Die Suche
vorne. Ein doppelter Schrei antwortete mir, und ich wurde jäh zur Seite geworfen. Sams Kopf kollidierte mit meinem Kinn. Er saß fest auf seinen Schultern. Sam sah erschreckt aus, sonst schien alles mit ihm in Ordnung.
"Jesus!", rief Riley. "Erschreck mich nicht so. Ich fahre noch in den Graben!"
"Sorry", murmelte ich verschämt und rieb mir die Augen. Neben mir gähnte Sam und schlang den Arm um mich.
"Hast du schlecht geträumt?", fragte er mich. Ich nickte.
"Besser, du bleibt jetzt wach", sagte Riley von vorne. "Noch so einen Schocker verkrafte ich nicht. Wir sind sowieso gleich da."
Gut, endlich. Nachdenklich streichelte ich durch Sams Haare. Ob wir jemals unbekümmert unsere Zukunft miteinander verbringen könnten? Ein Mensch und eine Gestaltwandlerin? Während der letzten 400 Jahre hatte ich es immer vermieden, mich so eng an einen Menschen zu binden. Zu groß war die Möglichkeit, entdeckt zu werden, und irgendwann war das Einzelgängertum zu meiner zweiten Natur geworden. Was war ich einsam gewesen. Gab es einen Funken Hoffnung, dass ich es ertragen könnte, mir anzusehen, wie Sam älter wurde - wie er eines Tages starb? Und dann weiter leben? Ohne ihn? Eines war klar: Es war komplett ausgeschlossen, dass ich ihn wandeln würde. Seitdem ich Jos Wandlung eingefädelt hatte, damit er der Pest entkommen konnte, hatte ich mir geschworen, niemals mehr in die natürlichen Abläufe einzugreifen. Trotzdem war ich mir nie ganz sicher gewesen, das Richtige getan zu haben. War ewiges Leben unter diesen Bedingungen wirklich so viel besser als der Tod? Vielleicht war ich eines Tages mutig genug, Jo danach zu fragen.
Der Wagen glitt lautlos durch die Nacht. Es regnete immer noch, und während ich die Wasserperlen beobachtete, die an der Scheibe hinab liefen, bremste Riley den Wagen, um von der Landstraße auf einen Schotterweg abzufahren. Die flackernden Scheinwerfer des Wagens hinter uns blendeten mich kurz in den Augen. Routiniert fuhr er etwa einen Kilometer, bis er in einen kaum sichtbaren Waldweg einbog. Schließlich gabelte sich der Weg. Riley bog links ab und lenkte das Fahrzeug vor ein schmiedeeisernes Tor, das sich automatisch öffnete. Oberhalb des Tors entdeckte ich das kleine rote Licht an einer Überwachungskamera. Der Audi rollte knirschend auf eine weitläufige Auffahrt, auf der mehrere schwarze Luxuskarossen parkten. Das zweistöckige Haus, das sich vor uns erhob, sah aus wie ein kleines Landhotel. Weiße Säulen stützten das schwere Vordach, das über und über mit Efeu und wildem Wein bewachsen war. Eine Reihe kugelförmiger Leuchtobjekte markierte die Grenze zwischen Parkplatz und Rasen. Der hohe Eingang wurde von zwei schmiedeeisernen Laternen, die vom Dach hingen, erleuchtet. Auch im Haus brannte Licht. Riley brachte seinen Wagen neben einem Porsche Cayenne zum Stehen und schaltete den Motor aus.
Nach meinem Angsttraum war Sam an meiner Schulter wieder eingedöst. Ich berührte ihn sanft an der Schulter, drückte ihn zärtlich. Er brummte, hob den Kopf und blinzelte.
„Habe ich lange geschlafen?“, murmelte er.
„Die Fahrt über. Geht es dir gut?“ Besorgt beobachtete ich, wie er sich stöhnend aufsetzte. „Ja, es brennt etwas. Aber sonst ist alles in Ordnung.“
„Dann raus mit dir. Jo und Dr. Wiznowsky sind auch schon da.“ Sam nickte, öffnete seine Tür und stieg aus. Riley war bereits zum Eingang gegangen und wartete dort auf uns. Wir folgten ihm. Riley zückte seinen Schlüssel, doch bevor er aufsperren konnte, wurde die Tür von innen aufgerissen, und jemand flog mir in die Arme.
"Rosa! Meine Güte! Was machst du hier!" Ich drückte meine alte Freundin an mich und atmete tief ihren Duft ein. Jetzt fiel es mir schlagartig ein: Der Geruch, den ich in der Ankunftshalle von Heathrow aufgenommen hatte, war ihrer gewesen! Und ich hatte sie noch einmal getroffen, ohne sie zu erkennen: auf dem Platz vor Big Ben.
"Na, auf dich aufpassen, Kleines. Adam hat mich ... nun, sagen wir mal, engagiert.“ Sie grinste schief. Wie hatte ich nur vergessen können, wie sie roch? Aber nach etwas weniger als 400 Jahren konnte sie mir keinen Vorwurf machen.
"Du bist also der Gast aus Deutschland?", fragte ich sie. "Riley erwähnte etwas von einem Wulfen ..."
"Ja, ich bin mittlerweile fertig mit der Ausbildung", erklärte sie stolz. "Als Adam mich um Hilfe bat, bin ich sofort hierher geflogen.“ Hinter mir räusperte sich Sam.
„Oh,
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