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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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später wird oder ich mal schnell den Zwirn wechseln muss.«
    Sie waren gerade auf dem Weg zu Yalcins Wohnung, wo sich Nawrod duschen und umziehen wollte, als sein Handy klingelte. Wegner war am Apparat. Der Soko-Leiter teilte in knappen Worten mit, dass es wichtige Neuigkeiten gebe und sie beide sofort ins Präsidium kommen sollten. Ohne eine Antwort abzuwarten, beendete Wegner das Gespräch.
    »Ich glaube, da ist die Kacke am Dampfen«, stieß Nawrod mit rauher Stimme hervor. »Nesrin, dreh bitte um, wir müssen sofort ins Präsidium!«
    »Jürgen, das ist nicht dein Ernst«, antwortete Yalcin ungläubig. »Du riechst wie ein Skunk! So gehst du mir nicht mehr unter die Leute!«
    »Wegner hörte sich gar nicht gut an«, erwiderte Nawrod nachdenklich. »Also bitte, dreh endlich um! Ich will es mir mit ihm nicht verscherzen.«
    »Auf deine Verantwortung«, presste Yalcin hervor. Sie schaute in den Rückspiegel und trat das Bremspedal kurz durch. Danach riss sie das Lenkrad herum und zog mit aller Kraft am Hebel der Handbremse. Nawrod wurde in den Gurt gepresst. Während sich der Dienstwagen fast auf der Stelle um 180   Grad drehte, neigte er sich gefährlich auf die rechte Seite. Nawrod war sich in diesem Moment sicher, dass sie sich mitten auf der breiten Straße überschlagen würden. Doch sie landeten heil auf der Gegenfahrbahn. Er hörte von hinten lautes Hupen und das Quietschen von Reifen.
    »Ist ja schon gut, du Penner!«, rief Yalcin laut. Sie sah noch einmal in den Rückspiegel und schüttelte den Kopf. »Krieg dich mal wieder ein! Wir wissen jetzt, dass du eine Hupe hast.« Dann drückte sie das Gaspedal durch. »Na, wie hab ich das gemacht?«, fragte sie voller Stolz, als der Wagen wieder in der Spur war. »Give me five, Kumpel!« Sie streckte Nawrod ihre geöffnete rechte Hand entgegen. Nawrod schaute auf die kleine Frauenhand und es schien ihm, als würden die zierlichen Finger im Chor rufen: Hey, Mann, ich hab doch gar nichts getan. Ich bin unschuldig. Ein Lächeln umspielte seinen Mund. Er ließ den Griff über der Beifahrertür los, an dem er sich krampfhaft festgehalten hatte, stieß den angehaltenen Atem laut hörbar aus und sagte: »Yeah, give me five, Partnerin!«
    »Sind Sie geflogen?« Wegner sah staunend auf seine Uhr.
    »Darf ich Ihnen einen Rat geben, Herr Wegner?«, fragte Nawrod mit breitem Grinsen.
    Wegner hob verwundert seine Augenbrauen. Er überlegte kurz. Als Soko-Leiter oblag es eigentlich ihm, seinen Mitarbeitern Ratschläge zu erteilen. Er räusperte sich. »Rücken Sie schon raus, was haben Sie auf dem Herzen?«
    »Sollten Sie jemals in die Verlegenheit kommen, Beifahrer dieser reizenden Kollegin zu sein, dann sagen Sie ihr nie, dass Sie es eilig haben. Miss Schumacher nimmt so etwas nämlich wörtlich und macht dann Dinge, die Sie nie im Leben für möglich gehalten hätten.«
    Wegner schmunzelte. »Das ist mir schon bekannt.« Er hob abwehrend beide Hände. »Einzelheiten will ich gar nicht wissen. Es genügt mir vollkommen, wenn ich irgendwann mal die Beschwerden zu beurteilen habe.«
    »So schlimm wird es schon nicht werden, Chef«, lachte Yalcin.
    »Was liegt an?«, fragte Nawrod. »Warum haben Sie uns auf dem Weg zu wichtigen Dienstgeschäften zurückbeordert?«
    Wegners Gesicht verfinsterte sich. »Meine Hoffnung hat sich leider nicht bestätigt. Sie haben wieder ein Paket erhalten. Wir haben es gleich zur Kriminaltechnik gegeben. Bauer und Beck arbeiten bereits daran.«
    »Weiß man schon, was drin ist?«, stieß Yalcin entsetzt hervor.
    »Nein, so weit sind sie noch nicht. Am besten, Sie gehen gleich zur Spusi und unterrichten mich, sobald über den Inhalt etwas bekannt wird. Hoffen wir, dass es kein lebenswichtiges Organ ist.«
    »Okay, machen wir«, antwortete Yalcin.
    »Da ist noch etwas!« Wegner kramte auf seinem Schreibtisch ein Blatt Papier hervor und hielt es Nawrod hin. »Kam erst vorhin rein.«
    Gespannt las Nawrod die E-Mail. Als er fertig war, sagte er: »Gute Arbeit von Goll! Hat er mit dem Bistum schon telefoniert?«
    »Ja, er hat gleich angerufen, aber keine weitere Auskunft erhalten. Die berufen sich auf das Datenschutzgesetz. Sie wollten auf keinen Fall weitere Namen herausgeben. Ich habe Hauk gleich den Auftrag gegeben, bei Staatsanwalt Brügge einen Beschluss zur Beschlagnahme der Kirchenakten anzuregen.«
    »Egal, was sich in dem Paket befindet: Es zählt jetzt jede Minute. Uns läuft immer mehr die Zeit davon«, antwortete Nawrod barsch. »Es geht um

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