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Die Suende der Engel

Die Suende der Engel

Titel: Die Suende der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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hinauf zu den dunklen Fenstern.
    »Vielleicht sind sie nicht da. Das könnte doch sein, oder? Es ist...«, er schaute auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr, »es ist halb elf. Für zwei junge Leute noch lange keine Schlafenszeit.«
    Janet schien kaum hinzuhören. Sie rüttelte am Türgriff. »Wir müssen irgendwie hineinkommen!« rief sie.
    »Du hast keinen Schlüssel?«
    »Natürlich nicht. Aber der Mann, der sich hier um alles kümmert, hat einen. Zur Not müssen wir ihn aus dem Bett holen, aber...«, sie hörte auf, an der Tür zu rütteln, »vielleicht ist ja auch irgendwo ein Fenster offen.«

    Andrew folgte ihr in den Garten. Auf der Terrasse gewahrten sie die Sitzkissen auf den Stühlen und das vergessene T-Shirt. Aus dem Inneren des Hauses erklang das Schrillen des Telefons.
    Janet zuckte zusammen. »Das Telefon! Jemand ruft an! Ich...«
    »Janet, das ist doch keine Katastrophe. Reg dich nicht so auf!« Eher zufällig drückte Andrew leicht gegen die Terrassentür. Zu seiner Überraschung gab sie nach und öffnete sich.
    Janet war sofort an ihm vorbei im Haus, rannte durch das Wohnzimmer. Sie jagte die Treppe hinauf in das kleine Arbeitszimmer. Das Telefon stand auf dem Fußboden. Es klingelte und klingelte.
    Janet riß den Hörer hoch. »Ja?« fragte sie atemlos.
    Vom anderen Ende kam ein kurzes, irritiertes Schweigen. Dann erklang Phillips Stimme: »Wer ist da?«
    »Oh, Phillip, ich bin es, Janet. Ich...«
    »Was tust du denn in...«
    »Wir sind sofort hierhergeflogen. Hast du etwas gehört?«
    »Von den Jungs, nein. Der Vater des Mädchens spielt verrückt. Er versucht seine Tochter seit Tagen vergeblich telefonisch zu erreichen. Wenn ich ihm nicht im Laufe des Abends Tina in irgendeiner Weise ans Telefon bringe, will er einen Skandal entfachen und alles auffliegen lassen.« Phillip schien sehr verzweifelt.
    »Er hat die Geschichte mit Maximilian damals herausgefunden«, fügte er hinzu. »Er weiß alles. Auch, daß ich alles vertuscht habe, daß... ach Gott, Janet, er kann mich ruinieren!«
    »Das ist im Moment nicht so wichtig«, sagte Janet. Leise und gehetzt fuhr sie fort: »Wir müssen die beiden finden!«

    »Mario und Maximilian?«
    »Mario und das Mädchen. Hier im Haus sind sie nämlich nicht.«
    »Gibt es Anzeichen, daß sie da waren?«
    »Die Gartentür war offen. Und draußen liegen die Kissen auf den Stühlen.«
    »Vielleicht«, sagte Phillip, wie vor ihm Andrew, »sind sie ausgegangen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl.«
    »Wahrscheinlich wäre es das beste, noch ein paar Stunden zu warten, ob sie zurückkommen. Aber was mache ich nur mit diesem hysterischen Vater?«
    »Der kann doch so schnell gar nichts tun. Er kann ja nicht durch ganz Hamburg laufen und jedem erzählen, was er weiß!«
    »Wenn er sich an die Presse wendet? Für die ist das doch die Story!«
    »Es sind womöglich leere Drohungen, die er...«
    »Janet, verdammt, spiel es nicht runter! Du hast nicht mit ihm gesprochen. Der Mann ist kurz vorm Durchdrehen. Vielleicht interessiert es dich ja nicht mehr, was aus mir wird, aber ich will mir nicht alles ruinieren lassen, was ich aufgebaut habe. Ich muß mit Mario sprechen, und...«
    »Ich kann ihn dir nicht aus dem Boden stampfen«, zischte Janet gereizt. Ein paar Sekunden lang schwiegen sie einander erbittert an.
    Dann sagte Phillip leise: »Janet, du... ihr habt doch sicher ein Auto, ja? Würde es dir etwas ausmachen... ich meine, es könnte doch sein, sie sind in einem der Restaurants, in denen wir früher immer waren. Es würde nicht zuviel Zeit kosten, wenn du hinfährst und nachsiehst, oder? Ich habe Angst, daß...«
    »Du hast Angst um dich «, sagte Janet und legte auf.

    Andrew erschien in der Zimmertür. »Im Bad stehen ein paar Gegenstände, die nur einer Frau gehören können. Ich denke, sie waren wirklich hier.«
    Janet stand entschlossen auf. »Kommst du mit? Ich möchte ein paar Stellen absuchen, wo sie hingegangen sein könnten.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ sie den Raum.
     
    Es kam Tina vor, als würde der Alptraum nie enden. Wie viele Stunden saß sie schon in dieser Hütte? Zwölf? Vierundzwanzig? Oder mehr? Ihr war jegliches Zeitgefühl verlorengegangen. Phasen verzweifelten Grübelns um einen Ausweg aus ihrer Lage wechselten mit solchen der Apathie ab, in denen sie verharrte wie ein Tier, das in einer Falle gefangen ist und sich mit seinem Tod abgefunden hat.
    Der pochende Schmerz, der im Knöchel ihres rechten

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