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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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überlegte. »Hm, dann kannst du mir doch auch bestimmt eine E-Mail schicken, die von keinem Spezialisten der Welt zurückverfolgt werden kann, oder?«
    »Nichts leichter als das!«
    »Okay, wenn es dein freier Entschluss ist, geh ran an den Speck. Sobald du weißt, um wen es sich bei dem Informanten handelt, schicke mir anonym eine E-Mail. Die kann ich dann ins Verfahren einbringen.«
    »Du kannst dich auf mich verlassen, Partner«, antwortete Yalcin und lächelte.

13
    Nachdem Otte abgeurteilt und seiner gerechten Strafe zugeführt worden war, nahmen sie den Nächsten ins Visier. Bei ihren umfangreichen Recherchen hatten sie festgestellt, dass Gottwald Radecke ein ganz anderes Kaliber war als Otte. Ihn ausfindig zu machen, war nicht das Problem gewesen. Dazu hatten sie einfach das soziale Netzwerk facebook sowie andere leicht zugängliche Internet-Quellen benutzt. Er wohnte in Berlin. Aber wie konnten sie ihn von dort nach Heidelberg bringen? Radecke war mindestens 1,90   Meter groß und wog über 100   Kilogramm. Er würde sich bestimmt gegen eine Entführung wehren, um sich schlagen, schreien, toben. Außerdem ging er abends meist nur in Begleitung eines Mannes aus dem Haus, mit dem er schon seit fünf Jahren verheiratet war. Daniel Weiß war zehn Jahre jünger als Radecke und nicht ganz so kräftig wie sein Partner. Aber sie wussten, dass er bei einem Sicherheitsunternehmen arbeitete. Das hatten sie herausgefunden, als sie Weiß auf dem Weg zu seiner Arbeitsstelle beobachtet hatten. Unter dem Vorwand, die Dienste der Sicherheitsfirma in Anspruch nehmen zu wollen, hatten sie dort angerufen und schnell erfahren, dass alle Mitarbeiter in Selbstverteidigung und Umgang mit Waffen geschult seien.
    Radecke und Weiß wohnten in der Nähe des Potsdamer Platzes in einem Mehrfamilienhaus. Es war unmöglich, Radecke dort zu überwältigen, zu betäuben und danach die drei Stockwerke hinunterzutragen. Abgesehen davon, dass der Mann ziemlich schwer war, hatte er ja noch seinen persönlichen Bodyguard in der Wohnung.
    Auch in seiner Firma war schlecht an ihn heranzukommen. Er arbeitete in einer Versicherungsagentur im zehnten Stock eines Hochhauses und fuhr zwischen 8 und 9   Uhr mit der U-Bahn zur Arbeit. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihn so lange zu observieren, bis sie eine Schwachstelle in seinem üblichen Tagesablauf gefunden hatten und sie ohne Risiko nahe genug an ihn herankamen. Dann würden sie ihm eine Falle stellen. Das musste an einem Ort passieren, von dem sie ihn anschließend ohne größeren Kraftaufwand verschleppen konnten.
    Ihre Geduld und Hartnäckigkeit wurden belohnt. Schon am dritten Tag der Observation besuchte Radecke während einer ausgedehnten Mittagspause eine Sauna. Am übernächsten Tag ging er wieder dorthin.
    »So ist das also«, sagte einer der beiden zufrieden. »Der feine Herr holt sich Appetit. Jede Wette, dass sein Partner nicht die geringste Ahnung davon hat.«
    »Ich bin sicher, dass er die Sauna öfter besucht und abschleppt, was nicht schnell genug auf den Baum klettern kann«, antwortete der andere. »Das dürfte uns sehr entgegenkommen.«
    Mit falschen Papieren mieteten die beiden ein Wohnmobil. Der Kleinere spielte den Lockvogel. Er war der Hübschere von beiden. Obwohl bereits über 20   Jahre vergangen waren, hatte er seine schlanke, fast feminine Erscheinung behalten, die er als Kind schon besessen hatte. Keine Frage: Mit seinen blonden, bis zu den Schultern reichenden, leicht gelockten Haaren brachte er das Blut so manches Schwulen in Wallung.
    Als er den Vorraum der Sauna betrat, richteten sich nicht wenige Augenpaare auf ihn. Sein wohlgeformter, knackiger Po passte absolut zu seiner schlanken Figur. Würde er mit diesem Attribut sein Opfer in die Falle locken können, oder hatten sie sich geirrt und Radecke wollte sich vielleicht nur Appetit holen, aber im Endeffekt seinem Partner treu bleiben?
    Er musste sich gedulden. Radecke ließ auf sich warten. Er wunderte sich, dass die Sauna um diese Zeit so gut besucht war. Um so besser, dachte er. Je mehr Gäste, desto weniger konnte sich die Dame an der Kasse später an einzelne Personen erinnern. Er hatte beim Betreten seine Baseballmütze tief ins Gesicht gezogen. Die langen Haare hatte er darunter versteckt. Dazu trug er noch eine Sonnenbrille. Alles in allem war er in dem multikulturellen Berlin eine unauffällige Erscheinung.
    Nachdem er sich entkleidet hatte, machte er sich mit den einzelnen Räumen und Kabinen

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