Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
bleiben. Er arbeitet als Stallknecht in Helwater.«
    »Hm!« Das schien Olivia zufriedenzustellen. »Nun, das geschieht ihm sicher recht. Aber warum nennt ihn Tante Bennie deinen Lieblingskriminellen?«
    »Das ist nur ein kleiner Scherz«, erwiderte Grey beiläufig und aß einen Bissen Hering. »Als alter Freund der Familie Dunsany komme ich regelmäßig nach Helwater - und als früherer Gefängniskommandeur von Ardsmuir ist es nur recht und billig, wenn ich mich erkundige, ob sich Mr. Fraser gut benimmt und er bei guter Gesundheit ist.«
    Olivia nickte kauend. Sie schluckte ihren Toast herunter, dann beugte sie sich mit einem verstohlenen Blick auf den Butler zu Grey herüber und senkte die Stimme.
    »Ist er wirklich ein Mörder ?«, flüsterte sie.
    Damit hatte Grey nicht gerechnet, und er musste einen kleinen Hustenanfall vortäuschen.
    »Ich glaube nicht«, sagte er schließlich und räusperte sich. »Ich vermute, dass meine Mutter das rhetorisch gemeint hat. Sie hält ganz allgemein nichts von Jakobiten.«
    Olivia nickte mit großen Augen. Sie war zur Zeit des Aufstands nicht älter als fünf oder sechs gewesen, musste aber zumindest etwas von der Hysterie mitbekommen haben, die sich in der Öffentlichkeit erhob, als Charles Stuarts Truppen ihren Vormarsch auf London begannen, der zumindest eine Zeit lang unaufhaltsam schien. Selbst der König hatte Vorbereitungen zur Flucht getroffen, und die Straßen waren voller Flugschriften gewesen, in denen die Highlandschotten als brutale Wilde dargestellt wurden, die Kinder dahinmetzelten, gnadenlos plünderten und vergewaltigten und ganze Dörfer in Flammen aufgehen ließen.
    Was die persönliche Feindseligkeit seiner Mutter gegenüber
den Jakobiten anging … so wusste er nicht, ob man Olivia je etwas davon erzählt hatte; wahrscheinlich nicht. Das alles war lange vor ihrer Geburt geschehen, und wie er selbst aus Erfahrung wusste, sprachen weder seine Mutter noch Hal jemals darüber. Nun, es war nicht Greys Sache, Olivia mit den schmutzigen Details des Familienskandals vertraut zu machen. Seine Mutter und sein Bruder waren fest entschlossen, die Vergangenheit ihre Toten begraben zu lassen, und mit Sicherheit…
    Er hörte auf zu essen, und eine außergewöhnliche Ahnung ließ ihm die Nackenhaare zu Berge stehen.
    Nein. Mit Sicherheit nicht. Aber es waren die Erwähnung Frasers und das Wort »Jakobit« gewesen, die die Gräfin hatten erbleichen lassen. Dabei hatte sie von Fraser gewusst - Grey war nach der Umwandlung von Frasers Strafe schon mehrfach in Helwater gewesen. Er selbst hatte jedoch kein großes Aufsehen um die Sache gemacht und nie erwähnt, dass Fraser der Hauptgrund dieser Besuche war. Nein, seiner Mutter war irgendein Gedanke gekommen, etwas, das ihr vorher nicht klar gewesen war. War es möglich, dass sie plötzlich gedacht hatte, er hätte Fraser in England behalten, weil …
    Etwas Kleines, Kaltes glitt wie ein Wurm durch seine Eingeweide.
    Olivia hatte das Interesse an dem schottischen Gefangenen verloren und legte ihm fröhlich ihre Pläne für den Anzug dar, den er bei der Hochzeit tragen würde.
    »Ich dachte an gelben Samt«, sagte sie und blinzelte ihn nachdenklich über den Teewärmer hinweg an. »Er wird sich schön von Tante Bennies Blau absetzen, er passt gut zu dir, und ich glaube, zum Stiefsohn des Generals passt er ebenfalls. Mutter sagt, er ist dunkelhaarig - hast du ihn schon kennengelernt?«
    »Ja, das habe ich, und ja, er ist dunkelhaarig«, sagte Grey, dessen Inneres augenblicklich einen Purzelbaum schlug und sich deutlich erwärmte. »Du willst, dass wir das Gleiche tragen? In Gelb? Olivia, wir werden aussehen wie ein Kanarienpärchen.« Sein Ton war ernst, doch sie brach bei dieser Bemerkung
in solches Gekicher aus, dass ihr der Tee aus der Nase lief - ein so absurder Anblick, dass auch Grey lachen musste.
    »Nun«, sagte Olivia, die sich als Erste erholte, »wenn du wirklich in den Lake District reisen willst, machst du es besser bald, um rechtzeitig zur Hochzeit zurück zu sein. Und ob er nun gelb ist oder nicht, du wirst einen neuen Anzug tragen, und die Anprobe -«
    Doch Grey hörte ihr nicht länger zu. Himmel, er würde sofort gehen müssen, wenn er überhaupt gehen wollte. Von der Beerdigung und Lady Dunsanys Nöten einmal abgesehen, war die Hochzeit für Ende Februar angesetzt; wenn er zögerte, würde ihm keine Zeit mehr für den Hin- und Rückweg bleiben, bevor das Regiment Ende März nach Frankreich übersetzte.
    Zum

Weitere Kostenlose Bücher