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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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sich beherrschen. Die Erinnerung an das letzte Gespräch mit Eva war noch zu frisch. Wäre Yalcin ein Mann, hätte er ihn auf der Stelle mit einer Hand am Kragen und mit der anderen ungleich fester an den Eiern gepackt. Entsprechend hätte er seinem Gegenüber gedroht, er solle sich um seinen eigenen Dreck scheren, ansonsten könnte er zeugungsunfähig werden.
    Yalcin war die Frage in ihrer vorlauten Art so herausgerutscht. Sie merkte sofort, dass sie mal wieder voll ins Fettnäpfchen getreten war, und blieb stehen.
    »Oh Mist, Jürgen. Tut mir leid! Vergiss, was ich eben gesagt habe. Ich weiß, ich bin manchmal unmöglich.« Sie fasste ihn am Arm und sah ihn an. Nawrod kochte. Er überlegte, ob er seinen Arm nicht mit einem Ruck wegziehen sollte. Dann sah er auf die kleine, zerbrechlich wirkende Hand und spürte einen sanften, liebevollen Druck.
    »Sorry«, sagte sie noch einmal und Nawrod wusste, sie meinte es ehrlich.
    »Ist okay, Nesrin. Reden wir nicht mehr darüber.«
    »Ich werde es wiedergutmachen, das verspreche ich dir.«
    Bis zur Kriminaltechnik gingen sie schweigend nebeneinander her.
    »Da seid ihr ja!«, empfing sie Walter Beck. »Ich dachte schon, ihr habt an dem da kein Interesse mehr.« Er rang sich ein Lächeln ab und zeigte auf das geöffnete Paket. Nawrod und Yalcin traten einen Schritt vor. Yalcin stellte sich auf die Zehenspitzen, um in den Karton schauen zu können. Es war unverkennbar ein Herz. Spontan kam ihr die Idee, dass der Täter vielleicht bluffte und es ein Schweineherz sein könnte. Die sollen ja in Form und Größe dem menschlichen sehr ähnlich sein. Doch im nächsten Augenblick war ihr klar, dass dieses Herz noch bis vor Kurzem im Brustkorb eines Menschen geschlagen hatte.
    »Können wir?«, fragte Sabine Bauer. Nawrod nickte. Die Kriminaltechnikerin griff in das Paket und holte vorsichtig das wiederum in eine Plastiktüte eingeschweißte Herz heraus. Wie eine Chirurgin, dachte Yalcin. Sie wunderte sich, dass die Kollegin das Organ so einfach in die Hände nehmen konnte. Sie selbst hätte das nicht gekonnt. Noch nicht. Vielleicht kommt einmal die Zeit, wo ich das auch kann, dachte sie, oder wo ich der Polizei für immer Adieu sage, weil ich zu so etwas dann doch nicht in der Lage bin.
    Plastiktüten haben die Eigenschaft, sich unter gewissen Umständen elektrisch aufzuladen und dabei feinste Staub- und Schmutzpartikel anzuziehen. Aber auch Haar- und Textilfasern bleiben dann, wie von unsichtbarem Kleber gehalten, an ihnen hängen. Aus diesem Grund nahm die Kriminaltechnikerin das Herz samt Tüte und steckte es in eine noch größere Plastiktüte, die sie luftdicht verschloss.
    Nawrod sah sofort den weißen Zettel, der darunter lag. »Wieder eine Botschaft«, kam es leise über seine Lippen.
    Sabine Bauer sah sich das Herz etwas genauer an. »Stammt zweifelsfrei von einem erwachsenen Menschen, und so, wie es aussieht, ist unser Täter ein Fachmann. Lauter saubere Schnitte. Ich glaube, wenn es noch frisch wäre, könnte man es direkt für eine Herztransplantation verwenden.«
    »Und es ist ausgeblutet«, fügte Beck hinzu. »Seht ihr, in der Tüte ist so gut wie kein Blut zu sehen.«
    »Apropos frisch! Warum macht sich der Mörder die Mühe, die Teile in Vakuum zu verpacken?«, fragte Nawrod mit rauer Stimme, die verriet, dass auch an ihm, der schon viele Leichen gesehen hatte, der Anblick des neben dem Hirn wichtigsten Körperteils eines Menschen nicht spurlos vorüberging.
    »Die Erklärung ist wahrscheinlich ganz einfach«, antwortete Bauer. »Der Täter muss damit rechnen, dass seine Sendungen nicht sofort ausgeliefert werden. Vakuumgezogen halten sie länger frisch. Er möchte, dass wir sie genau so auf den Tisch bekommen.«
    »Aber das kann ihm doch egal sein. Ich meine, ihn dürfte es doch nicht mehr interessieren, ob wir Frisch- oder Gammelfleisch zu untersuchen haben. Das Resultat dürfte aus seiner Sicht das gleiche sein.«
    »Wer weiß«, meinte Beck. Vielleicht ist unser Mann tatsächlich ein Chirurg, der tagtäglich mit so etwas zu tun hat und gar nicht anders kann, als so penibel zu arbeiten.«
    »Du meinst, zu morden«, warf Yalcin ein.
    »Nenne es, wie du willst. Sicher ist, der versteht sein Handwerk.«
    »Das könnte ein guter Ermittlungsansatz sein«, sagte Nawrod zufrieden. Und zu Bauer gewandt: »Bitte sorge dafür, dass deine Freundin, wie heißt sie noch mal …«
    »Wenn du Barbara Westhof meinst …« Die Kriminaltechnikerin lächelte amüsiert.
    »Ja,

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