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Die Sünde des Abbé Mouret

Die Sünde des Abbé Mouret

Titel: Die Sünde des Abbé Mouret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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dorther zum Angriff, die Hühner
entfesselten die Steine mit Schnabelhieben, die Kaninchen gruben
Gänge bis unter die Altäre, um sie zu unterhöhlen und zum
Einstürzen zu bringen; das Schwein, in Fett unbeweglich, wartete
grunzend, bis die heiligen Gefäße nichts mehr waren als ein wenig
heiße Asche, um seinen Bauch hineinzuwälzen. Ein zweiter Angriff
stieß unter Donnerrollen vor. Dorf, Getier, der ganze Strudel
überquellenden Lebens ließ die Kirche eine Weile untergehen in der
Raserei balkenbiegender Körper. Im Gemenge entrang sich den Flanken
der Weibtiere unaufhörliches Gebären frischer Streiter. Ein Pfeiler
der Kirche war niedergelegt, das Deckengewölbe gab nach, das
Holzwerk der Fenster stürzte nach außen, durch die furchtbar
klaffenden Breschen drang Dämmerungsschwelen schwarz und schwärzer.
Der große Christus am Kreuz hing nur noch am Nagel der linken Hand.
Den Einsturz des Mauerpfeilers grüßte ein Auflärmen. Die Kirche
aber hielt stand, trotz ihrer Verletzungen. In stummer, wilder
Entschlossenheit krampfte sie sich fest am unscheinbarsten Gestein
ihres Fundamentes. Diese Ruine schien sich aufrecht zu halten nur
durch den schwächsten ihrer Pfeiler, der wie durch ein Wunder,
geborstene Gewölbe im Gleichgewicht erhielt. Da sah der Abbé Mouret
die rauhen Pflanzen der Höhe sich ans Werk begeben, dieses
schreckliche in Felsendürre verhärtete Wachstum, grobfaserig,
schlangenhaft verschlungen und muskeldurchwellt. Rostfarbene Moosflechten wie entzündete
Hautentartungen fraßen zuerst den Gipsbewurf. Dann drängte der
Thymian seine Wurzeln zwischen die Ziegelsteine, wie Eisenklammern.
Lavendelstauden griffen mit langen krummen Fingern unter wankendes
Mauerwerk, zogen es an sich und hoben es in langsamem, stetigem
Bemühen auseinander. Ginster, Rosmarin und Stechpalmen reckten sich
höher hinauf in unwiderstehlichem Drängen. Selbst die Gräser, jene
vertrockneten Halme, die sich unter dem großen Tor durchschoben,
erfestigten sich zu Stahlhärte, schlitzten das Tor und drangen ein
in das Schiff, wo sie die Bodenplatten mit Zangengewalt
herausbrachen. Siegreicher Aufruhr der empörten Natur war es, die
sich verschanzte hinter umgestürzten Altären und die seit
Jahrhunderten sie zu tief überschattende Kirche verwüstete. Die
übrigen Kämpfer ließen die Gräser, Thymian, Lavendel und Moose
gewähren; dies Nagen der Schwachen war gefährlicher als die
Keulenschläge der Großen; die Fundamente wurden untergraben; dies
stetige Bemühen mußte das Gebäude zu Fall bringen. Dann, ganz
schnell, kam das Ende. Die Eberesche, deren höchste Äste sich schon
unter das Gewölbe streckten durch die zerschlagenen Scheiben, warf
sich in drängend grüner Blätterheftigkeit herein, sie pflanzte sich
mitten im Schiff auf und begann dort unermeßlich zu wachsen.
Riesenhaft schwoll der Stamm und ließ die Kirche zerplatzen wie zu
engen Gürtel. Die Zweige wuchsen sich nach allen Seiten zu riesigen
Knoten aus, deren jeder ein Mauergebröckel, ein Stück Bedachung mit
sich riß, und immer mehr wurden ihrer; jeder Zweig verästelte sich
ins Endlose, aus jeder Knotung schoß ein neuer Baum mit solcher
Wucht des Wachstums, daß die Trümmer der
wie ein Sieb durchlöcherten Kirche nach allen Seiten splitterten,
dünne Aschen nach allen Windrichtungen stäubend. Jetzt ragte der
Riesenbaum mit der Krone bis zu den Sternen empor. Sein Astwald war
eine Wirrnis von Gliedern, Beinen, Armen, Bäuchen und Rümpfen.
Frauenhaare hingen nieder, Männerköpfe sprengten die Rinde mit dem
Getön aufbrechender Knospen. Ganz in der Höhe erfüllten die am Rand
ihrer Nester hingeschmiegten Liebespaare die Luft mit dem
Lustgetön, dem Hauch ihrer Fruchtbarkeit. Ein letztes Brausen des
Sturmes, der die Kirche angefallen hatte, blies ihren Staub fort,
Reste der Kanzel und des Beichtgestühles, die zerfallenen
Heiligenbildwerke, zerschmolzenen Weihgefäße, den ganzen Schutt,
gierig durchpickt von der Sperlingsschar, die vormals unter den
Dachsparren nistete. Der große Christus, vom Kreuz gerissen,
verfing sich eine Weile in den Haaren einer der treibenden Frauen,
stob weiter, überschlug sich, verschwand in schwarzer
Nächtlichkeit, die tosend über ihm zusammenschlug. Der Baum des
Lebens stieß den Himmel ein und wuchs über die Sterne hinaus.
    Der Abbé Mouret klatschte verdammniswild in die Hände bei diesem
Anblick. Die Kirche war bezwungen. Gott hatte keine Wohnung mehr.
In Zukunft würde Gott ihn nicht mehr stören. Er

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