Die Suche nach den Sternen
Satz war Maq an den Kontrollen des Lebenserhaltungssystems. Alle Instrumente zeigten Grünwerte. Er überprüfte die Kalibrierung des Druckmessers, und es stellte sich heraus, daß sich ein Defekt eingeschlichen hatte. Der Luftdruck an Bord der Shellback war auf gefährlich niedrige Werte gefallen.
»Cherry, bring uns so schnell wie möglich in die Atmosphäre der Uranus-Schale. Gut, daß du so aufmerksam warst, Tez. Wenn der Druckverlust mit der gleichen Geschwindigkeit fortgeschritten wäre, wären wir innerhalb von einigen Stunden verloren gewesen. Ich weiß nur nicht, wie du darauf gekommen bist.«
»Das war nicht ich«, sagte Tez. »Carli versuchte, Kartoffeln zu kochen. Aber mit dem Luftdruck fällt auch der Siedepunkt von Wasser. Ab einem gewissen Punkt kann man es nicht mehr zum Kochen bringen.«
»Gott sei Dank, daß Carli es gemerkt hat! Sie hat uns allen das Leben gerettet!«
Kapitel 16
Maq Ancor machte sich große Sorgen. Die tapfere kleine Shellback hatte sie treu unzählige Kilometer weit durch das solare Weltall befördert, allen Arten von Angriffen getrotzt und sich unter den verschiedensten Umweltbedingungen bewährt. Während dieser Zeit waren nur selten Defekte aufgetreten, von denen sie die meisten ohne größeren Aufwand mit Bordmitteln hatten beheben können. Das Loch im Rumpf stellte aber zusammen mit dem Versagen des Druckmessers eine neue Größenordnung dar. Die Shellback hatte ihre ursprünglichen Spezifikationen weit übererfüllt, aber jedes einzelne Teil des Schiffs war mehrfach überbeansprucht worden, und es zeigte erste Alterserscheinungen. Damit war das Gelingen ihrer letzten, wichtigsten Mission in Frage gestellt.
In den Tanks lagerte genug Sauerstoff für den Rückflug zur Uranus-Schale. Aber allein der Gedanke daran, wie ernst ihre Situation gewesen wäre, wenn sie weiter in den Nepturan-Raum vorgestoßen wären, ohne den Druckabfall zu bemerken, ließ Ancors Blut in den Adern gefrieren. Der permanente Kriegzustand, der auf der Schale herrschte, stellte eine zusätzliche Komplikation dar: Ihnen blieb keine andere Wahl, als auf der Oberfläche zu landen, den Rumpf zu reparieren und die Luftvorräte der Shellback aufzufüllen.
Dann fiel Ancor ein, daß sie in dieser Region des Alls einen Verbündeten hatten – Makroom Dilpath in Gaveen-Lyril. Im riesigen Frachthangar der Weltraum-Stadt auf der Innenseite der Schale fanden sie schließlich den Haarriß im Rumpf der Shellback und verschweißten ihn mit Hilfe von Lasern.
Die Art des Schadens bereitete Ancor erhebliches Kopfzerbrechen. Der Rumpf war nicht an einer Schweißnaht aufgerissen; das Metall selbst, das viele Male bis zur Weißglut erhitzt, eingefroren, verstrahlt und vielen anderen Arten von Belastung ausgesetzt worden war, hatte nachgegeben. Wenn ein Abschnitt ein derart bedrohliches Stadium der Materialermüdung erreicht hatte, wie stand es dann um den Rest des Rumpfes? Sie untersuchten den Rumpf im Rahmen ihrer Möglichkeiten, fanden jedoch keine weiteren Haarrisse. Aber sie konnten nur darüber spekulieren, welche Schäden tief im Metall darauf warteten, bei der nächsten Belastungsprobe an die Oberfläche zu bersten.
Makroom Dilpath gewährte ihnen jede erdenkliche Unterstützung, aber er mußte gleichzeitig mit seinen eigenen Problemen kämpfen. Wie befürchtet hatten drei der Piratenschiffe, die durch die Krateröffnung zur Innenseite der Schale vorgestoßen waren, sich zu einem Geschwader zusammengefunden und bereiteten offenbar einen Angriff auf die Weltraum-Stadt vor. Gaveen-Lyril verfügte über einige Abwehraketen mit Atomsprengköpfen, aber diese konnten nur in sicherer Entfernung von der Stadt benutzt werden, um die Bevölkerung nicht der Strahlung auszusetzen. Die Piraten mußten von den Atomraketen wissen, denn sie näherten sich Gaveen-Lyril im Tiefflug und in der Deckung eines Gebirges. Als die Angreifer schließlich in Sicht kamen, waren sie bereits zu nahe, um den Einsatz der Atomsprengköpfe zu erlauben.
Ancors Reaktion war nicht ganz uneigennützig. Die Piraten planten offenbar an einem Ausläufer der Stadt zu landen, um dann die dortigen Luftschleusen massiv mit Infanteristen in Raumanzügen anzugreifen. Makrooms Verteidigungsoptionen wurden dadurch beschränkt, daß er eine Beschädigung der Schleusen nicht riskieren konnte, da sonst die lebenswichtige Atmosphäre entweichen würde. Sollte das Gefecht eskalieren, bestand die Gefahr, daß die Hülle der Weltraum-Stadt durch Zufall oder
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