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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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müssen raus, hier stirbt er.«
    Lennart vergrub seine Hände in den Hosentaschen, um ihn nicht sofort wieder zurückzuhalten. Seine linke Hand berührte etwas Kaltes und verwirrt zog er es heraus: die Kette der Schwarzmagier von Loth. Er hatte gar nicht gewusst, dass er sie noch bei sich trug. Wie in Trance schubste er den Ringlord an und hielt sie ihm hin.
    Der sah zunächst die Kette und dann Lennart gleichermaßen überrascht wie verständnislos an.
    »Versuch’s! Vielleicht klappt’s«, flüsterte der tonlos.
    Aeneas runzelte die Stirn, nickte schließlich verstehend, nahm die Kette und wickelte sie sich um das rechte Handgelenk. Die Kette schien zu erstrahlen. Der Ringlord legte seine rechte Hand auf Eriks Wunde und schloss die Augen. Eine angenehme Wärme durchflutete ihn. Er sah Lavaströme und eine schwarze Burg, die aus dem Feuer zu wachsen schien. Schlangen wanden sich empor und verbanden sich. Sein Handgelenk brannte und immer stärkere Hitze durchströmte ihn, übertrug sich auf Erik. Der zitterte und bebte unter seiner Hand und stöhnte laut. Die kleine Wunde schloss sich. Eriks Temperatur stieg und endlich schlug er die Augen auf.
    »Er ist wach«, krächzte Holly lachend und weinend.
    Erik fand sich in ihrer inniger Umarmung wieder, lächelte verwirrt und verlegen in die Runde und stotterte: »Mensch, ich hatte vielleicht ... einen komischen Traum. ... Holly, was ist los? ... Warum weinst du denn?«
    »Weil ich so glücklich bin«, erwiderte die.
    Erik verstand gar nichts mehr und kratzte sich am Kopf.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal so freuen würde, deine Stimme zu hören«, erklärte auch Adrian heiser, blinzelte heftig und Gerrit und Anna fragten nahezu zeitgleich: »Geht’s dir wieder gut?«
    Er überlegte kurz und nickte dann, hoffnungslos überfordert vom merkwürdigen Verhalten seiner Freunde. »Klar geht’s mir gut. Ich fühl mich nur ziemlich schlapp. Jetzt fällt es mir ein, ich bin umgekippt, weil ... draußen ist ein Dämon. Wie kommen wir nun nach Hause?«
    Alle Augen wandten sich augenblicklich dem Ringlord zu, der mit verschränkten Armen an der Wand lehnte.
    »Können wir sie mit unserer Magie vernichten?«, fragte Anna. Doch man hörte ihrer Stimme den Zweifel deutlich an.
    Aeneas schüttelte müde den Kopf. »Ich fürchte, dafür reicht selbst unsere vereinte Magie nicht aus.«
    »Irgendwie müssen die Biester zu knacken sein«, schimpfte Adrian. »Das gibt’s doch nicht, dass Karon besiegt ist und wir hier trotzdem festsitzen. Oder ist Karon gar nicht besiegt?«
    »Doch«, antwortete Erik, »aber das nutzt uns jetzt nicht viel. Du hättest das Ding da draußen mal sehen sollen. Gigantisch, kann ich nur sagen.«
    »Wir haben es gesehen«, antwortete Adrian, und in seiner Stimme klang so etwas wie Ehrfurcht mit.
    »Bist du wirklich wieder ganz okay?«, wollte Holly von Erik wissen, und tastete ihn besorgt ab. Der nickte irritiert und ließ sich erst einmal erklären, warum seine Freunde sich ihm gegenüber so seltsam benahmen.
    Wie üblich redeten alle durcheinander.

    Aeneas überlegte in der Zwischenzeit genauso fieberhaft wie ergebnislos, wie er sie möglichst gefahrlos zu seiner Großmutter schicken könnte, und Lennart sah seinen Freund unverwandt an, kämpfte nämlich mit ganz anderen Problemen. »Es tut mir leid, aber es ging wohl nicht anders.«
    Der Ringlord sah hoch. »Allen scheint heute irgendetwas leidzutun. Was tut dir denn jetzt leid?«
    »Dass ich dir die Kette gegeben habe. Ich wollte vermeiden, dass du sie benutzt.«
    »Bist du irre? Ich bin froh, dass du das Ding nicht weggeworfen hast, wie ich angenommen hatte. Du hast gerade Eriks Leben gerettet. Was also sollte dir leidtun?«
    »Das weißt du genau.« Lennart ballte erneut die Fäuste.
    Der Ringlord klopfte ihm auf die Schulter. »Blödsinn! Sag mir lieber, wie wir hier wegkommen.«
    »Du musst sie zurückschicken«, erwiderte Lennart leise, ohne den Ringlord anzusehen.
    »Was? Wohin soll ich wen zurückschicken?«
    »Die Dämonen, und wohin, das weiß ich doch auch nicht. Oh, Mann, dahin, wo sie hergekommen sind.«
    Lennart schluckte schwer und musste sich zu den nächsten Worten durchringen. »Herr Gott, noch mal! Du kannst die Wunden, die sie verursachen, heilen, dann kannst du sie auch wegschicken.« Er zögerte erneut, deutete auf die Kette und sagte noch leiser: »Du bist jetzt der Herr von Loth. Sie werden dir gehorchen müssen.« Er brachte es nicht fertig, seinen Freund anzusehen,

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