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Die Suche nach der Sonne

Die Suche nach der Sonne

Titel: Die Suche nach der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Entfernung befand, ging er in die Knie, um das Feuer zu eröffnen. Ancor war davon ausgegangen, daß ihr erster Gegner ein Menschenjäger sein würde, und hatte seine Waffe mit Explosiv-Geschossen geladen. Er hatte keine Gelegenheit, sie neu zu laden. Der Wachmann verschwand in der Glut eines kreischenden Feuers; eine Sperrvorrichtung, neben der er gekniet hatte, verglühte mit ihm.
    Ancor wußte, daß es jetzt zu spät für Diskussionen und Erklärungen war. Er bedeutete Sine loszurennen. Der einzige freie Weg, der ihnen blieb, führte unter die gewaltige Ladeschleife. Hier gab es gigantische Scheiben, die die Shuttles vor dem Start in Drehung versetzten, und die wiederum auf beweglichen, hausgroßen Wagen standen, die auf den spiralförmigen Schienen zur Speiche fuhren. Zwischen diesen überdimensionalen Metallstrukturen liefen Maq und Sine ein vergleichsweise geringes Risiko, von zufälligem Feuer getroffen zu werden. Ein ganzer Wachtrupp, den man von einer Station in der Nähe gerufen hatte, rückte an und begann das Areal gründlich zu durchkämmen. Der Mörder und das Mädchen wurden immer weiter zur Mitte der Spirale getrieben.
    Ancor, der bisher eher defensiv als offensiv gekämpft hatte, nahm plötzlich eine neue Gefahr wahr und faßte warnend Sines Arm. Der Shuttle, mit dem sie angekommen waren, donnerte jetzt rotierend die Stahlschienen der Spirale entlang zur Speiche. Sobald sich der Shuttle in der Speiche befand, würde der Antrieb aktiviert, und die große, verglaste Fläche des gehärteten Bodens ließ ahnen, wie gewaltig der Glutschweif der Raketen sein und wie weit er reichen würde. Wenn die beiden unter der Spirale blieben, würden sie mit Sicherheit getötet. Das belegte auch der hastige Rückzug der Wachmänner, die sich in ein Gebiet begaben, von dem aus sie die Fläche vor ihnen im Schußfeld hatten und gleichzeitig vor der tödlichen Glut in Sicherheit waren.
    Ancor hatte keine andere Wahl. Er drehte sich um und stürmte auf den seiner Meinung nach schwächsten Punkt der Verteidigung zu. Sine folgte ihm. Die Durchschlagskraft seiner Waffen zerschmetterte jeden Widerstand in diesem Abschnitt. Es gelang ihnen, Schutz hinter einer der großen Drehscheiben zu finden, bevor der gewaltige Donner des Shuttle-Starts das gesamte Gebiet erschütterte. Die weißglühenden Zungen brachten den gehärteten Boden, über den sie nur wenige Sekunden zuvor gerannt waren, zum Glühen.
    Ancor wischte sich den Schweiß von der Stirn und entschied hastig über ihr weiteres Vorgehen. Nachdem sie die Verteidigungslinie durchbrochen hatten, nutzten sie ihren Vorteil und stürmten zu einem Wartungsgang, an dessen Wänden sich massige Versorgungscontainer stapelten. Der Versuch, die vergleichsweise offene Eingangshalle zu durchqueren, schien ihm aussichtslos. Er brauchte ein paar Minuten, um einige Scharfschützen zu vertreiben, die Positionen auf einem Steg unmittelbar unterhalb des Daches bezogen hatten. Schließlich war er sich der Kontrolle über das Gebiet sicher, und er und Sine flitzten in den Wartungsgang und verschwanden unter den Kisten, bevor irgendeiner ihrer Verfolger sehen konnte, welche Richtung sie eingeschlagen hatten.
    Sie bewegten sich jetzt sehr leise und vorsichtig weiter und blieben sooft wie möglich in Deckung. Ancor verzichtete darauf, das vereinzelte Feuer zu erwidern. Sie glaubten sogar, daß sie ihren Verfolgern entkommen waren und der Ausgang nicht weit von ihnen entfernt war. Dann, als sie zum letzten, alles entscheidenden Sprint ansetzten, heulten zahllose Sirenen auf, und eine Reihe schwerer Fahrzeuge schnitt ihnen mit kreischenden Bremsen den Weg ab. Damit war jede Hoffnung dahin, sich den Weg freizukämpfen. Und als ob sie noch nicht genug drangsaliert wurden, erschienen Menschenjäger – je sechs aus jeder Richtung – in dem Gang und rollten bedrohlich näher.
    Ancor verfolgte ihre Annäherung und zuckte resigniert die Achseln. Er hätte es mit einem oder vielleicht zweien aufnehmen können, aber damit hätte er ihren Standort verraten, und die Menschenjäger hätten ihn mit ihren automatischen Waffen innerhalb von Sekunden in Stücke geschossen. Beim Eintreffen der Jäger hatten sich die Wachen an die Enden des Ganges zurückgezogen. Sie würden nicht mehr als Zeugen der Exekution sein, die der Entdeckung von Maq und Sine zwangsläufig folgen mußte. Die beiden kauerten hinter der dunklen Masse einer verpackten Maschine. Maq drückte krampfhaft Sines Hand und schüttelte seinen

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