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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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die Unversehrtheit und das Leben eines Menschen. Wir können nicht warten, bis sich Brügge und der zuständige Richter irgendwann bequemen, den Beschluss auszustellen. Ich schlage vor, dass Nesrin und ich sofort nach Freiburg fahren, sobald wir wissen, was sich in dem Paket befindet. Ich werde dem Herrn Erzbischof persönlich auf den Zahn fühlen und Gnade ihm Gott, wenn er sich weigert, uns die Teilnehmerliste von Radeckes Priesterseminar auszuhändigen.«
    »Vielleicht sollte das Goll machen. Ihm habe ich die Spur zugeteilt, und er würde sicher beleidigt …«
    »Ich glaube, Goll hat durch das Telefonat sein Pulver schon verschossen«, unterbrach Nawrod.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, Goll in Ehren, aber er hat sich von denen abwimmeln lassen, und das werden sie bestimmt wieder tun, weil sie wissen, dass sie es mit ihm machen können. Besser, wenn den hohen Geistlichen jetzt mal ein Hardliner auf die Füße tritt.«
    Wegner überlegte. »Okay, wenn Sie mir versprechen, die Vorschriften einzuhalten, gebe ich Ihnen grünes Licht. Ich möchte von unserem Herrn Innenminister keinen Rüffel bekommen, ist das klar?«
    »Ich werde mein Bestes geben«, brummte Nawrod. Natürlich wusste er aus Erfahrung, dass es bei derartigen Ermittlungen immer mal wieder Probleme mit den Betroffenen geben konnte. Manchmal eskalierten die Dinge sogar so weit, dass sich die Fronten total verhärteten. Dann halfen nur noch richterliche Beschlüsse und der Einsatz brachialer Gewalt, um im wahrsten Sinne des Wortes Türen zu öffnen. Doch Nawrod nahm das in Kauf. Er vertrat schon immer die Meinung, dass man als ermittlungsführender Beamter vor Obrigkeiten, wie zum Beispiel einem Bischof, nicht den Schwanz einziehen sollte, egal, wie stark der Wind bläst. Sollte sich der Kleriker doch beschweren. Der Erfolg war es, der zählte. Wenn er dadurch das Leben der zweiten Geisel retten konnte, würde sich der Innenminister hüten, gegen seine Ermittlungsmethoden auch nur einen Ton zu sagen.
    Yalcin und Nawrod verabschiedeten sich von Wegner und begaben sich zur Kriminaltechnik. Auf halbem Weg blieb Nawrod abrupt stehen.
    »Bitte geh allein zur Technik. Ich kann da nicht mit. Ich … Sabine …«
    Yalcin konnte ein Lachen nur mit Mühe unterdrücken. »Jetzt hab dich nicht so, Jürgen. Sie wird dich schon nicht rauswerfen. Obwohl …«, Yalcin beugte sich Nawrod kurz entgegen. »Igitt, das ist wirklich nicht mehr zu überriechen!«
    »Gib mir deinen Wohnungsschlüssel. Ich fahre jetzt auf der Stelle zum Duschen«, raunzte Nawrod verärgert.
    »Hey Partner, mach dir mal nicht in die Hose. Du musst dir vor Betreten des Spusi-Raumes sowieso einen weißen Overall überstreifen. Wenn du den Reißverschluss bis oben hin zumachst, wird Sabine schon nichts riechen«, lachte Yalcin jetzt laut. »Zumindest nicht gleich«, ergänzte sie.
    »Wehe, wenn der nicht dicht hält! Dann gnade dir Gott«, drohte Nawrod.
    »Ist dir schon wichtig, oder?«, grinste Yalcin breit.
    »Was gibt es da zu grinsen. Dir wäre es doch auch peinlich, wenn du ungeduscht und miefend wie ein Penner rumlaufen müsstest. In dem Flieger war es aber auch so was von stickig und heiß. Da versagt das beste Deo.«
    »Fand ich nicht. Aber du musst ja Sabine nicht so weit an dich ranlassen.«
    Nawrod setzte sich wieder in Bewegung.
    »Hallo, ihr beiden«, begrüßte sie Sabine Bauer, nachdem sie von dem auf dem Tisch abgelegten Paket einen Schritt zurückgetreten war und ihren Mundschutz nach unten gezogen hatte. Sie und Beck sahen aus wie zwei Chirurgen bei einer OP . »Ihr kommt gerade im richtigen Moment.« Bauer zog den Mundschutz nach oben und widmete sich wieder dem Paket. »Haltet bitte wegen der Gefahr einer Übertragung eurer DNA etwas Abstand. Ihr wisst ja, die kleinste Hautschuppe kann die größten Irritationen hervorrufen.«
    Yalcin versetzte Nawrod mit ihrem Ellenbogen einen kleinen Stoß in die Seite und erwiderte in Anspielung auf Nawrods Körpergeruch belustigt: »Das kommt uns sehr entgegen.«
    Bauer ging auf die Bemerkung nicht ein. Sie konzentrierte sich voll und ganz auf ihre Arbeit. Beck fluchte, als sich nach dem Ablösen mit dem Skalpell der breite Paketklebestreifen blitzschnell zusammenrollte und verklebte, weil ihm das eine Ende aus der feinen Pinzettenspitze gerutscht war.
    Endlich war es so weit. Mit zwei größeren Pinzetten öffnete Bauer das Paket. Beck stand mit der Kamera bereit und schoss ein paar Bilder. Anschließend fischte die Kriminaltechnikerin

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