Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
Radionachrichten war die Bombe in der Nähe des Dorfs Kippen hochgegangen. Das Navi riet ihm, die A 73 und dann die M 80 zu nehmen. Sein Herzschlag normalisierte sich allmählich wieder, während er im Kopf noch einmal seinen Besuch in Carstairs durchging. MacIver hatte kaum etwas von seinem Feuereifer verloren. Vielleicht war er kein großer Redner wie Francis Vernal, aber Fox konnte sich vorstellen, dass er viele leidenschaftliche Argumente parat hatte, die hitzig aber gleichzeitig auch rational wirkten. Er konnte sich gut vorstellen, wie ihm junge Menschen an den Lippen hingen. Er musste damals wie ein Mann geklungen haben, der berechtigte Vorwürfe erhob, auch wenn er nur wenige Antworten hatte – abgesehen von Auflehnung.
Fox hielt an einer Tankstelle, tankte auf, aß ein Sandwich und trank im Wagen sitzend eine Flasche Irn-Bru. Als er wieder auf der Straße war und die ersten Schilder auftauchten, die Kippen ankündigten, fand er sich nach einem Überholmöver plötzlich hinter einem Transporter mit Satellitenschüssel auf dem Dach wieder. Fernsehteams waren in einer Art Konvoi unterwegs, um über den Anschlag zu berichten. Irgendwann blinkte der Transporter und fuhr am Fuß einer Hügelkette in einen Landschaftspark ein. Verschiedene Fußwege führten in den Wald, und es gab einen schlammigen Parkplatz, der mit Streifenwagen zugeparkt war. Fox fuhr seinen Volvo an den Straßenrand und stieg aus.
Journalisten sprachen in ihre Handys oder miteinander. Uniformierte Beamte versuchten sie davon abzuhalten, einfach draufloszumarschieren. Verstörte Wanderer kehrten zu ihren Geländewagen zurück, nur um festzustellen, dass sie zugeparkt worden waren. Fox konnte keine Spur von Jackson entdecken. Er wies sich gegenüber einem uniformierten Polizisten aus und wurde rechts in Richtung eines der Fußwege geleitet. An einem anderen Tag wäre das bestimmt ein schöner Spaziergang gewesen, auch wenn Fox dann andere Schuhe bevorzugt hätte. Ein paarmal rutschte er auf dem Laub aus, konnte sich gerade noch fangen. Je tiefer er in den Wald gelangte, desto unheimlicher und stiller wurde es um ihn herum. Schwer atmend blieb er stehen und horchte. Die Umgebung erinnerte ihn an den Hermitage-of-Braid-Park in Edinburgh, in dessen Nähe er aufgewachsen war. Als Kind war er mit Jude oft dort gewesen, sie hatten Verstecken gespielt und Stöcke in den schmalen, schnellfließenden Bach geworfen. Bis Jude irgendwann andere Jungs interessanter gefunden hatte als ihren Bruder.
Er zog sein Handy aus der Tasche und wollte sie anrufen, um die Erinnerung mit ihr zu teilen, doch dann zögerte er. Zwei uniformierte Beamte tauchten vor ihm auf. Sie baten ihn, sich erneut auszuweisen.
» Ich bin kein Reporter « , versicherte er ihnen, aber sie prüften seinen Ausweis trotzdem gründlich. Derjenige, der ihm die Karte zurückgab, sah aus, als hätte er eine Frage – Was hat das mit der Abteilung für interne Ermittlungen zu tun? –, aber Fox war schon weitergegangen, noch bevor er Gelegenheit hatte, sie tatsächlich zu stellen.
Der Anstieg war jetzt weniger steil, und Fox sah eine Lichtung zu seiner Linken, auf der sich mehrere Gestalten versammelt hatten. Er ging auf sie zu, niemand beachtete ihn. Jackson stand mit verschränkten Armen da und unterhielt sich mit einer dunkelhaarigen Frau. Sie trug einen cremefarbenen Trenchcoat, dazu grüne Gummistiefel, und auch sie hatte die Arme verschränkt. Fox blieb stehen und wartete, bis Jackson ihn entdeckte. Die Frau drehte zuerst den Kopf, ihre Augen verengten sich ein wenig, als sie versuchte, den Neuankömmling einzuordnen. Jackson drehte sich um, um zu sehen, was ihre
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