Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Suende der Engel

Die Suende der Engel

Titel: Die Suende der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
Bereitschaft, ihm zu helfen. Nie wieder würde sie das kleine Mädchen sein, das von seinem Vater vor der Härte der Wirklichkeit beschützt wurde. Wenn sie zurückkehrte, würde sie eine andere sein.

    Sie stand auf und sagte: »Du mußt etwas essen. Ich sehe mal nach, was da ist.«
    Er hob sein schweißnasses Gesicht zu ihr empor. Machte ihm die brütende Hitze so zu schaffen, oder hatte ihn das Gespräch derart aufgewühlt?
    »Danke«, sagte er leise.
    Tina trat in die Küche. An der Tür fiel ihr etwas ein, und sie wandte sich noch einmal um.
    »Mario, fast hätte ich es vergessen: Wo ist eigentlich das Telefon?«
     
     
    Michael überlegte, ob er sich allzu lächerlich machen würde, wenn er plötzlich in Duverelle aufkreuzte. War dort alles in Ordnung, würde Tina äußerst verärgert reagieren und ihm seine Einmischung möglicherweise für lange Zeit nicht verzeihen. Und natürlich war alles in Ordnung. Nur warum, um alles in der Welt, ging sie nicht ans Telefon?
    Er hatte sich am Vortag einen Stapel Akten mit nach Hause genommen und vorgehabt, ihn dort, in der Ruhe seines Arbeitszimmers, endlich abzutragen. Tatsächlich hatte er kaum etwas geschafft, denn anstatt sich auf die Vorgänge zu konzentrieren, hatte er den ganzen Morgen über versucht, seine Tochter zu erreichen. Er hatte alle fünf Minuten angerufen und sich gedacht, daß dieses ständige Geklingel die beiden doch irgendwann verrückt genug machen mußte, um sie zum Abheben zu zwingen - selbst wenn sie beschlossen haben sollten, jeden Kontakt zur Außenwelt abzubrechen. Dann war ihm der Gedanke gekommen, daß er die falsche Nummer haben könnte, und er hatte versucht, Phillip Beerbaum zu erreichen und ihn danach zu fragen. Aber auch dort meldete sich niemand. Über die Auslandsauskunft fand er schließlich heraus, daß er doch die richtige Nummer hatte. Danach
war er völlig am Boden zerstört, denn nun gab es keine Erklärung mehr für das Schweigen aus der Provence.
    Dies war der Moment, in dem der Entschluß in ihm zu reifen begann, den beiden hinterherzufahren.
    Als er diese Möglichkeit in Gedanken durchspielte und alle denkbaren Konsequenzen abzuwägen suchte, klingelte sein Telefon. Da er ohnehin noch daneben saß, hob er sofort ab.
    »Ja?« fragte er atemlos.
    Ein heiseres Frauenlachen antwortete ihm. »Ich wette, Sie warten auf einen Anruf von Ihrer Tochter! Leider ist hier nur Karen. Karen Graph.«
    Danas unsägliche Mutter! Er fühlte sich ertappt und ärgerte sich darüber. Vor einer Frau wie ihr brauchte ihm nichts peinlich zu sein. Vielleicht übertrieb er es mit seiner Fürsorge gegenüber Tina, aber das ging Karen nicht das mindeste an.
    »Guten Tag«, sagte er förmlich.
    »Haben Sie etwas von Tina gehört?« fragte Karen.
    Michael witterte natürlich sofort eine Provokation. »Weshalb wollen Sie das wissen?« fragte er mißtrauisch.
    Karen lachte erneut. »Es interessiert mich einfach. Wissen Sie, ich fürchte, inzwischen haben Sie und Dana mich schon richtig angesteckt mit all den Vorbehalten gegen den armen Mario.«
    »Ich habe nichts gehört«, sagte Michael müde. Und weil es ihm plötzlich gleich war, wie weit er sich noch blamierte, fügte er hinzu: »Ich rufe praktisch alle fünf Minuten dort an. Es meldet sich niemand.«
    »Dana hat sich gestern auf den Weg gemacht. Sie will unbedingt Tinas Kindermädchen spielen.«
    »Per Autostopp? Ich meine, ist sie...«
    »Klar. Keine von uns hat je Geld für etwas anderes.«
    »Ich sage dazu nichts mehr. Ich halte das für bodenlos leichtsinnig, aber das wissen Sie ja.«
    Karen ging darauf nicht ein. »Ich habe mir überlegt, wir beide könnten doch versuchen, auf eigene Faust ein paar Dinge über diesen Mario herauszufinden!«
    O Gott, dachte Michael, Detektiv spielen!
    »Also, von Dana weiß ich, daß die Familie vor sechs Jahren von München nach Hamburg gezogen ist«, fuhr Karen fort, »das ist doch eigentümlich, oder?«
    Michael entgegnete, er könne nichts Eigentümliches daran finden.
    »Die haben eine Steuerberatungskanzlei«, sagte Karen, »also hatten sie in München sicher auch schon eine. Weshalb sollten sie die aufgeben und sich in das Wagnis stürzen, am anderen Ende Deutschlands neu anzufangen?«
    »Dafür kann es doch tausend Gründe geben. Vielleicht lief die Kanzlei in München nicht...«
    »Sie läuft jetzt sehr gut. Warum sollte sie das vorher nicht getan haben? Dieser Phillip Beerbaum scheint ein fähiger Mann zu sein.«
    »Vielleicht ging es um einen

Weitere Kostenlose Bücher