Die Suche nach dem Wind
schien unendlich zu sein. Die Verluste in den eigenen Reihen nahmen sie nicht zur Kenntnis, sondern stiegen über tote oder sterbende Artgenossen einfach hinweg. Duncan tauchte eine Seite des Hügels in ein gewaltiges Flammenmeer. Rauch stieg auf und waberte über das Schlachtfeld, aber die Bestien rückten, angetrieben von dem Instinkt zu töten, unbeirrbar näher.
Die Magie der Rhan erschöpfte sich immer mehr. Einer nach dem anderen griff zu Pfeil und Bogen oder Schwert.
Duncan begriff, dass ein einziger Großmagier allein kaum etwas ausrichten konnte gegen die Zahl der Angreifer, denn die Wölfe griffen von allen Seiten an. Der Ringlord sah die ersten Rhan unter den wüsten Attacken zusammenbrechen. Dort, wo die Menschen kämpften, konnte er seine Magie auch nicht zum Einsatz bringen. Zu groß war die Gefahr, die eigenen Leute zu treffen. Er musste sie in die Höhlen schicken, denn im Nahkampf gegen die Überzahl der Bestien hatten die nicht die geringste Chance. Die Schlacht drohte zu kippen. Laut brüllte er die Befehle zum Rückzug. Er brauchte dringend Hilfe.
Erik versuchte, sich erneut zu konzentrieren, merke jedoch schnell, wie schwer das in Schlachtfeld-Atmosphäre war. Es stank verbrannt und das Klirren der Waffen und die Schreie der Kämpfenden waren entsetzlich. Von links kamen vielleicht fünfzig Wölfe direkt auf ihn zu. Er rief das Feuer, aber es kam nicht. Er versuchte es mit Blitzen. Nichts! Er sah die riesigen Äxte in der Sonne glänzen, hörte das furchtbare Heulen und konnte sich nicht mehr konzentrieren. Sein Vater war neben ihm. Eine riesige Druckwelle schleuderte die Angreifer wie Stoffpuppen durch die Luft.
»Geh zu Erma, ich brauche sie hier!«, schrie der Ringlord.
»Aber ich kann doch nicht ...« Weiter kam er nicht.
Sein Vater sah ihn streng an. »Geh! Ich brauche Erma. Sofort!« Er wandte sich schon wieder den Feinden zu.
Eine erneute Druckwelle ebnete Erik den Weg. Er rannte mit klopfendem Herzen zu Erma, stolperte dabei immer wieder über Wolfskadaver. »Ich kann keinen Schutzzauber«, keuchte er ungefragt und völlig außer Atem.
»Mist«, fluchte die Assistentin. »Dann musst du versuchen, den Zauber, den ich webe, zu halten.«
Er nickte zögernd, und sie ergriff seine Hände. »Spürst du den Zauber?«
Erik versuchte, sich auf das Schutzgebilde zu konzentrieren.
»Gut gemacht! Du hast ihn. Ich lass jetzt los«, rief Erma. »Pass gut auf deinen Ringlord auf!« Schon sprang sie hoch und hetzte zu Duncan.
Es war einfach nur bizarr. Erik kniete neben Aeneas und hatte den Eindruck, sich in einer Käseglocke zu befinden. Um ihn herum tobte die Schlacht unvermindert weiter. Duncan und Erma verbanden ihre Kräfte zu riesigen Druckwellen. Ganze Angriffsreihen wurden weggefegt. Ihr Geheul ging durch Mark und Bein. Zwei Magier kämpften allein gegen unzählige Wölfe. Es fiel Erik schwer, unter diesen Bedingungen an den eigenen Erfolg zu glauben. Sein Vater brüllte etwas, aber er konnte die Worte nicht verstehen. Sekunden später fegte ein gewaltiger Wirbelsturm über den Hügel. Selbst der Schutzschild wurde erschüttert und erzitterte. Erik fuhr der Schreck in alle Glieder und er stöhnte laut auf. Er hatte nicht gewusst, dass man die Angriffe auf den Schild spüren würde. Eine Axt flog auf ihn zu und er ging unwillkürlich in Deckung. Kurz vor ihm prallte sie am Schutzschild ab. Der Schild vibrierte so heftig, dass Erik glaubte, ein Stromschlag hätte ihn getroffen. Er hatte sich noch gar nicht von seinem Schrecken erholt, als auch schon eine zweite Axt die Schutzbarriere traf. Zu Tode erschrocken fuhr er zusammen und konnte er die Magiestränge kaum noch spüren. Wie wild rüttelte er an den Schultern des Ringlords. »Hilf mir, Aeneas! Oh, bitte, hilf mir doch«, krächzte er in heller Panik.
Ein Wolf schlug in Eriks Rücken mit seiner Keule auf den Schutzschild und brachte ihn erneut heftig zum Erbeben. Der Jungmagier zuckte schmerzerfüllt zusammen, schrie auf und verlor vollends das Gewebe. Er konnte den Schutzzauber nicht mehr fassen. Er war einfach weg.
Der Wolf, wohl verunsichert durch die unsichtbare Barriere, kam zwar nur zögernd näher, holte aber bereits wieder mit seiner Waffe aus. Kein Blitz wollte klappen. Jede Konzentration war weg. Erik brüllte laut und atemlos den Namen seines Freundes. Die Keule sauste herab, Erik warf sich auf Aeneas und kniff die Augen zusammen. Doch der erwartete Schmerz blieb aus.
»Versuch, die Stränge wieder zu fassen«,
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