Die Suche nach den Sternen
auch Absicht durchstoßen würde. Zwar konnte man die Anlage abschnittsweise abschotten, aber zumindest ein großer Teil der Stadt würde zerstört werden und unzählige Menschen würden im Vakuum ersticken. Die Shellback, deren Reparaturen noch nicht abgeschlossen waren, schwebte somit ebenfalls in Gefahr. Deshalb entsprang Maqs Entscheidung zum Eingreifen ebenso sehr dem Wunsch nach Selbstverteidigung wie dem, ihren Freunden zu helfen.
Dilpath bestand darauf, daß die Shellback sich nicht einmischen sollte. Seiner Ansicht nach war die Mission Maqs und seiner Gefährten von wesentlich größerer Bedeutung als das Schicksal Gaveen-Lyrils. Ancor trommelte dennoch hastig die Mannschaft zusammen. Sobald die Luft aus dem Frachthangar abgepumpt war und die Rollrampen das Schiff auf den Startplatz geschoben hatten, beschleunigte Cherry die Shellback mit Vollschub in den Weltraum. Maq übersah innerhalb weniger Sekunden die Lage. Bei den angreifenden Fahrzeugen handelte es sich nicht um Kriegsschiffe, sondern um Fracht- oder Passagierexosphärenfahrzeuge, die man eilig umgerüstet hatte. Sie verfügten nur über manuell gesteuerte Bewaffnung. Maq kannte die Möglichkeiten des automatisierten Waffenleitstands genau; die Shellback hätte alle drei Schiffe risikolos zerstören können, aber auf diese Lösung wollte er lediglich im äußersten Notfall zurückgreifen. Ancor war zwar ein Meister in der Kunst des Tötens, aber er setzte seine Fähigkeiten niemals leichtfertig ein.
Als die Shellback aus dem Frachthangar glitt, hatten die Angreifer mit einer Salve geantwortet, aber keines der Geschosse war dem automatischen Abwehrsystem des kleinen Schiffs entgangen. In ihrer Position hoch über Gaveen-Lyril behelligte man sie nicht weiter; die Piraten hatten offenbar entschieden, daß das kleine Schiff harmlos war und lediglich Flüchtlinge beherbergte. Damit gaben sie Ancor genau den Vorteil in die Hand, den er benötigte. Eingedenk ihrer eigenen Erfahrungen in der jüngsten Vergangenheit, gab er Tez genaue Anweisungen. Die Shellback schoß in niedriger Höhe über die Piratenschiffe hinweg; ihr schwerer Laser blitzte stoßweise auf, dann war das kleine Schiff schon wieder außer Reichweite des sporadischen Gegenfeuers. Drei Piratenschiffe mit unzähligen winzigen Löchern in den Rümpfen blieben zurück. Keines von ihnen stellte an sich einen bedrohlichen Schaden dar, sie konnten ohne weiteres repariert werden, aber die Botschaft ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Wie ein Schwarm Fische, die plötzlich von einem Räuber überrascht wurden, stoben die drei Schiffe auseinander und flohen zurück zu der Krateröffnung, um in der Atmosphäre der Schalenaußenseite Zuflucht zu finden.
Die Mannschaft der Shellback schloß die letzten Reparaturen und Checks ab und nahm dann Abschied von Gaveen-Lyril. Das kleine Schiff durchflog die Krateröffnung ohne Zwischenfälle und kauerte anschließend einen halben Tag lang im Schatten des ›Vulkans‹, um seine Sauerstoffvorräte aufzufrischen. Schließlich setzte Cherry erneut Kurs auf die Neptun-Schale.
So weit Ancor es beurteilen konnte, war die Reparatur erfolgreich, und er vertraute darauf, daß die Shellback wieder raumtauglich war. Dennoch überprüften er und Tez in den folgenden Wochen immer wieder die Kalibrierung der Instrumente, von denen ihr Überleben abhing. Fünf der Meßgeräte wiesen kleinere Defekte auf, die sie zwar reparieren konnten, aber die Ausfallrate war besorgniserregend: Auf einem Schiff, das sich auf einer derart langen und gefahrvollen Mission befand, war sie viel zu hoch. Es wurde immer deutlicher, daß nicht nur die Mannschaft, sondern auch die Shellback selbst ihren letzten Flug hinter sich brachte.
Die zwölf Wochen vergingen ohne weitere Zwischenfälle, aber die Erleichterung war dennoch groß, als sich auf den Schirmen endlich die zerklüftete Oberfläche der Innenseite der Neptun-Schale abzeichnete. Neptun war die einzige der großen Schalen Solanas, die unterbevölkert war, und man hoffte, daß die Emigranten der Saturn-Schale nach der Neuaufnahme des Zwangsauswanderungsprogramms dorthin gebracht wurden. Um diese Annahme zu überprüfen, hatten sie einen Kurs ausgewählt, der in etwa parallel zu der gewaltigen goldenen Speiche verlief, die in Zapoketa ihren Ausgangspunkt nahm. Nun galt es nur noch eine Käfigwelt zu finden, die ihnen einen Durchflug zur Außenseite der Schale in der Nähe der Exis-Speiche ermöglichte.
Die bewohnbare
Weitere Kostenlose Bücher