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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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seinem Kopf machte sich ein dumpfes Pochen breit. Ein brennender Baum stürzte vor ihnen um, krachte auf die unsichtbare Barriere und ließ Aeneas laut aufstöhnen. Erik hörte jetzt auch seinen Begleiter immer lauter keuchen und ächzen. Er selbst rang um Luft und konnte schon längst nicht mehr laufen, stolperte nur noch steifbeinig aber unbarmherzig gezogen vorwärts. Hätte Aeneas ihn losgelassen, wäre er einfach zusammengebrochen.
    Irgendwann waren sie endlich auf der Lichtung. Die Landschaft war auch hier verbrannt, aber es gab wieder Luft zum Atmen. »Ich brauch ‘ne kurze Pause«, krächzte Erik und taumelte.
    Aeneas keuchte atemlos: »Das geht nicht. Viel länger kann ich den Schild nicht halten. Das schaffe ich nicht. Wir müssen in den Palast. Es ist nicht mehr weit.«
    Wenige Meter vor ihnen tat sich ein Riss im Boden auf und wurde zusehends breiter. Erik spürte Panik, aber Aeneas packte ihn schon um die Taille. »Spring!«, brüllte er und sprang in einem Riesensatz über den klaffenden Abgrund.
    »Olympiareif«, krächzte er und sprintete weiter.
    Doch plötzlich blieb er so abrupt stehen, dass Erik auf ihn prallte. Der empfand es zunächst nur als wohltuend, sich endlich an einen Rücken anlehnen zu können, schloss für ein paar Sekunden dankbar die Augen und spähte dann schweratmend um den Ringlord herum.
    Direkt vor dem Eingang zum Palast stand ein gigantisches, schwarzes Ungeheuer, das Erik sofort an die Skulpturen in Karons Saal erinnerte. »Was ist das?«
    »Ein Dämon!« war die knappe Antwort.
    »Was jetzt?« Obwohl er von der Hitze und der Anstrengung in Schweiß gebadet war, kroch eine Eiseskälte langsam sein Rückgrat hinauf.
    Die Stimme des Ringlords klang völlig tonlos, als er bat: »Du musst den Schutzzauber kurz übernehmen, Erik.«
    Der hatte nicht den Eindruck, irgendetwas übernehmen zu können. Er war froh, sich überhaupt noch auf den Beinen zu halten. Dementsprechend verzweifelt sah er seinen Begleiter an.
    Aeneas beugte sich zu ihm herunter. »Ich brauche dich jetzt wirklich, aber nur ganz kurz. Versprochen! Ich kann nicht zwei Zauber gleichzeitig halten. Wenn wir überleben wollen, musst du mir helfen. Sieh mich an, Erik!«
    Der kam der Aufforderung nach. Der Ringlord war genau wie er schweißnass, sah hundeelend aus, lächelte jedoch aufmunternd. »Du kannst das. Du hast das auf dem Schlachtfeld vorhin geschafft und mir das Leben gerettet. Gegen diese hässliche Batman-Kopie schaffst du das auch.«
    Erik versuchte zu lächeln, was ihm allerdings überhaupt nicht gelang. Es kam nur eine klägliche Grimasse heraus. »Ich werd´s versuchen.«
    Aeneas drückte ihm die Schulter. Silberner Pfeilregen prasselte jetzt auf den Schild. Erik versuchte erneut, ein fremdes Gewebe zu greifen, aber er war viel zu ausgelaugt und konnte die Stränge nicht einmal mehr finden. Er fühlte Aeneas’ Hände an seinem Kopf, spürte, wie ein wenig Energie ihn durchströmte, und versuchte erneut, sich zu konzentrieren. Endlich konnte er das Gewebe spüren.
    »Du hast es. Halt es!«, bat Aeneas, fiel umgehend auf ein Knie, beugte das Haupt und erstarrte.
    Erik hielt den Zauber. Der Pfeilregen ließ nicht nach, und er hatte bald das Gefühl, als bohrten sich die Pfeile direkt in sein Gehirn. Der Schild vibrierte heftig. Dies hier war nichts im Vergleich zum Schlachtfeld. Ein Gewebe gegen diese Zauber zu halten, war viel, viel schwieriger. Die ungeheure Wucht der Angriffe riss Erik von den Beinen. Keuchend lag er auf allen Vieren. Die Stränge wurden immer durchlässiger, gleich würde er sie verlieren. Alles um ihn herum glänzte silbrig. Ihm brach der kalte Schweiß aus. Er spürte nur noch ein Hämmern im Kopf, sah lauter kleine Sterne funkeln und brach vollends zusammen. Das letzte, was er sah, bevor ihm die Sinne schwanden, war, dass ein gläserner Greif am Himmel erschien und sich auf den Dämon stürzte.
    Aeneas webte schon erneut einen Schutzzauber und hob Erik vom Boden auf. Der Greif würde den Dämon nicht vernichten können, aber er würde ihn hoffentlich lange genug ablenken. Der Gigant erhob sich auch schon in die Lüfte und stürzte sich auf den Angreifer. Das Kreischen des schwarzen Dämons und das Klirren der gläsernen Flügel waren ohrenbetäubend.
    Der Ringlord atmete kurz durch, rannte auf den Palast zu und hechtete durch die Tür. Jetzt gaben auch seine Knie nach. Er konnte seine Last gerade noch ablegen, bevor er völlig ausgelaugt zu Boden sank. Alles um ihn herum drehte sich,

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