Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
Vom Netzwerk:
Nawrod trocken.
    Nachdem sich der Leiter der Polizeidirektion endgültig verabschiedet hatte, teilte Wegner die anfallenden Arbeiten ein. Dabei unterschied er, in Absprache mit Nawrod und Yalcin, was sofort erledigt werden musste und was erst später bearbeitet werden konnte.
    Zurück im Büro, wollte Nawrod gleich zum Telefonhörer greifen. Doch Yalcin unterbrach ihn. »Hey, Jürgen, ich habe da so eine Idee und möchte gerne wissen, was du davon hältst. Außerdem habe ich ja noch etwas bei dir gutzumachen.«
    »Schieß los, was spukt in deinem hübschen Kopf herum?«
    »Erst musst du mir versprechen, dass du keiner Menschenseele etwas von diesem Gespräch verrätst.«
    »Oh, oh … streng geheim also!«, antwortete Nawrod leicht amüsiert.
    »Du musst es mir versprechen, denn dabei geht es … wie hast du neulich zu mir gesagt … um alles oder nichts.«
    Er wusste nicht, warum, aber plötzlich fiel ihm die Szene ein, wie Yalcin aus dem Büro des Kriminaldirektors kam. War das jetzt die Falle, die man ihm stellen wollte? Hatte Lehmann ihn deshalb zurück ins zweite Glied gestellt? War Wegner in die Sache eingeweiht? Er musste verdammt auf der Hut sein, denn er durfte sich hier in Heidelberg nicht das Geringste zuschulden kommen lassen. Was, wenn die Beziehungen seines Erzfeindes Neumann von Stuttgart bis hierher reichten? Wer wusste schon, welche Seilschaften es da gab?
    Yalcin drängelte: »Versprichst du es mir oder nicht?«
    Nawrod überlegte. War es tatsächlich eine Falle, würden sie ihm eine zweite oder gar dritte stellen, wenn er sich jetzt gegenüber seiner Kollegin ablehnend verhalten würde.
    »Okay«, sagte er und dachte, so schnell legt ihr mich nicht herein.
    »Ich nehme an, du weißt, was ein Hacker ist«, begann Yalcin in ernstem Ton.
    »Natürlich, das weiß doch heute jedes Kind. Du bist doch nicht etwa auf so einen Kerl hereingefallen und hast dich in etwas reinziehen lassen?«
    Yalcin lachte laut. »Also doch«, sagte sie und kugelte sich weiter vor Lachen.
    »Was also doch«, fragte Nawrod irritiert.
    »Du glaubst also im Ernst, dass …«, Yalcin konnte vor lauter Lachen kaum weitersprechen, »dass Hacker Kerle sind, die nichts taugen und von denen wir Frauen die Finger lassen sollten?«
    »Ist das etwa nicht so?«, fragte Nawrod entgeistert.
    »Jürgen, du bist, ich sage es nicht gerne, echt hinterm Mond daheim. Jetzt halte dich mal fest. Ich, verstehst du, ich … ich bin eine Hackerin. Das heißt, ich war eine, bis zu dem Tag, als ich bei der Polizei eingestellt wurde. Ab da war es mir dann doch zu gefährlich.«
    Nawrod riss die Augen auf und zog Luft in seine Lunge. Nachdem er sie laut hörbar ausgestoßen hatte, sagte er: »Verdammt noch mal, das habe ich jetzt aber nicht gehört! Bequatsche mich nicht mit so einem Stuss! Davon möchte ich nichts wissen.«
    »Ich könnte mal probieren … ich meine, einen Versuch wäre es auf jeden Fall wert.«
    Nawrod hob abwehrend die Hände. »Behalte es bitte für dich!«
    »Der Redakteur … ich denke, das wäre kein Problem«, sagte Yalcin unbeirrt und grinste.
    »Du bist verrückt! Wenn das herauskommt, wirst du entlassen.«
    »Na, wenn schon. Weiß sowieso nicht, ob ich bei dem Haufen bleiben soll. Die vielen Leichen …«
    »Nesrin, pass auf, was du sagst!«, unterbrach Nawrod sie.
    »Das mache ich ja. Sonst hätte ich dir eben keinen Schwur abgenommen. Also, was ist jetzt?«
    »Was soll sein?«
    »Du machst es einem ganz schön schwer, Herr Kollege«, flapste Yalcin. »Ich möchte wissen, ob ich deiner Meinung nach versuchen soll, den einen oder anderen Computer in der Zeitungsredaktion zu hacken, und wenn ja, ob es bei Erfolg möglich ist, mit dem Ergebnis dann ganz offiziell zu arbeiten?«
    »Du bist einfach verrückt!«
    »Ja oder nein?« Yalcin blieb hartnäckig.
    Nawrod überlegte. Er schaute Yalcin in die Augen und sah darin nicht den geringsten Hinweis darauf, dass sie ihn linken wollte.
    »Das kommt ganz auf die Umstände an. Ich denke, es gäbe da schon Möglichkeiten. Wenn du dabei aber Spuren hinterlässt, haben sie dich wahrscheinlich sehr bald am Wickel. Dann gnade dir Gott! An so etwas kann ein ganzes Verfahren scheitern.«
    »Heißt das, dass du mitmachst?«
    »Das habe ich nicht gesagt!«
    Yalcin grinste. »Ich habe nie Spuren hinterlassen.«
    »Und du meinst, du kannst dich tatsächlich in den Rechner des Chefredakteurs einhacken?«
    »Da bin ich mir ziemlich sicher. Hab schon ganz andere Dinger geknackt.«
    Nawrod

Weitere Kostenlose Bücher