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Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead

Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead

Titel: Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Sport­sen­der um und guc­kte beim ­Es­sen Darts.
    Er war ge­ra­de fer­tig, als das Te­le­fon klin­gel­te. Es war sei­ne Schwes­ter Jude.
    » Was gibt’s? « , frag­te er. Sie rie­fen sich ab­wech­selnd an. Ei­gent­lich wäre er dran ge­we­sen, nicht sie.
    » Ich kom­me ge­ra­de von Dad. « Er hör­te, wie sie eine Trä­ne weg­schnief­te.
    » Geht’s ihm gut? «
    » Er ist so ver­gess­lich ge­wor­den. «
    » Ich weiß. «
    » Ei­ner der Pfle­ger hat mir er­zählt, dass er’s heu­te Mor­gen nicht bis zur Toi­let­te ge­schafft hat. Jetzt ha­ben sie ihm eine Win­del an­ge­zo­gen. «
    Fox schloss die Au­gen.
    » Und manch­mal ver­gisst er so­gar, wie ich hei­ße oder wel­ches Jahr wir ha­ben. «
    » Er hat auch gute Tage, Jude. «
    » Wo­her willst du das denn wis­sen? Nur weil du die Rech­nun­gen be­zahlst, heißt das noch lan­ge nicht, dass du dich ein­fach drü­cken kannst! «
    » Wer drückt sich denn? «
    » Ich seh dich da nie. «
    » Du weißt, dass das nicht wahr ist. Ich be­su­che ihn im­mer, wenn ich kann. «
    » Das ist nicht mal an­nä­hernd ge­nug. «
    » Wir kön­nen aber nicht alle ein Faulenzerle­ben füh­ren, Jude. «
    » Glaubst du etwa, ich su­che kei­nen Job? «
    Fox kniff er­neut die Au­gen zu: In die Fal­le ge­tappt, Mal­colm. » So hab ich das nicht ge­meint. «
    » Das hast du ge­nau so ge­meint! «
    » Lass uns das nicht ver­tie­fen, ja? «
    Sie schwie­gen eine kur­ze Wei­le. Jude seufz­te und er­griff wie­der das Wort. » Ich hab ihm heu­te ei­nen Kar­ton vol­ler Fo­tos mit­ge­bracht. Hab ge­dacht, viel­leicht könn­ten wir sie zu­sam­men durch­gu­cken. Aber an­schei­nend ha­ben sie ihn nur trau­rig ge­macht. Im­mer wie­der hat er ge­sagt: ›Die sind alle tot. Wie kann das sein, dass alle tot sind?‹ «
    » Ich be­su­che ihn, Jude. Mach dir kei­ne Sor­gen. Viel­leicht ist es bes­ser, wenn wir vor­her an­ru­fen. Und wenn die Pfle­ger der An­sicht sind, dass es sich nicht lohnt … «
    » Das hab ich nicht ge­meint! « Sie schrie fast. » Glaubst du, es macht mir was aus, ihn zu be­su­chen? Er ist un­ser Dad. «
    » Ich weiß. Ich hab nur … « Er hielt inne, stell­te dann die Fra­ge, von der er glaub­te, dass sie von ihm er­war­tet wur­de. » Soll ich vor­bei­kom­men? «
    » Mich musst du nicht be­su­chen. «
    » Du hast ja Recht. «
    » Also, fährst du hin? «
    » Na­tür­lich. «
    » Ob­wohl du zu tun hast? «
    » So­bald ich auf­ge­legt habe « , ver­si­cher­te ihr Fox.
    » Und dann rufst du noch mal an? Er­zählst, wie’s war? «
    » Ich bin si­cher, dass es ihm gut geht, Jude. «
    » Das hät­test du ger­ne – dann brauchst du kein schlech­tes Ge­wis­sen zu ha­ben. «
    » Ich leg jetzt auf, Jude. Ich leg auf und fahr zu Dad … «
    4
    Im Lau­der Lod­ge sah man das al­ler­dings et­was an­ders.
    Es war be­reits nach neun Uhr, als Fox dort ein­traf. Er hör­te den Fern­se­her im Ge­mein­schafts­raum laut plär­ren. Leu­te ka­men und gin­gen – sah nach Schicht­wech­sel aus.
    » Ihr Va­ter ist schon im Bett « , be­kam Fox mit­ge­teilt. » Wahr­schein­lich schläft er. «
    » Dann wer­de ich ihn nicht we­cken. Ich möch­te ihn nur kurz se­hen. «
    » Nach Mög­lich­keit stö­ren wir un­se­re Kli­en­ten nicht mehr, wenn sie im Bett lie­gen. «
    » Ist er sonst nicht im­mer bis zu den Zehnuhrnach­rich­ten auf­ge­blie­ben? «
    » Das war mal. «
    » Nimmt er neue Me­di­ka­men­te? Ir­gend­was, wo­von ich nichts weiß? «
    Die Frau über­leg­te ei­nen Au­gen­blick, ob das ein Vor­wurf sein soll­te, und seufz­te dann re­sig­niert. » Nur eine Mi­nu­te, sa­gen Sie? « Fox nick­te, und sie nick­te zu­rück. Was tut man nicht al­les, um sei­ne Ruhe zu ha­ben …
    Mitch Fox’ Zim­mer be­fand sich in ei­nem neu­en An­bau des vik­to­ri­a­ni­schen Ge­bäu­des. Fox ging an dem Zim­mer vor­bei, in dem bis vor we­ni­gen Mo­na­ten noch Mrs San­der­son ge­lebt hat­te. Zwi­schen Mrs San­der­son und Fox’ Va­ter hat­te sich wäh­rend ih­rer ge­mein­sa­men Zeit im Lau­der Lod­ge eine in­ni­ge Freund­schaft ent­wi­ckelt. Fox hat­te Mitch zu ih­rer Be­er­di­gung be­glei­tet, kaum ein Dut­zend Men­schen wa­ren in der klei­nen Ka­pel­le des Kre­ma­to­ri­ums er­schie­nen. Nie­mand aus der Fa­mi­lie war ge­kom­men, man hat­te

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