Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
« , murmelte Kaye.
» Es dauert so lange wie’s dauert « , wiederholte McEwan noch einmal eigens für ihn.
Endlich kamen sie dazu, die Aufnahmen abzuhören. Mittendrin sah McEwan auf die Uhr und behauptete, er müsse weg. Dann erhielt Kaye eine SMS .
» Dringender Termin mit meiner Frau und einer Flasche Wein « , erklärte er und tätschelte Fox’ Schulter. » Halt mich auf dem Laufenden, ja? «
Während der darauffolgenden fünf Minuten konnte Fox förmlich spüren, wie Naysmith zunehmend zappelig wurde. Es war sowieso schon nach fünf, und so sagte er seinem jungen Kollegen, er solle » Leine ziehen « .
» Sicher? «
Fox machte eine Handbewegung Richtung Tür, und kaum war er alleine im Büro, dachte er, dass er Naysmith vielleicht für seine Arbeit mit der Kamera hätte loben sollen. Bild und Ton waren einwandfrei. Fox hatte einen Notizblock auf dem Schoß, aber abgesehen von Spiralen, Sternchen und anderen Kritzeleien war er völlig unbeschrieben. Er dachte an etwas, das Scholes gesagt hatte, nämlich dass die von der Inneren es auf alle abgesehen hatten. Carter war Geschichte. Aus welchem Grund sollte man annehmen, dass Scholes und seine Kollegen weiterhin gegen die Vorschriften verstoßen würden? Natürlich würden sie zusammenhalten, füreinander einstehen, aber möglicherweise hatten sie ja was gelernt. Fox wusste, dass er bei den Ermittlungen ebenso gut einfach auf Autopilot umschalten konnte, er würde Fragen stellen, Antworten protokollieren und trotzdem zu keinerlei Schlussfolgerung gelangen. Vielleicht lief es darauf hinaus. Warum sollte er sich totarbeiten? Er hatte das Gefühl, dies sei der Subtext des gesamten Tages gewesen, das, was Tony Kaye die ganze Zeit über hatte sagen wollen. Die drei Beamten waren vor Gericht bloßgestellt worden. Jetzt wurde intern gegen sie ermittelt. War das alles nicht schon Strafe genug?
In dem Pfannkuchen-Café hatte Kaye Colin Balfour erwähnt. Die Abteilung für interne Ermittlungen hatte gerade genug gegen ihn vorliegen gehabt, um ihn aus dem Polizeidienst zu entlassen, aber man war davor zurückgeschreckt, die zwei oder drei Beamten, die ihn gedeckt hatten, in die Sache mit reinzuziehen. Sie befanden sich immer noch im Dienst; und nie hatte es danach auch nur im Ansatz Schwierigkeiten gegeben.
Keine Beschwerden.
Fox benutzte die Fernbedienung, um das Aufnahmegerät auszuschalten. Sie bewiesen damit einzig und allein, dass sie taten, was von ihnen erwartet wurde. Er bezweifelte stark, dass man im Präsidium von Fife scharf auf weitere schlechte Nachrichten war; man wollte nur guten Gewissens behaupten können, man sei den Hinweisen des Richters nachgegangen. Scholes, Haldane und Michaelson mussten nur weiterhin alles abstreiten. Und das bedeutete, dass Tony Kaye Recht hatte. Sie würden mit den anderen Beamten vom CID sprechen müssen – wenn sie wirklich gründlich vorgehen wollten. Und was war mit Carters Onkel? Sollten sie sich nicht auch seine Version der Geschichte anhören? Fox interessierten seine Motive. Seine Aussage vor Gericht war knapp, aber effektiv gewesen. Sein Neffe habe ihn eines Nachmittags in angetrunkenem Zustand besucht. Paul sei geschwätzig gewesen, hätte davon gesprochen, dass sich die Polizeiarbeit seit der aktiven Zeit seines Onkels verändert habe. Es ließe sich immer weniger über den kurzen Dienstweg regeln, und angeblich fiel auch immer weniger nebenbei davon ab.
Aber ich hab einen Vorteil, den du und Dad vielleicht nie hatten …
Fox fiel wieder ein, dass er schon seit ein paar Tagen nicht mehr mit seinem Vater gesprochen hatte. Seine Schwester und er besuchten ihn abwechselnd.
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