll ich sagen? Ich weiß doch auch nicht, wie man sich als Herr von Loth fühlt. Ich fühle mich nicht anders als vorher, nur schlapper, und ich kann euch nicht weiterhelfen. Macht es unter euch aus, ob ihr mir noch trauen wollt, oder nicht.«
Erma strich ihm zärtlich über die Wange. »Rede keinen Unsinn! Natürlich trauen wir dir.«
Duncan nickte. »Entschuldige, aber da wir uns alle nicht mit diesen Schlangen auskennen, musste ich zumindest fragen.« Er drückte Aeneas freundschaftlich den Oberarm und fuhr fort: »Karons Truppen laufen draußen herum und die Kinder sind noch im Verlies. Ich hatte gehofft, du würdest sie holen. Erik könnte dich führen.«
»Ich kann die Kinder holen«, warf Erma ein und knetete unterdessen den linken Arm. »Sie können nicht ernsthaft Aeneas schicken wollen.«
»Irgendetwas ist merkwürdig. Es ist nur so ein Gefühl, aber es liegt etwas in der Luft. Wenn ich nur wüsste, was. Es wäre mir lieber, du gingest, für alle Fälle.« Duncan ignorierte Ermas Einwand und schaute seinen Kollegen beschwörend an.
Der entfernte sanft und sichtlich unwillig Ermas Hände
Weitere Kostenlose Bücher