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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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genau die meine ich. Sorge bitte dafür, dass sie anständige Bilder von dem Organ und vor allem Makroaufnahmen von den Schnittstellen macht. Vielleicht erkennt daran so ein Meisterchirurg in der Uniklinik die Handschrift eines seiner Kollegen wieder.«
    »Du kennst Barbara nicht. Für sie ist eine ausführliche Dokumentation in Form von digitalen Bildern eine Selbstverständlichkeit. Sämtliche Körperteile werden auch in Formalin konserviert, damit sie später vor Gericht als Beweismittel herangezogen werden können.«
    »Okay, dann lass uns mal die Botschaft lesen.«
    Wie schon bei den anderen Botschaften faltete Bauer mit Hilfe zweier Pinzetten das Papier auseinander. Dann las sie vor:
    » Incrassatum est enim cor suum, et auribus graviter audierunt et oculos suos compresserunt, ne forte videant oculis et auribus audiant et corde intellegant et convertantur. «
    »Oh, das ist gar nicht so leicht zu übersetzen.« Bauer legte ihre Stirn in Falten. »Aber ich tue mein Bestes.« Sie fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und kniff die Augen zusammen. Schweigen machte sich im Raum breit. Endlich begann sie mit der Übersetzung: »Denn ihr Herz ist hart geworden. Und mit ihren Ohren hören sie nur schwer, und ihre Augen halten sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören, damit sie mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen, damit sie sich nicht bekehren und ich sie nicht heile.«
    Bauer atmete tief durch. »So oder zumindest so ähnlich könnte die Übersetzung lauten. Ganz sicher bin ich mir nicht.«
    »Da hat sich jemand mächtig ins Zeug gelegt«, bemerkte Yalcin.
    »Kann sich darauf irgendjemand einen Reim machen?«, fragte Nawrod. »Sabine, sei so gut, mache Kopien der Botschaften und tippe mir die Übersetzungen ab. Wir brauchen sie für die Akte. Ich glaube, wir kommen nicht umhin, einen Profiler mit ins Boot zu nehmen.«
    »Ist eine gute Idee«, erwiderte Beck.
    »Was meint ihr dazu?« Nawrod sah Yalcin und Bauer an.
    »Wir sollten alle Möglichkeiten ausschöpfen, um dem Mistkerl das Handwerk zu legen, auch diese.« Sabine Bauers Stimme klang hart. Nach dem letzten Wort presste sie ihre Lippen fest zusammen. Ihre Augen funkelten vor Entschlossenheit. So hatte Nawrod die Kriminaltechnikerin noch nicht erlebt.
    »Jede Wette, dass das Herz nicht einer Leiche, sondern einem lebenden Menschen entnommen wurde. Und es wird sicherlich das gleiche Opfer sein wie bisher. Sobald Barbara Bescheid gibt, rufe ich dich an.«
    »Danke! Wann kann ich mit einem ersten Ergebnis rechnen?«
    »Noch heute. Barbara hat ja nun schon Routine, was die fraglichen Untersuchungen angeht.«
    »Wir fahren das Herz jetzt gleich zur Rechtsmedizin«, pflichtete Beck bei. »Da brennt nichts an, das kann ich euch versprechen!«
    Eine halbe Stunde später hatte Wegner eine Lagebesprechung einberufen, zu der neben vier neuen Kollegen auch Polizeipräsident Volker Lehmann erschien. Mit den beiden Kriminaltechnikern hatte die Soko nun eine Stärke von insgesamt zehn Mann.
    Lehmann ergriff als Erster das Wort. Er bedankte sich für die bisher geleistete Arbeit in diesem Fall und bedauerte zutiefst, dass die Polizei den Mord an dem armen Opfer nicht verhindern konnte. Er selbst werde alles in seiner Macht Stehende tun, um der Soko »Päckchen« optimale Arbeitsbedingungen zu verschaffen, damit der schreckliche Mord alsbald geklärt werden könne. Schon jetzt sei der Druck seitens der Medien enorm groß. Der Artikel über das entnommene Auge habe sehr hohe Wellen geschlagen. Er habe zahlreiche Anrufe und E-Mails besorgter Politiker und anderer hochgestellter Persönlichkeiten erhalten. Nicht immer habe er die Anrufer damit zufriedenstellen können, dass die Polizei alles Menschenmögliche tue, um des Täters habhaft zu werden.
    Dann übergab er das Wort dem Dezernatsleiter, dessen Rede nicht ganz so pathetisch klang. Wegner appellierte an das Engagement jedes Einzelnen. Alle müssten an einem Strang ziehen. Nur so habe man eine Chance, zum Erfolg zu kommen.
    »Leider müssen wir uns eingestehen, dass wir noch nicht die geringste Spur von dem Mörder haben. Ich hoffe, dass sich das sehr bald ändern wird«, schloss Wegner. »Frau Yalcin, Herr Nawrod, Sie sind am Zug!«
    Als offizielle Hauptsachbearbeiterin erhob sich Yalcin von ihrem Stuhl. Während sie zum Pult schritt, kontrollierte sie, ob ihre Bluse nicht aus der Hose gerutscht war. Anschließend kratzte sie sich am Kopf, strich ihre Haare hinter

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