Die Suche nach dem Wind
erneut zum Angriff über, heftiger als zuvor. Der Ringlord wich einem Angriff aus, strauchelte, und der nächste Schlag erwischte ihn am rechten Oberarm, an der gleichen Stelle, an der er zuvor Karon verwundet hatte. Er war so fertig, dass er den zusätzlichen Schmerz kaum registrierte, hörte nur undeutlich Erma und Erik aufschreien.
»Ausgleichende Gerechtigkeit«, erklärte der Magier grinsend, während er weiter attackierte. »Du wirst nachlässig. Ihr Rhan seid so furchtbar schnell erschöpft. Das mit der Selbstheilung funktioniert bei euch auch immer noch nicht? Welch erbärmliche Magie! Ich kann dir eine viel überlegenere Macht schenken. So langsam solltest du das begriffen haben. Ein Wort von dir und Erschöpfung und Schmerzen wären in Sekunden wie weggeblasen. Ich spüre, dass du am Ende bist. Warum willst du dich weiter quälen? Ergib dich endlich!«
Noch nicht, dachte Aeneas. Es war zu früh. Immer weiter wich er zurück. Fünf Meter, zehn weitere Meter und immer weiter und weiter, Meter für Meter! Sein Vater sagte etwas, aber er konnte es nicht mehr verstehen, sah nur verschwommen und konnte kaum das Schwert hochhalten. Eine Parade und noch eine und noch eine, dann ging es nicht mehr. Seine Muskeln gehorchten ihm einfach nicht mehr. Er taumelte wie ein Betrunkener und hörte wie aus weiter Ferne Erik und Erma erneut schreien. Das Schwert wurde ihm aus der Hand geschlagen, entglitt eher seinen kraftlosen Händen. Zu Tode erschöpft fiel er auf die Knie.
Karon ging zu ihm und zog ihn hoch. »Komm, mein Sohn, lass es gut sein. Ich habe gewonnen.«
Der Ringlord blickte hoch, konnte Karons Gesicht jedoch kaum noch erkennen. »Du hast gewonnen. Ich werde dich freiwillig begleiten.«
Die Kette, die beide aneinanderband, verschwand. »Die benötigen wir nicht mehr«, erklärte der Schwarzmagier mit einem Lächeln. »Komm!«
Aeneas nickte, sackte erneut zusammen, klammerte sich Halt suchend an den Schwarzmagier und brüllte mit letzter Kraft: »Duncan!«
Der zögerte keine Sekunde. Ein Wirbel erfasste Vater und Sohn, schleuderte sie in die Luft und ließ sie auf die nahe Abdeckung des Schachts krachen.
Karon starrte seinen Sohn fassungslos an, konnte endlich dessen Gedanken lesen. Im selben Moment verschwanden beide im Schacht.
Duncan hörte noch die Stimme des Schwarzmagiers, verstand aber die Worte nicht. Erik trommelte schon wie wild auf ihn ein und kreischte hysterisch: »Was hast du getan? Du hast Aeneas getötet. Er wollte uns helfen, und du hast ihn getötet.«
Duncan nickte matt. Auch ihm war entsetzlich zumute, obwohl sie gewonnen hatten. Karon war vernichtet, aber um welchen Preis?
Erma starrte mit nassen Augen auf den Schacht, der jeden Moment explodieren würde. Es bewegte sich etwas. Sie sah einen Kopf und schrie: »Duncan, schnell, es ist Aeneas!«
Ein zweiter Wirbel erfasste den Ringlord im selben Moment, als unter ihm der Schacht explodierte.
Diesmal ließ Duncan ihn behutsam auf die Erde zurückgleiten. Er hatte kaum den Boden berührt, als Duncan auch schon bei ihm war. Der ältere Ringlord schüttelte begeistert Aeneas’ Schultern und zog ihn dabei halbhoch. »Du lebst?!«
»Das halte ich für maßlos übertrieben«, krächzte sein junger Kollege und kippte zur Seite.
Erma und Erik knieten schon neben den beiden Ringlords. Erik war bleich wie eine Wand. Erma wollte sich gerade daran machen, ihre Heilerfähigkeiten unter Beweis zu stellen, als die Wölfe heulend über den Hügel kamen. Duncan ergriff Eriks Arm. »Komm Sohn, jetzt sind wir dran. Erma, kümmern Sie sich um Aeneas. Wir können ihn nicht zu den Höhlen schaffen.«
Erma nickte und baute einen magischen Schutzschild um sich herum auf. Duncan und Erik wandten sich den Bestien zu. Aus den Eingängen der Höhlen kamen Rhan herausgerannt, um sich Vater und Sohn anzuschließen.
Erik versuchte es mit Feuer. Dieses Element lag ihm am besten. Seine Angst war offensichtlich groß genug, denn Feuerregen ergoss sich über die angreifenden Kreaturen. Blitzhagel, vom Ringlord geschleudert, rissen Löcher in deren Angriffsreihen. Ein wahres magisches Feuerwerk beherrschte den Hügel. Der Himmel schimmerte in den unterschiedlichsten Farben, der Boden färbte sich rot. Das Heulen der Wölfe mischte sich mit dem Geschrei der Menschen. Unter den magischen Attacken fielen die Bestien in großer Zahl. Aber trotzdem gelang es viel zu vielen, weiter vorzudringen, und immer noch kamen weitere Kreaturen über den Hügel. Ihre Anzahl
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