Die Suche nach der Sonne
dem Schacht zusammenstieße?«
»Wir würden zerschellen, als ob wir gegen einen Berg geflogen wären. Ein Exis-Feld ist undurchdringlich.«
Sie wollte gerade eine weitere Frage stellen, als Maq sich gegen die transparente Kuppel lehnte und angestrengt auf einen Punkt am Horizont starrte.
»Was ist da?«
»Das, weswegen wir hier sind. Da drüben – es sieht aus wie eine Gebirgskette mit flachen Gipfeln. Ich glaube, das ist der Eingang zu einer Käfigwelt.«
Sie äugte angestrengt in die angegebene Richtung, um Einzelheiten auszumachen. »Er muß sehr hoch sein.«
»Das ist er. Er muß mindestens 1600 Kilometer hoch sein, um seinen Zweck zu erfüllen.«
»Wie kommt es, daß du soviel von diesen Dingen weißt, Maq?«
»Eine gute Frage!« Land-a war lautlos in die Beobachtungskuppel geglitten, und weder Maq noch Sine konnten sagen, wie lange er sich schon dort aufgehalten hatte. »Mein Eindruck ist, daß mehr an Maq Ancor dran ist, als man vermuten sollte. Für einen Mörder weiß er zuviel über Physik und für einen Physiker weiß er zuviel über das Töten.« Er machte eine Geste, als wolle er bedeuten, daß das Thema damit abgeschlossen war. »Ich will Ihnen das hier geben, Mörder Ancor.«
Maq nahm die Täfelchen erstaunt entgegen. »Was befindet sich auf ihnen?«
»Die Ergebnisse aller unserer bisherigen Nachforschungen und unsere fundiertesten Vermutungen über die Beschaffenheit und Struktur Solanas. Ich will, daß Sie sie auf den neuesten Stand bringen. Man hat die Kameras und Aufzeichnungsgeräte für Sie vorbereitet, und die Computer der Shellback werden automatisch Routinemessungen durchführen. Bei Ihrer Rückkehr sollten Sie also die meisten unserer Spekulationen in Fakten verwandelt haben.«
»Ich verstehe.«
»Wie Sie richtig erkannt haben, Mörder Ancor, nähern wir uns dem Eingang zu einer Käfigwelt. Die Almanache bezeichnen die Welt als M13, und die vulkanförmige Bergkette, in der sie liegt, ist als Han-sa-Arim bekannt, was ungefähr ›Hütet euch vor dem Griff des Teufels‹ bedeutet.«
»Wie zugänglich ist sie?«
»Sie ist völlig unzugänglich, außer für ein Fahrzeug wie die Shellback. Die Kette ist über 1600 Kilometer hoch, besteht zum Teil aus verschmolzenem Silikat und ist unbezwingbar. Nur ein Exosphärenschiff kann höher steigen, und das nur mit exosphärischer Geschwindigkeit, was jede Art der Erforschung unmöglich macht. Außerdem liegt sie im Gebiet Orains, und obwohl Orain Mitglied der Föderation ist, macht man dort sehr nachdrücklich seine Besitzansprüche deutlich. Der Luftraum wird streng überwacht. Wir werden nicht näher herangehen als bis zum Landefeld bei Bryhn, an der Grenze zwischen Hammanit und Orain. Von da an sind Sie auf sich selbst gestellt.«
Die Stadt Bryhn war 2000 Kilometer von Han-sa-Arim entfernt, aber die Atmosphäre war so klar, daß man unmöglich den großen Berg übersehen konnte, der die Szenerie dominierte. Seine Ausläufer reichten so weit, daß ganz Bryhn auf einem von ihnen errichtet worden war.
Von unten aus konnte man die flache Spitze des mächtigen Massivs nicht sehen, und der schneebedeckte Anstieg verlor sich in den Wolken, die den Blick auf die Höhen versperrten. Ancor nahm ein Fernrohr und musterte die Hänge. Ab und zu schüttelte er den Kopf, wenn ihm ein Gedanke kam, den er nicht aussprechen wollte.
Cherry verfolgte mit gehörigem Unbehagen, wie die Shellback aus dem Laderaum des Schiffes geholt wurde. Auch wenn die Steuerung des Expeditionsfahrzeuges so einfach und narrensicher wie möglich gehalten worden war, hatten ihm die zwölf Tage im Flugsimulator kein volles Vertrauen in seine Fähigkeiten als Pilot eingeflößt. Daß sie wahrscheinlich nur Sekunden, nachdem sie sich über den Kraterrand des 1600 Kilometer hohen ›Vulkans‹ gekämpft hatten, dem Unbekannten gegenüberstehen würden, war seinem Seelenfrieden ebenfalls nicht gerade förderlich. Tez und Carli schienen sich damit abgefunden zu haben, daß ihre Zukunft in der Hand des Schicksals lag. Sine Anura war somit die einzige, die noch ernsthaft nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau hielt. Immer wieder wanderten ihre Augen sehnsüchtig über die Brücken und Dächer Bryhns, die sich unterhalb des Plateaus, auf dem das Landefeld lag, erstreckten.
Schließlich übernahm Maq das Kommando. Er ließ ihre Vorräte zweimal überprüfen, überzeugte sich persönlich vom einwandfreien Zustand der Bordwaffen und versuchte sich so gut, wie es in der kurzen Zeit
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