Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
da genau machten. Die beiden Toilettenkabinen waren ständig besetzt, ebenso befanden sich die Snackautomaten permanent in Betrieb. Ein junger Mann wollte einen davon zwingen, eine ganz bestimmte Zehnpencemünze anzunehmen. Jedes Mal, wenn sie wieder ausgespuckt wurde, versuchte er es erneut, nachdem er die Münze akribisch auf sichtbare Macken abgesucht hatte. Irgendwann ging Fox zu ihm und gab ihm eine andere Zehnpencemünze. Damit funktionierte es, doch der junge Mann wirkte deshalb kaum glücklicher.
» Gern geschehen « , sagte Fox und kehrte zu seinem Platz zurück.
Einem Mitarbeiter schien die Aufgabe zuzukommen, den Mülleimer zu leeren und die herumliegenden Zeitungen wegzuräumen. Der Müllsack war nicht einmal halbvoll, als er einen frischen einlegte. Zehn Minuten später kam er schon wieder, um zu sehen, wie voll der neue Sack war, und stellte den Eimer auf die andere Seite des Raums. Fox verkniff sich die Frage, warum. Im Fernsehen erklärte ein Mann einem anderen, wie wenig das kleine Schmuckstück wert war. Dann wurde es auf einer Auktion angeboten und nicht verkauft. Ob es sich wohl um ein Erbstück handelte, fragte sich Fox. Als es der ursprüngliche Eigentümer gekauft hatte, hatte er da geahnt, dass es eines Tages in einer Fernsehsendung gezeigt – und für den späteren Eigentümer zu einer herben Enttäuschung werden würde?
Die wartende Raucherin kam nach einer weiteren Zigarettenpause wieder rein, ihr trockener Husten kündigte ihre Rückkehr an. Dann öffneten sich erneut die Türen, als die Frau mit dem bandagierten Arm daran vorbeiging. Fox drehte sich auf seinem Platz zu ihr um.
» Würden Sie verdammt noch mal damit aufhören? « , schrie er. Sie wirkte überrascht. Ebenso die Frau an der Rezeption, die warnend die Stirn in Falten legte. Zum Zeichen, dass er sich geschlagen gab, hob Fox eine Hand und starrte wieder an die Decke. Nicht nur die Sache mit seinem Dad setzte ihm zu, das wurde ihm jetzt klar , sondern auch alles andere. Fragen wirbelten in seinem Kopf herum; Figuren, deren Leben sich plötzlich mit seinem eigenen verknüpften; der fehlende Schlaf; das Gefühl absoluter und elender Sinnlosigkeit …
Und dann kam eine SMS . Sie stammte von einer Nummer, die er nicht erkannte, und als er die Nachricht öffnete, sah er eine Adresse und eine Uhrzeit: 19 . 15 Uhr.
Fox gab die Adresse in die geografische Suchfunktion seines Handys ein. Die Universität Stirling befand sich in der Nähe. Fox vermutete, dass es sich um eine Einladung zu Alison Pears nach Hause handelte. Er beschloss, lieber nicht zu antworten, aber er übertrug die Nummer in sein Adressbuch, um sie künftig zur Hand zu haben.
Und um überhaupt etwas zu tun.
Nach knapp einer Stunde bat er die Frau am Empfang um einen Zwischenbericht und bekam mitgeteilt, dass sich sein Vater jetzt auf der Station befand.
» Dort entlang « , erklärte sie und zeigte auf eine Tür. Fox nickte zum Dank und folgte den Schildern an der Wand. Irgendwann kam er an ein Schwesternzimmer. Offenbar war sein Vater gerade erst vor wenigen Minuten hier eingetroffen. Mitarbeiterinnen wuselten immer noch um sein Bett herum. Eine Maschine überwachte seinen Herzschlag. Ein gleichmäßiges Piepen war zu hören, das mit den anderen Maschinen ringsum einen Rhythmus ergab.
» Wie geht es ihm? « , fragte Fox.
» Der Arzt kommt gleich. «
» Aber geht’s ihm so weit gut? «
» Sprechen Sie mit dem Arzt. «
Fox bekam einen Stuhl hingestellt. Sein Vater hatte die Augen geschlossen, eine durchsichtige Sauerstoffmaske bedeckte die untere Gesichtshälfte. Fox wollte seinem Vater die Hand drücken, aber er sah, dass an einem der Finger eine mit der Maschine verbundene
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