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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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binnen einer Woche zu fassen kriegen, rollen weitere Köpfe. Lehmann und ich werden Ihnen dann Gesellschaft leisten.« Wegner versuchte, sich ein Lächeln abzugewinnen.
    »Dann könnten wir ja eine Skatrunde aufmachen«, brummte Nawrod missmutig.
    »Das wär’s dann wohl.« Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ Wegners Büro. Auf dem Flur ballte er die Fäuste und stieß einen leisen Fluch aus. Am liebsten hätte er seine Wut laut hinausgebrüllt.
    Yalcin empfing ihn mit »Hey, Partner!« Ihre Stimme klang fremd, nicht mehr so cool und großspurig wie sonst. Eher verletzlich, zerbrechlich wie Glas. Ihr Augen-Make-up war verschmiert. Auf dem Schreibtisch vor ihr stand ein kleiner Karton, in dem sich ein paar Bücher und Hefte befanden.
    »Du auch?« Nawrod war überrascht.
    »Scheißladen!«, presste sie hervor. Doch es klang nicht bissig, nicht überzeugend. Sie kramte in den Fächern ihres Schreibtisches.
    »Lass uns gehen, Kleine!«
    »Hab dir doch gesagt, du sollst nicht immer Kleine zu mir sagen.«
    »Das wollte ich hören, Nesrin!« Nawrods Mund umspielte ein Lächeln. Obwohl sie soeben ihre Kündigung erhalten hatte, war ihr großes Kämpferherz längst noch nicht gebrochen.
    Sie gingen schweigend über den langen Flur und blieben am Fahrstuhl stehen. Als sich die Tür öffnete, kam ihnen Sabine Bauer entgegen.
    »Ich wollte euch gerade besuchen. Ich habe gehört, dass … dass …«
    »Du hast richtig gehört«, antwortete Nawrod mit rauer Stimme.
    »Die Buschtrommeln funktionieren in solchen Fällen erstaunlich gut. Kann ich für euch irgend etwas tun? Ich meine, kann ich euch wenigstens heute Abend zum Essen einladen?« Sabine Bauers Stimme klang weich und besorgt. Nawrod spürte ihre Hand auf seinem Arm.
    »Nein, tut mir leid«, antwortete Yalcin. »Mir ist nicht zum Essen zumute. Ich will heute niemanden mehr sehen.«
    Nawrod schüttelte den Kopf. »Mir geht es ganz ähnlich. Vielleicht ein anderes Mal.«
    Sabine Bauer lächelte. »So kann man keine wunde Seele heilen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wie ich es gesagt habe. Wir drei könnten zusammen schön essen und dazu einen guten französischen Rotwein trinken.«
    »Heute nicht, tut mir leid, Sabine«, antwortete Nawrod, bevor er den Fahrstuhlknopf betätigte. Die Tür ging sofort auf. Sie traten ein und fuhren schweigend nach unten. Sabine Bauer stieg im zweiten Obergeschoss aus. Sie blieb kurz in der Türöffnung stehen.
    »Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Ich habe vorhin von Barbara einen Anruf erhalten. Sie teilte mir mit, dass es zweifelsfrei Radeckes Zunge ist und dass sie darin keinerlei Spuren eines Narkotikums finden konnte.«
    »Mein Gott, sie haben Radecke die Zunge bei vollem Bewusstsein herausgeschnitten. Das sind nicht nur Mörder, das sind blutrünstige Schweine«, antwortete Nawrod betroffen.
    »Ja, es sieht tatsächlich so aus, als ob sie sich an den Schmerzen ihrer Opfer aufgeilen. Aber das wussten wir schon, bevor sie uns die Zunge schickten.« Mit diesen Worten trat Sabine Bauer auf den Flur. Als ob die Lichtschranke voller Ungeduld darauf gewartet hätte, schloss sich Sekundenbruchteile später die Tür des Fahrstuhls.
    »Adieu, Präsidium!« Yalcin seufzte, während sie draußen auf den Gehweg traten.
    »Hast du noch etwas Zeit, bevor du dich in dein Schneckenhaus zurückziehst und in Depressionen verfällst?«
    Yalcin sah Nawrod mit großen Augen an. Sie verstand sofort. »Hey, Partner, was hast du vor?«
    »Bei allem, was ich dir schon beigebracht habe, vergaß ich leider, dir den wichtigsten Grundsatz einzuhämmern!«
    »Und der wäre?«
    »Ein guter Polizist gibt niemals auf.«
    »Das heißt, wir machen weiter?«
    »Du hast es erfasst. Ich habe da ein paar Ideen. Wenn wir schneller und vor allem erfolgreicher sind als Wegner mit der Soko, werden uns die Herren Innenminister die Füße lecken. Du wirst sehen. Wir dürfen uns nur nicht erwischen lassen.«
    »Und wie sollen wir das anstellen? Wenn wir irgendwo auftauchen, müssen wir doch sofort die Ausweise zücken, die wir leider nicht mehr haben. Und wenn es gefährlich wird, haben wir nicht einmal Kanonen, um uns zu verteidigen.«
    Nawrod grinste. »Wir fahren erst mal zu dir nach Hause und machen es uns gemütlich.«
    Yalcin schnauzte Nawrod an: »Drehst du jetzt ganz durch? Mir ist überhaupt nicht nach Anmache!«
    »Hey, komm mal runter, Nesrin. Du wirst schon sehen.«
    Kurze Zeit später waren sie in Yalcins Wohnung. Sie aßen eine Kleinigkeit und dann

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