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Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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einer der Seitenflächen des Würfels hinunter. Ungefähr nach zwei Dritteln des Wegs stieß sie auf ein Relief und einige Buchstaben, die sie für Hieroglyphen hielt. Damit war bewiesen, daß es sich bei dem Felsblock um keine natürliche Erscheinung handelte.
    Sie schwamm schnell zu der Leine der Boje zurück und folgte ihr zur Wasseroberfläche. Von dort konnte sie mit der Shellback, die etwa fünfhundert Meter über ihr schwebte, Funkkontakt aufnehmen.
    »Maq, kannst du eine Unterwasserkamera an einem Seil herunterlassen? Da ist etwas, das ich dir zeigen will.«
    »Ist schon auf dem Weg, Sine.« Das Heulen der Triebwerke wurde lauter, als das kleine Schiff an Höhe verlor. »Was gibt’s?«
    »Dort unten existiert oder existierte einmal intelligentes Leben. Gibt es hier Ebbe und Flut?«
    »Hm, die Proto-Sonnen sind versetzt angeordnet. Es könnte also zu irregulären Schwerkrafteinflüssen kommen. Wie groß soll denn der Tidenhub sein?«
    »Ungefähr sieben Meter tiefer als die jetzige Meereshöhe. Da unten ist ein großer Felsen, auf dem irgendeine Art Inschrift ist. Er sieht aber nicht wie ein Gebäude aus. Ansonsten kann ich nur eine Art Rampe erkennen. Doch wozu sollte es dort unten eine Rampe geben? Ich bin mir aber ganz sicher, daß sie absichtlich errichtet wurde.«
    »Die Kamera kommt jetzt herunter, Sine. Wir sind ganz schön gespannt. Wir werden in der Zwischenzeit versuchen, mehr über die Anordnung der Proto-Sonnen und ihre Auswirkung auf den Tidenhub herauszufinden.«
    Sine fotografierte alle Reliefs und Hieroglyphen an dem Felsen, schickte die Kamera wieder zur Shellback hinauf und setzte ihre Erkundung fort. Das Wasser war vergleichsweise klar, und der sandige Meeresboden unter dem Felswürfel war fast vollständig von einer üppigen Unterwasserflora bedeckt. Überall flitzten bunte Fische umher, und der Anblick war so geordnet und friedlich, daß er sie anfangs verwirrte. Dann ging ihr auf, was sie so stark anzog: Sie befand sich in einem sorgfältig gepflegten Unterwassergarten! Plötzlich erkannte sie den grundlegenden Plan, und das Ausmaß des Gartens und die überbordende Phantasie, die man in ihn investiert hatte, bezauberten sie. Sie wünschte sich, daß sie die Kamera behalten hätte, aber das Seil hätte das schwierig gemacht.
    Und wo es Gärten gab, mußte es auch Gärtner geben. Eine derart exakte Ordnung konnte nicht lange aufrechterhalten werden, ohne daß man das Unkraut unablässig in Schach hielt. Sie sah sich in der Hoffnung um, daß irgend etwas in dem Muster ihr einen Hinweis darauf geben würde, wo sich die Gärtner befanden. Die Anordnung der Pflanzen stellte sich als symmetrisch heraus, und ein breiter, pflanzenfreier Streifen in der Mitte der Anlage führte direkt zu dem Felswürfel. Sie beschloß dieser ›Straße‹ in Gegenrichtung zu folgen; vielleicht stieß sie ja auf das Unterwasser-Äquivalent eines Dorfs oder einer Stadt.
    In ihrem Eifer übersah sie die drei Schwimmer, die ihr folgten. Die Hautfarbe der Männer war so grün wie die Sines, aber ihre Anpassung an das Leben im Wasser übertraf die der Engelianerin. Zwischen ihren Fingern wuchsen voll ausgebildete Schwimmhäute, und ihre Glotzaugen erinnerten an Reptilien. Falls sie Sines Abstammung teilten, hatten sie sich im Lauf der Jahrtausende anders entwickelt, und wahrscheinlich konnten sie im Gegensatz zur Engelianerin auf Land nicht für längere Zeit überleben. Anfangs hatte die Neugierde auf einen Angehörigen einer anderen Rasse die drei Schwimmer dazu veranlaßt, Sine Anura zu folgen. Als sie aber vorsätzlich die ›Straße‹ entlang schwamm, formierten sich die Meeresbewohner zu einer Angriffsformation. Jeder von ihnen trug einen Speer mit einer scharfen Spitze.
    Ein Schatten warnte Sine vor dem Angriff. Sie krümmte sich zusammen, und der Speer schoß in Haaresbreite an ihr vorbei. Sie wirbelte wie eine Tigerin herum und ging sofort zum Angriff über. Torpedogleich schoß sie auf den Speerwerfer zu. Die beiden anderen Männer schwammen zur Seite, um dem Angegriffenen Platz zur Verteidigung zu geben, aber der Meeresbewohner hatte keine Chance. Sines Finger streiften lediglich seinen Körper, und plötzlich krümmte er sich zuckend zusammen. Er sank auf den Meeresboden, wo er bewußtlos, aber ansonsten unverletzt, liegenblieb.
    Der Anblick ihres auf so seltsame Weise ausgeschalteten Gefährten veranlaßte die beiden übrigen Männer dazu, sich zurückzuziehen, um sich zu beraten. Sie verfügten offenbar

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