Die Suche nach der Sonne
gefährliches Spiel, Maq«, begrüßte ihn Veritain besorgt.
Ancor verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Ich werde es überleben, Tortigus. Mit den richtigen Waffen…«
»Wir haben die Waffen vorbereitet. Nicht einmal die Sonderkommandos können es mit unseren neuesten Spezialitäten aufnehmen.«
»Ich dachte, die Verträge mit der Föderation verbieten es euch, Sonderkommando-Waffen auf dem freien Markt zu verkaufen?«
»Das tun sie! Das tun sie!« Veritain streckte ausdrucksvoll die Hände aus. »Aber es werden noch drei Jahre vergehen, bevor sie der Polizei überhaupt angeboten werden – und im Vertrag steht nichts von Waffen, von deren Existenz sie noch gar nicht wissen. Für dich gibt es also keine Beschränkungen.«
»Warum solltest du mir einen solchen Gefallen tun, Tortigus? Weißt du nicht, daß mich die Gilde ausgestoßen hat?«
»Natürlich wissen wir das. Wir wissen auch, daß du einflußreiche Freunde hast.«
»Wenn ich sie hätte, wäre es mir nicht erlaubt, über sie zu sprechen.«
»Das würden wir auch nicht von dir erwarten, Maq. Unser Gespräch ist selbstverständlich rein theoretischer Natur. Nimm unser Angebot an. Du wirst kaum ein zweites Mal eine solche Chance bekommen.«
Ancor traf seine Auswahl. Die Feuerkraft und Vielseitigkeit der neuen Handfeuerwaffen faszinierte ihn. Besonderen Gefallen fand er an einem kleinen Werfer, der in schneller Folge Brand-, Gas-, Betäubungs- und Hochgeschwindigkeits-Projektile sowie Granaten abfeuern konnte. Im Gegensatz zu einer Photonenwaffe konnte man ihn nicht neutralisieren, er war kleiner und leichter als ein Blaster und fast ebenso zielsicher wie ein Chem-Laser. Die Konstruktion des Werfers war derart raffiniert, daß er ein Dutzend von ihnen am Körper hätte tragen können, ohne überhaupt bewaffnet zu erscheinen, und er es gleichzeitig mit einer kleinen Armee hätte aufnehmen können.
Veritain war mit seiner Wahl offensichtlich zufrieden, und der Handel wurde geschlossen.
»Du hast mir eine große Ehre erwiesen, Tortigus!« sagte Ancor, als er sich zum Gehen anschickte.
Der Waffenmeister griff nach seiner Hand. »Hüte dich, Maq! Und ich habe noch etwas für deine Reise.« Er gab Ancor einen kleinen Knopf.
Maq musterte die Gabe neugierig. »Was ist das?«
»Ein Speicherchip. Ich kenne seinen Inhalt nicht, aber sein Spender war sich sicher, daß du dich sehr dafür interessieren wirst.«
»Spender?«
»Meine Bemerkung war ebenfalls rein theoretischer Natur, mein Freund. Gäbe es einen Spender, wäre es uns nicht gestattet, über ihn zu sprechen.«
Bei seiner Rückkehr zum Schiff stellte Ancor fest, daß das Expeditionsfahrzeug, die Shellback, inzwischen geliefert worden war. Nach einhelliger Meinung war sie das häßlichste Schiff, das jemals konstruiert wurde. Der viereckige Block sprach Bände über ihre Widerstandsfähigkeit, die man verwirklicht hatte, ohne einen Gedanken an Stil oder aerodynamische Eigenschaften zu vergeuden. Die uneingeschränkte Funktionalität des Rumpfes machte klar, daß den Designern lediglich Effizienz und Zuverlässigkeit heilig waren – und die Bordwaffen wirkten bedrohlicher als der Stachel einer Killerhornisse.
Das Innere des Schiffes war nicht angenehmer. Man hatte nur widerwillig Zugeständnisse an jene Module gemacht, in denen Menschen leben und arbeiten sollten. Alle anderen Teile waren kompromißlos auf ihren jeweiligen Zweck ausgerichtet. Carli, die sich über jede Minute ihres Lebens ärgerte, die sie mit Kochen verbringen mußte, reagierte auf die winzige Kombüse mit einem erschreckten Aufschrei. Cherry ärgerte sich nicht weniger über das vollgestopfte und komplizierte Cockpit, von dem aus er seine Geräte bedienen sollte.
Nur Ancor wußte die Vorteile ihres Fahrzeugs zu schätzen – seine Unverwüstlichkeit, die vorzügliche Bewaffnung und die Dicke der Integralschilde. Hätte er jemals Land-as planerische Fähigkeiten in Zweifel gezogen, hätte ihn dieses Schiff ein für allemal vom Gegenteil überzeugt. Die Shellback wurde in den Laderaum von Land-as großem Exosphärenschiff verfrachtet, wo sie häßlich wie eine Spinne in der Badewanne kauerte und auf ihren Einsatz wartete. Ancor wußte nicht warum, aber er betrachtete seine erste Begegnung mit ihr als den eigentlichen Beginn der Expedition.
Kapitel 7
Die statistischen Daten der Mars-Schale waren atemberaubend und nur deshalb erträglich, weil das menschliche Gehirn sich in abstrakte, mathematische Begriffe flüchtete.
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