Die Sünde
Radecke schicken lassen und bereits ein Fahndungsplakat entworfen.«
»Weiß hat uns ein aktuelles und sehr gutes Bild von Radecke zur Verfügung gestellt. Vielleicht sollten wir das nehmen. Passfotos sind oft nicht von bester Qualität.«
»Zu spät. Der Druck ist meines Wissens schon angelaufen. Sobald die Plakate fertig sind, hängen wir sie an allen Brennpunkten der Stadt auf. Schon heute müssten die ersten Zeitungen einen Artikel mit Radeckes Bild veröffentlichen. Von dieser Aktion verspreche ich mir einiges.«
»Einen Versuch ist es allemal wert. Aber ich glaube nicht, dass Radecke in Heidelberg gesehen worden ist, bevor er gekidnappt wurde«, antwortete Nawrod.
»Der Berliner Kollege hat von Radeckes Bild eine Kopie gemacht, mit der er in der Hauptstadt die gleiche Aktion durchzieht«, bemerkte Yalcin. »Wenn überhaupt, sind dort die Chancen größer, dass Radecke unmittelbar vor seinem Verschwinden gesehen wurde.«
»Sehr gut«, sagte Wegner und fuhr fort: »Goll hat nach Ihrem Anruf gestern Abend sofort eine Rundmail mit dem Vermerk »Eilt sehr« an alle 27 Bistümer in Deutschland gesandt. War viel Arbeit, weil er jedes einzelne Bistum googeln musste. Es gibt leider keine Stelle, in der katholische Priester zentral erfasst werden. Jedes Bistum kocht offensichtlich sein eigenes Süppchen. Wir haben zum Teil schon Rückmeldungen erhalten, die jedoch allesamt negativ waren. Der Name Gottwald Radecke konnte in den Verzeichnissen bis jetzt nicht gefunden werden.«
»Was ist mit seinen Eltern?«, fragte Nawrod. »Die müssten doch wissen, wo ihr Sohn als Priester gearbeitet hat.«
»Goll hat mit dem Altenheim, in dem sie untergebracht sind, Kontakt aufgenommen und die Auskunft erhalten, dass sowohl der Vater als auch die Mutter an fortgeschrittener Demenz leiden. Sie wissen von ihrem Sohn so gut wie nichts mehr, zumal er sie schon sehr lange nicht mehr besucht hat.«
»Und wie steht es mit Radeckes übrigen Verwandten?«, fragte Yalcin. »Vielleicht können die etwas sagen.«
»Goll ist dran. Sobald er in der Sache weiterkommt, bekomme ich von ihm Bescheid.«
Nawrod runzelte die Stirn. »Was ist mit den Bildern des Geldautomaten?«
»Die Kamera hat während der Geldtransaktion zehn Bilder geschossen. Auf einem Foto sieht man, wie dem Täter die Kapuze etwas nach hinten gerutscht ist. Hier, sehen Sie selbst!« Wegner kramte auf seinem Schreibtisch unter den Akten und zog die Aufnahmen hervor. Nawrod sah sich ein Bild nach dem anderen an. Yalcin schaute ihm dabei über die Schulter.
Beim sechsten Bild stieß er einen lauten Fluch aus: »Verdammte Scheiße! Das ist nicht Haider. Das ist ein Skinhead, wenn ich das richtig sehe!«
»Der Meinung bin ich auch«, sagte Wegner. »Ich habe sofort mit dem Observationsteam Kontakt aufgenommen. Haider hatte gestern Abend seine Haare noch auf dem Kopf.«
»Das heißt, dass wir es jetzt mit insgesamt fünf Tatbeteiligten zu tun haben.« Yalcin stöhnte. »Hätte nie gedacht, dass Haider so blöd ist, einen Skinhead mit ins Boot zu nehmen.«
»Moment mal!« Nawrod senkte seinen Kopf und fasste sich mit den Fingerkuppen beider Hände an die Schläfen. Es dauerte einige Sekunden, bis er wieder aufsah. »Wenn wir davon ausgehen, dass die Kollegen von der Observation Haider keinen Moment aus den Augen ließen und er, seit wir die TKÜ bei ihm geschaltet haben, keine verdächtigen Nachrichten gesendet oder erhalten hat, muss man zwangsläufig zu dem Schluss kommen, dass Haider nicht der Haupttäter sein kann.«
»Aber was ist mit seiner Mutter und seiner Schwester?«, warf Wegner ein. »Die beiden sehen doch den Frauen auf den Phantombildern auffallend ähnlich?«
»Das ist zweifelsohne richtig«, stimmte Nawrod zu. »Nesrins Vermutung könnte zutreffen, dass wir es mit mindestens fünf Tätern zu tun haben, die bei den Verbrechen verschiedene Arbeiten erledigen müssen. Haider hat dabei den Part, das Ganze in der Presse publik zu machen und seine ahnungslosen Angehörigen als Boten einzusetzen. Robert Pfaff könnte insofern eine nur untergeordnete Rolle spielen, indem er lediglich die Berichte von Haider entgegennimmt und sie in seiner Zeitung exklusiv verwertet.«
»Dieser Skinhead muss auf jeden Fall ganz nah am Opfer sein, sonst wäre er nicht im Besitz der EC -Karte und der PIN «, antwortete Wegner. »Wahrscheinlich ist er es, der Radecke gefangen hält und Haider mit den nötigen Informationen versorgt.«
»Theoretisch könnte es aber auch sein, dass
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