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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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hatte eine große Karriere vor sich. Er stand kurz vor seiner Habilitation und hätte mein Nachfolger werden können. Aber er hatte einen großen Fehler: Er war geldgierig wie kein Zweiter. Es kam, wie es kommen musste: Er versetzte sich selbst den Dolchstoß, als er sich damals hinter unser aller Rücken an den groß angelegten Betrügereien beteiligte. Selbst wenn er inzwischen seine Approbation zurückerhalten hätte, würde er in keiner Klinik mehr eine Anstellung finden.« Professor Knaus nahm die Fotos und gab sie Yalcin zurück.
    »Wie heißt Doktor Karmann noch?«, fragte Yalcin.
    »Wilfried. Er heißt Wilfried Georg Karmann und wohnt in der Südstadt. Die genaue Adresse kann Ihnen meine Sekretärin geben.« Professor Knaus hielt inne und schüttelte den Kopf. »Sie meinen doch nicht … nein, das kann ich nicht glauben. Es war zwar kriminell, was er damals tat, und es war ein Glücksfall, dass keine Patienten gestorben sind, aber so etwas …« Knaus deutete auf die Fotos und schüttelte abermals den Kopf.
    »Wer hat den Skandal damals eigentlich ins Rollen gebracht«, fragte Nawrod.
    »Das war ein Journalist aus Heidelberg, dessen Name mir nicht bekannt ist. Er bekam wohl einen Insidertipp und hat entsprechende Recherchen angestellt. Damit stach er in ein Wespennest. Die Sache schlug ein wie eine Bombe. In Deutschland wurden an die zehn Ärzte verhaftet. Doktor Karmann war einer von ihnen. Sie wurden alle verurteilt, einige zu Haftstrafen. Die meisten erhielten aber eine Bewährungsstrafe.«
    »Was haben sich die Ärzte konkret zuschulden kommen lassen?«
    »Sie haben einige Dinge getan, die man in unserem Beruf einfach nicht machen darf.«
    »Können Sie sich genauer ausdrücken?«
    »Das Thema ist sehr komplex und für einen Laien schwer verständlich. Ich versuche es mal vereinfacht auf den Punkt zu bringen: Karmann und die anderen haben in Zusammenarbeit mit einigen Angestellten der betroffenen Kliniken billige Herzklappen und andere medizinisch-technische Implantate aus China, Korea und Vietnam bezogen, die weder auf dem deutschen noch auf dem asiatischen Markt zugelassen waren, weil sie nachweislich grobe Mängel aufwiesen. Es ist ein Wunder, dass die Patienten, die solche Implantate erhalten haben, nicht gestorben sind. Zumindest wurde kein Fall bekannt, bei dem der Tod eines Menschen in unmittelbarem Zusammenhang mit der vorangegangenen Implantation stand.
    Dazu muss man wissen, dass die Implantate deutscher Hersteller etwa das Zehn- bis Zwanzigfache kosten, und natürlich wurden mit den Krankenkassen die deutschen Preise abgerechnet. Den Gewinn teilten sich die Ärzte mit den Angestellten, die die Abrechnungen vornahmen. Hierzu mussten natürlich Rechnungen und andere Dokumente gefälscht werden. Doktor Karmann arrangierte die Operationen so, dass ich als Leiter des Herzzentrums davon nur wenig mitbekam. Ich vertraute dem Kollegen und dieses Vertrauen hat er auf das Schändlichste missbraucht.«
    Yalcin schüttelte fassungslos den Kopf. »Ist es möglich, dass Karmann, nur um Profit zu machen, Patienten auch dann Billig-Implantate einsetzte, wenn dafür keine medizinische Notwendigkeit bestand?«
    »Ich kann es nicht ausschließen. Niemand kann das. An so etwas darf ich nicht einmal im Ansatz denken, sonst müsste ich hier sofort meinen Platz räumen.«
    »Ist Karmann verheiratet? Hat er Kinder, und wissen Sie, ob seine Eltern oder Schwiegereltern noch leben?«
    »Er war verheiratet. Ob er es noch ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Von seiner übrigen Familie ist mir nichts weiter bekannt.«
    »Kennen Sie seine Frau persönlich?«
    »Ich habe sie ein- oder zweimal kurz gesehen.«
    Nawrod zog die Phantombilder aus der Jackentasche, legte sie Professor Knaus vor und deutete auf die jüngere der beiden Frauen. »Ist das Karmanns Frau?«
    Knaus nahm das Bild in die Hand und betrachtete es kopfschüttelnd. »Ich glaube nicht. Allerdings muss ich sagen, dass ich Karmanns Frau nur noch dunkel in Erinnerung habe. Wie schon gesagt, ich habe sie damals nur kurz gesehen. Das war vor drei oder vier Jahren.« Der Arzt schob die Bilder wieder in Richtung Nawrod, der sie aufnahm und wegsteckte.
    »Vielen Dank, Herr Professor Knaus. Sie haben uns sehr geholfen.« Nawrod erhob sich und reichte dem Chirurgen die Hand. Yalcin tat es ihm nach.
    »Ich gehe davon aus, dass das Gespräch unter uns bleibt. Bitte erzählen Sie niemandem davon. Auch nicht Ihrem engsten Vertrauten«, bat Nawrod.
    »Selbstverständlich,

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